Traumgipfel mit Oberservatorium

Bergporträt: Hoher Sonnblick (3.106 m)

Der Hohe Sonnblick liegt im östlichen Teil der Hohen Tauern in der – verglichen mit Großglockner und Großvenediger – sehr viel weniger vergletscherten Goldberggruppe. Sein wuchtiger Korpus aus Granit und Gneis riegelt das Rauriser Tal abrupt gegen Süden ab.

Beliebte Skitour: Der Aufstieg zum Hohen Sonnblick.
© Herbert Raffalt

Kilometerbreit wächst seine Nordflanke unvermittelt über dem Talschluss von Kolm-Saigurn empor – ein echter Hingucker. Allerdings ist das Gemäuer von ausgesuchter Brüchigkeit, weshalb der Berg von dieser Seite heutzutage kaum mehr bestiegen wird.

Ganz anders präsentiert sich der Sonnblick nach Osten und Süden. Hier prägen sanftere Formen das Landschaftsbild: Mulden, Buckel und Rücken, darin eingelagert das spaltenarme Goldbergkees. Dies ist die Schokoladenseite des Sonnblicks, im Frühling ein Meer an Firnwannen, durch das die Skitourengeher toben.

<p>Die Nordwand des Sonnblicks –  hier vom  Skianstieg zum Hocharn – ist der Hingucker im Talschluss von Kolm-Saigurn.  </p>

Die Nordwand des Sonnblicks – hier vom Skianstieg zum Hocharn – ist der Hingucker im Talschluss von Kolm-Saigurn.

© Herbert Raffalt

Hoher Sonnblick: Normalweg über den Gletscherlehrpfad

Die beiden so unterschiedlichen Gesichter des Sonnblicks trennt der Südostkamm, den man nur in seinem obersten Bereich mit Fug und Recht als Grat bezeichnen kann. Über ihn führt der Normalweg, ein bestens markierter Steig mit angegliedertem Gletscherlehrpfad. Der Weg ist für alpin erfahrene Berggeher nirgendwo schwierig zu begehen, verlangt aber mit beinahe 1600 Höhenmetern ein hohes Maß an Kondition. Zudem finden sich im oberen Bereich ein paar Kraxelstellen und je nach Jahreszeit sind hie und da Altschneefelder zu überqueren.

Die Besteigungsgeschichte des Hohen Sonnblicks: Dominiert vom Bergbau

Die Besteigungsgeschichte des Sonnblicks schreibt kein pompöses Kapitel der Alpinhistorie, nicht einmal die Erstbesteiger sind bekannt. Das ist auch nicht sehr verwunderlich, da schon im späten Mittelalter hoch oben am Berg Goldbergbau betrieben wurde – so mancher Stollen liegt heute noch unter den Resten des Goldbergkeeses verborgen. Im Laufe der Jahrhunderte hat es immer wieder wagemutige Knappen und Bergmänner gegeben, die nicht nur dem Lockruf des Goldes, sondern auch dem des nahen Gipfels gefolgt sind. 

<p>Am Gipfelobservatorium des Hohen Sonnblicks wird seit 135 Jahren durchgehend das Wetter beobachtet und  aufgezeichnet. </p>

Am Gipfelobservatorium des Hohen Sonnblicks wird seit 135 Jahren durchgehend das Wetter beobachtet und aufgezeichnet. 

© Herbert Raffalt

Einer der Aktivsten war im ausgehenden 19. Jahrhundert der Rauriser Bergwerkspächter Ignaz Rojacher. Er hatte den Goldbergbau von der Pike auf erlernt und kannte den Berg von innen und außen wie seine Westentasche. Ihm und dem Wiener Meteorologie-Pionier Julius von Hann ist der Bau des Observatoriums (und des Zittelhauses) auf dem Gipfel des Sonnblicks zu verdanken. Die Wetterwarte ist seit dem 2. September 1886 bis heute durchgehend besetzt – mit Ausnahme von drei Tagen im November 1918, als das alte Österreich unterging.

Verbauter Gipfel: Sonnblick-Oberservatorium und Zittelhaus

Seit Rojachers Tagen hat sich viel getan am Sonnblick: Die spartanischen Unterkünfte sind einer meteorologischen und glaziologischen Hightech-Forschungsstation gewichen, die zu den international renommiertesten des Kontinents zählt. Und dank der ausgezeichneten Infrastruktur mit nicht weniger als fünf Hütten hat sich der Sonnblick mittlerweile zu einem höchst begehrten Ziel für Skitourengeher und Dreitausender-Sammler entwickelt.

<p>Die kleine Rojacher Hütte gewährt am sommerlichen  Normalweg einfache Einkehr und Unterkunft.</p>

Die kleine Rojacher Hütte gewährt am sommerlichen Normalweg einfache Einkehr und Unterkunft.

© Herbert Raffalt

Der Hohe Sonnblick: Bestens markierte, hochalpine Wanderung

<p>Hoher Sonnblick: Die Tour in der Übersicht.</p>

Hoher Sonnblick: Die Tour in der Übersicht.

© Tyrolia Verlag
  • Schwierigkeit: Hochalpine Wanderung mit einigen versicherten Stellen und Stellen I, keine Gletscherberührung, aber Altschneefelder. Durchgehend bestens markiert.

  • Höhenunterschied/Länge: 1580 Hm, 5 1/2–6 Std. Aufstieg, 21/2–3 Std. Abstieg

  • Material: Normale Bergaussrüstung. Seil, Pickel und Steigeisen kann man am Sonnblick getrost zu Hause lassen, solange man am Südostgrat auf- und absteigt.

  • Talort: Rauris, 949 m.

  • Ausgangspunkt: Parkplatz Lenzanger, 1550 m, am Ende der Mautstraße vom Bodenhaus. Von dort 20 Min. nach Kolm- Saigurn (Gasthof Ammererhof und Naturfreundehaus). Von Mitte Juni bis Ende September öffentlicher Bus vom Bahnhof Taxenbach im Pinzgau nach Kolm-Saigurn.

  • Hütte: Zittelhaus, 3105 m, ÖAV Rauris, bewirtschaftet Anfang März bis Mitte Mai (bei entsprechenden Verhältnissen ab Anfang Februar an Wochenenden), Ende Juni bis Ende September, sonst Winterraum, Schlüssel bei den Wetterwarten.

  • Route: Vom Parkplatz Lenzanger auf der Fahrstraße nach Kolm-Saigurn. Am Naturfreundehaus vorbei und in Kehren durch den schütteren Wald empor. Vorbei am Barbarafall, zuletzt über Almmatten zum Naturfreundehaus Neubau. Dort nach Südwesten über den Abfluss des Goldbergkeeses und jenseits in Serpentinen über die kargen, zunehmend blockigeren Hänge empor. Der Steig quert zwei alte Moränenrücken (dazwischen evtl. Altschneefelder) zur Rojacher Hütte. Danach am mittlerweile ausgeprägteren Südostgrat, teils versichert, empor bis zum Gipfel mit dem Zittelhaus und dem Observatorium.

  • Abstieg: Ebenfalls über den Südostgrat.

  • Tipp: Bei entsprechenden Wetterverhältnissen und -aussichten unbedingt im Zittelhaus übernachten: Die Sonnenauf- und -untergänge (besonders bei mittelhoher Schichtbewölkung) sind der Hammer. Tags darauf kann man ja …

  • Weitere Routen: … die Überschreitung zum Hocharn anschließen und nach Kolm-Saigurn absteigen, Stellen I, teilweise versichert, gut markiert, 580 Hm, 61/2–7 Std.

  • Alternativer Abstieg: Etwas kürzer in Richtung Hocharn und über den Goldzechkof und ab der Goldzechscharte absteigen.

<p>Austria Alpin - Große Gipfel Österreichs</p>

Austria Alpin - Große Gipfel Österreichs

© Tyrolia Verlag

Mit freundlicher Genehmigung aus:

Text von Robert Demmel

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