Mit Mayan Smith-Gobat & Thomas Senf

Papert wiederholt "Riders on the Storm"

Anfang Februar gelang Ines Papert, Mayan Smith-Gobat und Thomas Senf die fünfte bekannte Wiederholung der Route "Riders on the Storm" am Torre Central (2800m) im chilenischen Torres del Paine Nationalpark.

Papert wiederholt "Riders on the Storm"
© Thomas Senf

"Riders on the Storm" ist ein Klassiker. Die Linie durch die rund 1300 Meter hohe Ostwand des Torre Central wurde 1991 vonden deutschen Kletterern Wolfgang Güllich, Kurt Albert, Bernd Arnold, Norbert Bätz undPeter Dittrich während einer sechswöchigen Expedition eröffnet.

Seit ihrer Erstbegehung vor nunmehr 25 Jahren ist die anspruchsvolle Route (7c) im steilen Granit erst vier Mal wiederholt worden. Die erste, komplett freie Begehung steht bis heute noch aus.

Ines Papert und Mayan Smith-Gobat sind diesem großen Ziel aber während ihrer gemeinsamen Chile-Expedition vom 16. Januar 20. Februar 2016 ein gutes Stück näher gekommen.

Ganze 15 Tage "arbeiteten" die beiden Extremkletterinnen in Begleitung des schweizer Alpinisten und Fotografen Thomas Senf an ihrem "Riders"-Projekt.

Während dieser Zeit gelang es dem Team, von insgesamt 38 Seillängen 34 frei zu klettern, darunter auch die fünf Seillängen einer neuen Variante von Papert und Smith-Gobat im unteren Teil der Wand.

Einfach mal "hochgepapert"

Die Kletterei verlangte den beiden Profis ihr ganzes Können ab - und noch mehr: "Noch nie zuvor erschien es mir nötig, mich für meinen Kletterschuh auf einer Seite und meinen steigeisenfesten Schuh auf der anderen Seite zu entscheiden. Doch die 18. Seillänge (7B+ Offwidth) ließ mir keine andere Wahl. Eine für mich neue Technik, die ich auch nach mir benannt haben will - 'hochgepapert'! Außerdem nutzte ich meine Eisgeräte sowohl zum Klettern als auch als Zwischensicherung", erinnert sich Ines Papert.

Und Mayan Smith-Gobat ergänzt: "Nicht selten klemmten die Finger, die Hand oder der ganze Körper in einem vereisten Riss, was auch für mich eine neue Herausforderung darstellte. Das Gefühl in den Fingern nicht zu verlieren, blieb oft nur ein Wunsch. Trotz blutender Finger konnte ich die 29. und 30. Seillänge befreien."

Am 06. Februar erreichte das Trio schließlich den Gipfel des Torre Central (2800m). Die Freude über den Erfolg bekam allerdings in der darauffolgenden Nacht einen großen Dämpfer.

Ein kühlschrankgroßer Block flog geräuschvoll an den schlafenden Kletterern vorbei, während ein Stein ihr Portaledge traf und das Zelt in zwei Hälften zerriss und knapp neben den erschrockenen Kletterinnen liegen blieb.

Ab dem Gipfeltag sollte das Wetter dann doch noch richtig "patagonisch" werden. Mit nur minimalem Zeitfenster in Sicht mussten die beiden Frauen akzeptieren, dass die zwei schwierigsten Seillängen ihrer Variante von ihnen nicht befreit werden konnten.

Die Ernsthaftigkeit dieser Wand stellte das Team demnach auch weiterhin auf die Nervenprobe. Paperts Helm wurde durch Eisschlag unbrauchbar gemacht. Und als sie dann am letzten Tag an nur einer verbleibenden Litze des durch Steinschlag zerstörten Statikseils hinauf jumart, stand für die 41-jährige Sächsin fest, dass es für sie ein Wiedersehen mit dem Torre Central nicht geben wird:

"Ich hatte genug Glück in dieser Wand. So reizvoll es mir erscheint, wiederzukommen. Aber ich habe mich dagegen entschieden. Mayan möchte sich dieser Aufgabe ein weiteres Mal stellen, dafür wünsche ich ihr alles Glück der Welt".

"Riders on the storm" hatte auch die Neuseeländerin an ihre Grenzen gebracht: "Ich musste mein ganzes Kletterkönnen, meine Erfahrung vom Bouldern, den Big Walls und meine geringe alpine Erfahrung aufbringen, um diese Route klettern zu können. Ich habe alles gegeben und mich total ausgepowert; körperlich, aber auch mental."

"Als wir endlich den höchsten Punkt erreicht hatten, ging ein Traum in Erfüllung. Nachdem wir über Wochen an der Wand waren und der Blick immer nur in eine Richtung gehen konnte, war es unglaublich auf dem Gipfel zu stehen“, so Mayan Smith-Gobat in der Rückschau.

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