ALPIN Bergschule: Gesunde Füße am Berg

Ralf Dujmovits: "Der Gipfel wäre es mir nie wert gewesen, mir einen Zeh abzufrieren."

Ralf Dujmovits, 60, hat 2009 als erster Deutscher alle 14 Achttausender erreicht, bis auf den Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff. Der deutsche Extrembergsteiger, Bergführer und Expeditionsleiter aus dem badischen Bühl, ist einer der erfolgreichsten deutschen Höhenbergsteiger, zudem Vortragsredner, Buchautor und Sportkletterer

Ralf Dujmovits steigt lieber ab, als einen Zeh zu opfern.
© Ralf Dujmovits

ALPIN: Wie zufrieden bist Du mit Deinen Füßen?

Eigentlich sollte ich seit meiner Jugend wegen Senk- und Spreizfüßen Einlagen tragen. Ich hatte aber irgendwann das ständige Wechseln zwischen all den verschiedenen Sport-, Berg- und Kletterschuhen dick und hab‘ die Einlagen weggelassen. Was glücklicherweise bisher noch keinen weiteren Schaden angerichtet hat.

Ein größeres Problem waren für mich die deutlich längeren Zeigefinger-Zehen als die Großzehen. Lang habe ich dem kaum Beachtung geschenkt und damit meistens zu kleine (sprich zu kurze) Schuhe getragen. All die Kilometer, die ich auf dem Buckel habe, haben die Zeigefingerzehen ab dem Endgelenk irgendwann seitlich völlig krumm gebogen. Inzwischen trage ich zumeist eine halbe Nummer größer - ein guter Kompromiss für die zweite Lebenshälfte.

ALPIN: Deine Tipps & Tricks für gesunde Füße?

Immer hochwertige und optimal für den jeweiligen Zweck passende Schuhe tragen, die die Füße bei allem Blödsinn, den wir täglich so machen bestmöglich unterstützen! Seit fast 20 Jahren werde ich von LOWA mit Schuhen ausgestattet. Besser geht‘s kaum, da die Leisten von LOWA meiner Fußform ziemlich genau entsprechen. Ein zweiter Punkt sind gut sitzende, feuchtigkeitsabtransportierende und dem jeweiligen Zweck angepasste Socken oder Strümpfe.

Entsprechend liegen mindestens 20 verschieden Strümpfe- oder Sockenpaare zuhause in der Schublade. Und vom Frühjahr bis weit in den Herbst gehe ich im Haus und Büro meistens barfuß, wir haben überall Holzböden. Das gibt mir ein gutes Gefühl, belüftet optimal die Füße und trainiert die Fußmuskulatur.

ALPIN: Welche Fußpflege-Rituale hast Du?

Auf Expedition im Basislager vor jedem Start in die Hochlager oder zum Gipfel am Abend zuvor die Füße nochmal waschen. Und immer frische Socken anziehen und für den Gipfel ein weiteres frisches Paar Wechselstrümpfe. Zuhause creme ich mir die Füße regelmäßig mit einer Pflegecreme ein. Leider habe ich mir vor vielen Jahren links einen Nagel- bzw. Fußpilz eingefangen. Trotz intensiver Bemühungen habe ich den nie wieder ganz weggebracht - und muss immer mal wieder mit einer Pilzcreme gegensteuern. Und besonders darauf achten keine kalten und feuchten Füße zu haben, die er anscheinend besonders mag.

ALPIN: Trainierst Du Deine Füße speziell?

Speziell fürs Klettern mach‘ ich regelmäßig spezielle Zehengymnastik und Zehenkräftigungsübungen. Ansonsten sind Fußpfleger und Podologe bei mir Fehlanzeige. Vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken.

ALPIN: Auf was achtest Du bei Deiner Schuhauswahl?

Der Schuh muss perfekt sitzen und dem jeweiligen Einsatzzweck zu 100 Prozent entsprechen. Ein zu weicher Trekkingschuh geht in alpinem Gelände im Laufe der Zeit zu Lasten der Gelenke, der Fuß wird frühzeitig müde und es ist einfach zu gefährlich. Oder ein zu harter Schuh führt auf gemütlichen Wanderetappen unter Umständen zu Blasen.

Bei Schuhen, die ich viele Stunden am Stück trage, ist mir wichtig, eine gut funktionierende Membran eingearbeitet zu wissen. GoreTex hält zum Beispiel die Nässe draußen, lässt aber trotzdem den Fußschweiß bis zu einem gewissen Grad abdampfen und verbessert damit das (Feuchtraum-)Klima im Schuh erheblich.

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ALPIN: Gibt es spezielle Lieblingsschuhe?

Auf Trekking in anspruchsvollerem Gelände oder zu den Basislagern im Himalaya oder Karakorum trage ich seit vielen Jahren den Camino GTX von Lowa. Den gibt es inzwischen auch in der upgedateten Evo-Version (entsprechend für Damen den Mauria GTX EVO). Wenn es alpiner wird, Kletterpassagen dabei sind oder auch mal die Steigeisen drauf müssen, trage ich am liebsten den superleichten Lowa Alpine SL GTX, den es jetzt in der Alpine Evo GTX Version gibt. Meine Lowa Schuhe haben mich tatsächlich bei meinen vielfältigen Bergsportaktivitäten noch nie im Stich gelassen. Wahrscheinlich bin ich deshalb von irgendwelchen Fußblessuren verschont geblieben.

ALPIN: Und Deine eher geduldeten statt gemochten Schuhe?

Der Expedition 8000 EVO RD (Lowa), ein hochspezialisierter Expeditionsschuh für extrem kalte Temperaturen. Und nur genau dort trage ich den Schuh, weil er einfach der wärmste auf dem Markt ist. Für andere Zwecke wäre er zu unpräzise, zu schwer - und einfach deutlich zu warm.

ALPIN: Was war Dein schlimmstes Fuß-Erlebnis?

Ende September 1992 musste ich am Everest im Aufstieg ohne (Zuhilfenahme von) Zusatzsauerstoff am Südgipfel umkehren. Zu kalte Füße! Der in greifbarer Nähe liegende Gipfel wäre es mir nie wert gewesen, mir auch nur einen Zeh abzufrieren. Erst am Südsattel 800 Meter tiefer, nachdem ich kniend die Füße in einem hinter mir stehenden Wassertopf aufgetaut habe, kam wieder Leben in die Zehen. Die Umkehr war bis heute die bitterste, aber gleichzeitig auch die beste Entscheidung in meinem Leben.

ALPIN: Was steht in Sachen Berg als nächstes bei Dir an?

Ein Projekt, das sich fast über das ganze Jahr 2022 hinzieht. Über das ich aber erst nach Beendigung im Herbst reden möchte.

Zahlen und Fakten rund um die legendärsten Kletterrouten im Fels erfahrt ihr in unserer Fotogalerie: Meilensteine des Kletterns Teil II:

Text von Beate Hitzler

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