Nun aber ist in den Archiven des Deutschen Alpenvereins eine historische Karte aufgetaucht, die geeignet schien, die Besteigungsgeschichte der Zugspitze umzuschreiben. In einer Pressemitteilung des DAV hieß es: Diese "historische Karte aus der Zeit um 1770 beweist jedoch, dass bereits sehr viel früher Menschen auf dem Gipfel der Zugspitze gestanden haben müssen."
Worauf stützte sich diese Aussage?
Die handgezeichnete, kolorierte Karte, circa 50 x 110 Zentimeter groß, zeigt das Reintal in seiner vollständigen Länge vom Reintaler Hof bis zum Zugspitzblatt. Unter anderem, so der DAV in der Pressemeldung, sei auch eine gestrichelte Linie verzeichnet, die einen Steig markiere, der vom Zugspitzblatt über den Schneeferner auf den Gipfel der Zugspitze führe. Zudem existiert in der Legende der Karte eine Zeitangabe für den Weg "ybers blath ufn Zugspitz". Demnach sei belegt, "dass bereits lange vor der offiziellen Erstbesteigung im Jahr 1820 Menschen ihren Fuß auf die Zugspitze setzten."
Von den Medien wurde die "alpinhistorische Sensation" (Pressemeldung DAV) bereitwillig aufgenommen und weiterverbreitet. Die ursprünglich für Donnerstag dieser Woche angesetzte Pressekonferenz wurde wegen des großen Interesses auf Dienstag vorverlegt.
Das Gesagte relativiert die "Sensation". So sollte man sich in der Bewertung des Fundes der zurückhaltenden Sichtweise der DAV-Mitgliederzeitschrift "Panorama" anschließen, in der es heißt: "Als Beweis für eine Erstbesteigung der Zugspitze vor 1820 kann die Karte (...) nicht dienen, aber als deutliches Indiz, dass unbekannte Hirten oder Jäger lange vor der touristischen Erstbesteigung zum Gipfel der Zugspitze mindestens aber in den Gipfelbereich gelangt sind."