Firmenporträt Lowa

Lowa: Gipfelstürmer seit 1923 - Made in Germany

Lorenz, Hans und Adolf Wagner lebten vor mehr als hundert Jahren in der bayerischen Gemeinde Jetzendorf an der Ilm. Sie erlernten das Schusterhandwerk von ihrem Vater und schrieben danach Alpinschuh-Geschichte: als Gründer der Marken LOWA, Hanwag und Hochland.

Firmenporträt Lowa: Gipfelstürmer seit 1923

Firmenporträt Lowa: Wie alles begann

Der Bedarf an Schuhen war groß in den 1920er-Jahren, die Menschen waren in erster Linie auf "Schusters Rappen" unterwegs. Lorenz’ Brüder ließen sich als selbstständige Schuhmacher nieder. Hans Wagner ging nach Vierkirchen, sein Bruder Adolf nach Weichs, beide Orte liegen etwa zehn Kilometer von Jetzendorf entfernt. Die "Bruderfirma" ist LOWA bis heute in freundschaftlicher Konkurrenz verbunden.

<p>Lorenz Wagner, der Gründer von LOWA, 1923.</p>

Lorenz Wagner, der Gründer von LOWA, 1923.

Adolf Wagner, der jüngste der drei Brüder, heiratete 1923 nach Weichs, übernahm die dortige Schuhreparaturwerkstätte und entwickelte sie in zehn Jahren zu einer Schuhfabrik mit 30 Beschäftigten. In der Nachkriegszeit gelang der Neuanfang unter dem Markennamen Hochland.

Firmenporträt Lowa: Die "Ilmtaler Sportschuhfabrik"

Die Parallelen zu den Geschichten seiner Brüder sind nicht zu übersehen: Lorenz Wagner, geboren 1893, übernahm als ältester Sohn 1922 das Anwesen seiner Eltern in Jetzendorf. Dazu gehörte etwas Grund und die Landschusterei seines Vaters Johann. Lorenz hatte große Pläne: Er wollte zusammen mit seiner Frau Therese die "kleinbäuerliche Schusterwerkstatt" zu einem richtigen Betrieb ausbauen. 

<p>Das Wagner-Elternhaus in Jetzendorf.</p>

Das Wagner-Elternhaus in Jetzendorf.

Also erwarb er erste Maschinen und gründete 1923 sein eigenes Unternehmen, das damals noch nicht LOWA hieß. Ab 1930 arbeitete ein tüchtiger Lehrling namens Josef Lederer im Betrieb mit. Nach dem Ende seiner Lehrzeit verließ Josef Lederer die Ilmtaler Sportschuhfabrik, wie sie damals noch hieß, kehrte aber über 15 Jahre später zurück.

Lowa nach dem zweiten Weltkrieg: Ein neuer Name und neue Schuhe

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste Lorenz Wagner seine Schuhfabrik neu organisieren. Die Gebäude und die Maschinen standen noch, aber Schuhe für Gebirgsjäger wurden nicht mehr benötigt und die französischen Kriegsgefangenen, die einen Großteil der Arbeiter bei der Ilmtaler Sportschuhfabrik ausmachten, kehrten in ihre Heimat zurück.

Auch wenn der Bedarf an Schuhen in der Nachkriegszeit groß war – die Konkurrenz war es auch. Nicht nur die Wagner-Brüder in Weichs und Vierkirchen, auch andere Schuhfabriken in und um München behaupteten sich auf dem Markt. Die Ilmtaler Sportschuhfabrik musste sich neu erfinden, Arbeiterinnen und Arbeiter einstellen und neue Kundschaft gewinnen. Lorenz Wagner schuf die Marke LOWA, gebildet aus den Anfangsbuchstaben seines Namens.

Lowa Anfang der 1950er Jahre: Die Firma in Schwierigkeiten

Anfang der 1950er-Jahre war wenig Material und wenig Geld vorhanden. Die Korea-Krise verstärkte diese Entwicklung. Der für LOWA wichtige Rohstoff Leder wurde knapp und teuer. LOWA stand kurz vor der Pleite. Ein Plan zur Rettung der Schuhfabrik wurde gebraucht und glücklicherweise hatte sich Lorenz Wagner den richtigen Mann und die richtige Frau dazu bereits in die Firma geholt. 

Seine Tochter Berta (Berti) Wagner war inzwischen kaufmännische Leiterin von LOWA. Außerdem arbeitete Sepp Lederer, der erst kurz zuvor aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, als Betriebsleiter in der Schuhfabrik. Sepp Lederer plante eigentlich "nur ein Jahr" zu bleiben. Doch in der finanziellen Krise wollte und konnte er dann nicht mehr gehen. 

Er übernahm gemeinsam mit Lorenzes Tochter Berti die Verantwortung für die Firma. Die Gläubiger rieten LOWA zu einem Vergleich, doch es gelang Sepp und Berti, mit diesen einen Aufschub der Rückzahlungen zu verhandeln.

Lowa nach der Krise: Wir machen weiter!

Es war eine anstrengende Zeit. Berti Lederer schilderte später, dass die Insolvenz jeden Monat von Neuem drohte und abgewendet werden musste. Doch die gemeinsame Bewältigung der Herausforderungen gelang – und brachte Berti und Sepp einander näher. Die beiden heirateten im Juli 1952.

Lorenz Wagner erlebte diese dramatischen Ereignisse in seinem letzten Lebensjahr. Er starb 1953 im Alter von 60 Jahren. LOWA war noch nicht über den Berg. Berti Lederer erinnerte sich Jahrzehnte später: "Beim Tode meines Vaters im April 1953 gingen wir hinter dem Sarg Richtung Friedhof und waren überwältigt von der Anteilnahme, die uns aus Jetzendorf zuteil wurde. Spontan drückte Sepp meinen Arm und sagte mit einem Blick auf die vollzählig erschienenen LOWA-Mitarbeiter: Wir können unmöglich den Betrieb schließen, das wäre das Letzte, was sich Lorenz gewünscht hätte. Wir machen weiter!"

Lowa: Auf den höchsten Bergen der Welt

Mitte der 1950er-Jahre war die Krise endlich überwunden. Auch der Sohn des Firmengründers, Josef Wagner, arbeitete jetzt bei LOWA mit, er war für die Fertigung zuständig und teilte sich mit Sepp Lederer die Geschäftsleitung. Berti Lederer leitete nach wie vor den Verkauf.

<p>Mitte der 1950er Jahre ist die Zeit der "Eroberung" der Hochgebirge.</p>

Mitte der 1950er Jahre ist die Zeit der "Eroberung" der Hochgebirge.

© picture alliance / akg-images

LOWA beendete die Produktion von Straßen- und Haferlschuhen und konzentrierte sich auf die Produktion von hochwertigen Berg- und Skischuhen. Es gab erste Marketing-Aktionen, Prospekte wurden gedruckt und Messen besucht. Bekannt wurde LOWA in dieser Zeit auch durch die Ausstattung vieler Hochgebirgsexpeditionen. Internationale Bergsteiger besuchten den Schuhhersteller im bayerischen Jetzendorf, um sich beraten zu lassen und maßgeschneiderte Schuhe in Auftrag zu geben.

Lowa in den 1980er Jahren: Leicht und schwer

Sepp Lederer zog sich im Jahr 1988 aus der Geschäftsleitung zurück. Sohn Stefan übernahm gemeinsam mit Berti die Führung von LOWA. Er entwickelte die neue Generation der leichten Bergschuhe weiter, die seit einigen Jahren den Markt eroberten. Trekkingschuhe waren als outdoor-taugliche Konkurrenz zum Turnschuh entstanden.

<p>Seit über einen Vierteljahrhundert das  Erfolgsmodell von Lowa: der Renegade.</p>

Seit über einen Vierteljahrhundert das  Erfolgsmodell von Lowa: der Renegade.

Lowa: Umbruch in den 1990er Jahren

Die dritte Generation Wagner/Lederer wirtschaftete nicht so erfolgreich wie die Vorgänger. Aufgrund einer Reihe von unternehmerischen Fehlentscheidungen und Marktveränderungen geriet LOWA finanziell in Schieflage. Wieder bestimmten die Banken über das Schicksal der Firma. In dieser Zeit kam Werner Riethmann zu LOWA. Er kannte LOWA und die Familie Lederer. 1992 setzte ihn der Beirat der Deutschen Bank als Geschäftsführer ein.

Lowa: Tecnica sichert sich Anteile und Zukunft der Firma

Es gab mehrere Interessenten an der Schuhfabrik, schließlich setzte sich als Käufer die italienische Firma Tecnica durch. Das Familienunternehmen war zu einer ähnlichen Zeit und mit ähnlichen Produkten wie LOWA entstanden. Es hatte sich ab 1930 aus einer kleinen italienischen Schusterwerkstatt entwickelt. Der internationale Durchbruch gelang der Firma 1970 mit der Erfindung der Moon Boots. Diese Après-Ski-Stiefel gehören inzwischen zu den Klassikern des Industriedesigns.

Mit dem Kauf der Mehrheitsanteile von LOWA sicherte sich Tecnica eine wichtige Stellung innerhalb des Alpinschuhmarktes. Ebenfalls beteiligt an LOWA ist seit dieser Zeit Werner Riethmann, der bald nach dem Verkauf zurückkehrte und damit sozusagen ein zweites Mal bei LOWA anfing.

<p>"Qualität über die gesamte Wert-<br>schöpfungskette – da kommen wir her,<br>da sind wir zu Hause.", Alexander Nicolai, seit 2019 CEO von Lowa.</p>

"Qualität über die gesamte Wert-
schöpfungskette – da kommen wir her,
da sind wir zu Hause.", Alexander Nicolai, seit 2019 CEO von Lowa.

© Kerstin Rysavy

Lowa: Wohin führt der Weg?

Das neue Führungsteam bei LOWA zeigte bald: LOWA bleibt eine Alpinschuhfabrik und LOWA bleibt in Jetzendorf. LOWA-Bergschuhe machten sich mit großen Schritten auf den Weg zum Erfolg. Umstrukturierungen, Investitionen, Erweiterungsbauten und technische Weiterentwicklungen führten die Firma auf den nächsten Gipfel: den Verkauf von einer Million Paar Schuhe im Jahr 2000. Zehn Jahre später hat sich die Zahl verdoppelt und pünktlich zu einem Jahrhundert LOWA stieg die Verkaufszahl bereits auf drei Millionen Paar an.

1 Kommentar

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Frank auf Facebook

Besonders gut finde ich, dass man die abgelaufenen Sohlen austauschen/erneuern kann. Danach hat man für 80 Euro neue Schuhe, die schon eingelaufen sind.