In diesem "Kontrovers" gibt es kein Pro und Contra, kein Schwarz gegen Weiß, sondern es geht um ein fast alltägliches Dilemma: Wir fragen uns, wie wir als aktive Bergsteiger am besten die Natur schützen.
Vor vielen Jahren, als ich als kleiner Bub aus dem Garten meiner Eltern zum Säuling hinaufschaute, sah ich hoch oben eine schöne grüne Wiese. Später lernte ich, dass sie Gamswiese heißt, und noch später stieg ich mit dem einen oder anderen Gamserl hinauf. Den Blick hinauf liebe ich nach wie vor, aber etwas hat sich verändert: Die Gamserldichte hat offenbar stark zugenommen. Das sieht jeder, der auf diesen Mode- und Aussichtsberg erster Güte steigt: Allein ist man nicht mehr, egal wann.
Und die Gamswiese wird von einer großen Furche geteilt. Der Bergpfad meiner Jugendtage ist zu einer Art Autobahn geworden, zu einem breites Geröllband, das den Berg entstellt. Den Nordanstieg auf den Säuling haben Füssener Bergführer in den Jahren 1903 bis 1906 angelegt.

ALPIN-Chefredakteur Bene Benedikt hat die Veränderung am Säuling über die Jahre hautnah mitverfolgt.
Er wird von der Alpenvereinssektion Füssen gepflegt und instandgehalten. Ihr erster Vorsitzender Peter Ziegler seufzt: „Das größte Problem sind Zeitgenossen, die alles abkürzen müssen. Durch Nachahmer entstehen Schuttautobahnen und Erosionsrinnen.“
Und nun frage ich mich: Was tun? Lieber nicht auf den Säuling gehen, um nicht noch mehr Erosion zu verursachen? Also Mode-Gipfel zu meiden, damit dort die Natur auchetwas aufatmen kann? Denn neben und hinter dem Säuling gibt es viele Berge, auch solche mit sensationell schöner Aussicht, die wenig besucht werden, weil sie kaum beschildert sind oder weil nur Pfadspuren auf ihre einsamen Gipfel führen.
Oder ist es besser, doch die Aussicht vom Säuling zu genießen und unter den vielen anderen Besuchern unverhofft einen alten Schulfreund zu treffen? Also die stillen Berge ganz in Ruhe zu lassen, damit sich Fuchs und Gams ungestört Gute Nacht sagen können?
Ich weiß nicht, was besser, geschweige denn, was richtig ist. Zwei Herzen schlagen in meiner Brust, wenn ich mir überlege, was der Natur wohl am meisten nutzt. Denn Daheimbleiben kann ja wohl nicht die Lösung sein! Können Sie mir helfen?
Besser unten bleiben? Das Ergebnis unserer Umfrage@zwischenHeadlineTag>
Wir wollten von Euch wissen, ob Ihr hauptsächlich auf gut erschlossenen und beschilderten Wegen unterwegs seid - oder einsame Pfade bevorzugt?
Das Ergebnis unserer Umfrage ist ziemlich eindeutig ausgefallen: Gut zwei Drittel der User gaben an, in der Regel gut ausgebaute Wanderwege zu meiden. Etwas über 30% votierten dafür, auf erschlossenen Wegen zu bleiben, auch um der Natur ihr Ruhezonen zu bewahren.
Sämtliche abgegebenen Kommentare findet Ihr unterhalb des Artikels.
7 Kommentare
Kommentar schreibenIch bleibe auf den gut gebahnten und beschilderten Wegen!
Auch einsame Pfade sind markiert und werden gepflegt. Aber eben ohne bewirtschafte Almen oder ähnliche Angebote für den Kommerz. Es gilt: Auf den vorgebenen Weg/Pfad bleiben.
Modegipfel, vor allem in der Nähe von Großstädten sind überlaufen und zerstört. Es gibt eine Unmenge schöner Gipfel mit unbekannten Namen. Aber ohne Hütte und Lift sind sie gottseidank noch relativ einsam, ohne Errosionen der Wege und intakter Natur.
Das eine tun und das andere kann nicht vermieden werden.... So erfreulich die aktive Betätigung der Mitmenschen ist, Spuren lassen sich dabei nicht vermeiden. Ich für mich bevorzuge Randzeiten und die Zwischensaison für diejenigen Berge die überlaufen sind. Und es gibt noch viele Ecken der Alpen, da ist man fast alleine unterwegs - so erlebt diesen Sommer in Norditalien :-)
Ich versuche, die überlaufenen Wege zu meiden, suche eher nach Ruhe in den Bergen. Dabei nutze ich jedoch trotzdem ausschließlich bereits vorhandene Wege und "lege" keine neuen Pfade an. Auch sollte man versuchen, nicht neben dem Weg noch einen Weg zu trampeln.
In einem echten Bergsteiger schlagen da wohl immer 2 Herzen in der Brust. Meistens meide ich diese magnetischen Orte wie Zugspitze, Sella, Chamonix, Arco etc. in der Hauptsaison schon lange. Manchmal tut das richtig weh!! Ich kann es aber auch genießen mit 40 Seilschaften Richtung Tannheimer Südwände los zu ziehen und dann alleine in "unserer Route" zu sein. Touren wie den Säuling dann eben im November, die Gemsen können damit umgehen, lass ich mir nicht nehmen. Berg frei.
Durch die Zunahme der Wanderer bzw. Bergsteiger ( nicht zuletzt wegen des Klimawandels ) in Bereichen, die früher nicht von "jedem" begangen werden konnten, ist eine Lenkung dieser Wandererströme unbedingt erforderlich.
Denn sonst beginnt ein Verdrängungsvorgang unserer - vor allem- Fauna,
letztlich aber auch der Flora ! Der dazu führt, daß unsere VIelfalt verloren geht ( was sie schon ohnehin in einem großen Ausmaß tut ).
Und was man noch unbedingt tun muß: man darf nicht jede Route "gestalten bzw. herrichten" !
Das ist beim Klettern schon ein wenig fad - für jede Route gibts schon einen Steig und Sicherungen.
Also - Lenkung -damit kann die Natur unberührter bleiben !