"Ausbremst is!"-Demo

Zugspitze: Anwohner wehren sich gegen Verkehr

Mehrere hundert Teilnehmer protestierten gegen den Verkehrskollaps im Zugspitzdorf Grainau.

Zugspitze: Anwohner wehren sich gegen Verkehr
© picture alliance/Peter Kneffel/dpa

Die Zugspitz-Region ist seit den ersten Tagen des Fremdenverkehrs in Bayern ein beliebtes touristisches Ziel für Urlauber, Tagesausflügler und Bergsteiger. 

<p>Menschen statt Autos: Demonstreiende bevölkern den Dorfplatz und die Durchgangsstraße in Grainau.</p>

Menschen statt Autos: Demonstreiende bevölkern den Dorfplatz und die Durchgangsstraße in Grainau.

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In den letzten Jahren sind es jedoch immer mehr Menschen geworden, die vor allem an schönen Tagen nach Freizeitvergnügen rund um Garmisch-Partenkirchen suchen.

<p>Sagt "Nein" zu den negativen Auswüchsen des Tourismus: Teilnehmerin des Protestzuges.</p>

Sagt "Nein" zu den negativen Auswüchsen des Tourismus: Teilnehmerin des Protestzuges.

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Und im Corona-Jahr 2020, in dem "Urlaub daheim" angesagt scheint, ist die Lage am Fuße des höchsten Berges Deutschland anscheinend endgültig eskaliert. 

Nicht enden wollende Blechlawinen, Verkehrslärm, Stau, zugeparkte Wege und Wiesen, Müll und Wildcampen: All das sind Begleiterscheinungen eines Ansturms auf Hot-Spots wie den Eibsee, die der einheimischen Bevölkerung mehr und mehr zusetzen und denen viele nicht mehr tatenlos zusehen wollen.

Am Samstag schlossen sich daher nach Angaben der Veranstalter etwa 500 Einheimische und auswärtige Umwelt-Aktivisten zu einem Demonstrationszug zusammen. Unter dem Motto "Ausbremst is!" gingen die Teilnehmer für eine Verkehrswende im Oberland auf die Straße.

Im Aufruf zur Demonstration auf Facebook hatte es geheißen: "So kann’s nicht weitergehen. Wir ersticken im Verkehr, Lärm und Müll - mit all den Folgen für Mensch, Tier und Natur."

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Wichtig ist den Initiatoren der Veranstaltung, dass sich die Demonstration nicht gegen Touristen im Allgemeinen richte, sondern gegen die negativen Begleiterscheinungen wie das immense Verkehrsaufkommen und das Müllproblem.

Als Lösungsvorschläge werden genannt:

  • Flächendeckender ÖPNV-Netzausbau mit attraktiven Angeboten, höherer Taktung und Anschlussanbindung ohne lange Wartezeit

  • Intelligente Verkehrsleitsysteme, Besucherlenkung und -beschränkung

  • Verbessertes, nahtloses Rad- und Fußwegenetz, genügend Stellplätze und E-Ladestationen, Sharing- und E-/Fahrrad-Verleihstationen

  • klimafreundlicher Shuttle- und Transport-Service (E-Bus, Rikschas, Kutschen etc.)

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Im Rahmen des Protestes wurden zudem Schilder hochgehalten, auf denen höhere Strafen für Wildparker gefordert wurden.

Der Polizei zu Folge sei die Demonstration störungsfrei verlaufen, auch die Abstands- und Hygienregeln seien vorbildlich eingehalten worden.

Die "Ausbremst Is"-Demo in Grainau war keine singuläre Kundgebung. Am 25. Juli war bereits in Wallgau unter dem gleichen Motto demonstriert worden. Weitere Demonstrationen in Kochel (22.08.), Murnau (05.09.) sowie Garmisch-Partenkirchen (12.09.) sind geplant.

Sollten zukünftig schon vor der Bergtour Parkplätze reserviert werden, um den starken Besucheransturm zu lenken? Diskutiert mit in unserem ALPIN-Kontrovers zu diesem Thema.

15 Kommentare

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Hans Rupoldinger

Ich finde Tourismus und Reisefreiheit gehört stark eingeschränkt. Wie die Grünen und die CSU bin ich absolut dafür so viel wie möglich zu verbieten oder zu erlauben und hintenrum mit Repressalien zu ahnden. So könnte man z. B. Kinder von Wildcampern von der höheren Schule ausschließen oder E-Bike Fahrer den Paß wegnehmen. Wichtig ist auch, dass solche Verbote als Verbrechen an der Gesellschaft dargestellt und geahndet werden.

Kettcar

Zwiegespalten. Wohne in Schlagdistanz und bin wohl der typische Tagestourist. Auf der einen Seite betonieren sie die Täler voll, stellen Lifte noch und nöcher auf, bauen Attraktionen an die Bergstationen, bauen die neue Zugspitzbahn mit noch mehr Kapazitäten um auch den letzten Japaner entspannt hochzugondeln, verdienen sich dumm und dämlich damit und kommen aber beim Verkehr seit Jahrzehnten nicht in die Pötte. Ich kann die Anwohner absolut verstehen. Die sollten sich aber mal ihren CSU Filz da unten vorknöpfen und sie das auch bei den Wahlen spüren lassen. (Wird wohl eher nicht passieren).
Tirol machts ja vor: Baut die Parkmöglichkeiten sauber aus. Stellt ein Dixie hin und jeder Tagesgast zahlt gern 6€ um dort zu stehen und um die Infrastruktur und den Betrieb zu unterstützen. Und ein Parkleitsystem für den Eibsee sollte doch möglich sein. Wenn voll Schranke unten in Grainau zu :-)

Martin Herrmann auf unserer Facebook-Seite

Alles nicht so einfach... Fluch und Segen zugleich... Aber als Anwohner der mit der Tourismusbranche nichts zu tun hat würde ich auch einen Hals bekommen... Ständig Touris um dich herum... und dann als Krönung noch Assis die kein Benehmen haben uns sämtliche Anstandsregeln ignorieren. Will nicht mit den Anwohnern tauschen...

Carsten Schymik auf unserer Facebook-Seite

Vielleicht sollte man sich in einigen Bayerischen Gemeinden mal das Zermatt Modell ansehen. Alle die dort keinen festen dauerhaften Wohnsitz haben müssen 15 km vor Oberstdorf, Garmisch, Lenggries ins Terminal zum Parken. Kostet 15 Euro am Tag und weiter geht's ausschließlich mit der Bahn oder mit dem Fahrrad.

Erna Schmid auf unserer Facebook-Seite

Wir sind immer mit dem Zug gefahren, weil wir wandern wollten und sind meist von einem anderen Ort zurück gefahren, was viel angenehmer ist, weil man nicht den Weg zurück muß. Viele wollen keine Tagesgäste, obwohl nicht wenige gut davon leben. Es zählen immer nur die eigenen Interessen. Viele verzichten schon, denn wer mag schon ständig im Stau stehen und den Ärger um den Parkplatz, aber der ungebremste Zuzug in Bayern dürfte dies wieder ausgleichen. Ich habe andernorts schon erlebt, daß man nur bis zu einem bestimmten Punkt fahren durfte und dann einen Zubringer- Bus benutzen durfte.

Andreas Güldenfuß

Vollkommen richtig. Aber natürlich schade, dass durch die jetzige Ausnahmesituation die komplette Schar der Campingbus-Fahrer als Feinbild dasteht. Schwarze Schafe gibt es überall - und die Camper haben meist ihr Klo dabei, die anderen auf dem Parkplatz nicht. Aber ganz gleich, ob an der Zugspitze oder der Nordsee-Küste: Wohnmobil-Zulassungen im Juli 10.678, das sind 95 % mehr als im Juli 2019. Neue Stellplätze? Vermutlich 0.

Der Beitrag wurde beim größten deutschen CamperVans-Magazin geteilt und auch dort kontrovers diskutiert: .facebook.com/campervans.mag

Stefan

Wir haben tatsächlich versucht den Jubi mit Bus und Gondel zu machen. Der Busfahrplan ist leider alles andere als flexibel. Der Zugfahrplan leider ebenso.

Am Vilsalpsee gibt es zum Beispiel eine Regelung in der man nur zu bestimmten Zeiten hoch und runter fahren darf tannheimertal.com/aktiv-im-sommer/wandern-tirol-allgaeuer-alpen/naturschutzgebiet-vilsalpsee/zufahrt/. Ein Problem in Garmisch ist aber auch, dass es kein Konzept zu Park&Ride gibt. Wo sollte man denn Parken, wenn man vernünftig öffentlich zum Eibsee möchte?

Gleiches gilt für die anderen Regionen. Die öffentliche Anreise funktioniert leider nur begrenzt gut.

Ein weiterer Vorschlag zum Thema Wildcampen -> Campen an Liftparkplätzen erlauben. Toiletten nachts zugänglich machen (das Klopapier haben die Leute ohnehin dabei) und für diesen Service eine vernünfitge Gebühr verlangen (5-10€) pro Fahrzeug.
Der Bikepark Brandnertal bietet hier z.B. eine gute Lösung, wenn auch ein klein wenig zu teuer bikepark-brandnertal.at/essen-schlafen/camping/.

Opa Jupp auf unserer Facebook-Seite

Bin am Donnerstagnachmittag (zum Glück) Richtung Österreich durch Garmisch/ Grainau gefahren und war erschüttert was da in die Gegenrichtung los war. Und das unter der Woche. Das hier was getan werden muss ist unübersehbar

Max Funder auf unserer Facebook-Seite

Man sollte vielleicht auch den ganzen Instagram Mist etwas im Auge behalten. Man erlebt immer wieder, dass Leute nur für ein Tolles Foto in die Berge gehen und sich selbst und am Ende auch freiwilligen Helfer in Gefahr bringen. Und weil dann ein tolles Foto gepostet ist gibt es viele Likes und noch mehr nachahmer die noch mehr likes haben wollen. Man lockt Touristen auch an indem man die Infrastruktur (z.B. Seilbahn) schafft.Es werden also Leute in Massen den Berg hochgeschafft die dort eigentlich nichts verloren haben (klingt hart ist aber meine Meinung). Ebenso verhält es sich mit den E-Bikes. Dadurch schaffen es ja nochmehr in die Natur die vielleicht schon beim Brötchen holen mit einem "normalem" Fahrrad überfordert sind. Ich verstehe das Anliegen total aber die Schuld immer nur auf die Touristen zu schieben ist auch nicht richtig.

Manfred Bierwirth auf unserer Facebook-Seite

Was sollen sie sonst tun?
Die Gemeinden sollten Straßen und Parkplätze sperren dürfen, wenn es zu voll wird. Sicherheit und Gemeinwohl gehen vor!

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