Nach schwerem Unfall

Tube-Verbot im Kletterzentrum

Als Konsequenz aus einem schweren Kletterunfall, der sich am 05. April im Kletterzentrum Nordhessen ereignet hatte, haben die Verantwortlichen in Kassel nun ein Sichern mit Tubern verboten.

Tube-Verbot im Kletterzentrum

In einer Mitteilung des Kletterzentrums heißt es: "Als Konsequenz dieses bedauerlichen Unfalls hat die Leitung der Kletterhalle verfügt, dass das von den beiden Kletterern ausgewählte Sicherungsgerät Tube in unserer Halle nicht mehr benutzt werden darf. Wie schon in der Vergangenheit raten wir zu einem Smart oder einem Grigri."

Der Vorfall dürfte die Diskussion um das beliebte Sicherungsgerät neu entfachen. Wie die DAV-Sicherheitsforschung in einer Studie zu Kletterunfällen in den Jahren 2012/13 zeigen konnte, ist das Tube für die meisten Kletterer immer noch erste Wahl; 56% aller Hallenkletterer vertrauen auf das einfache und preisgünstige Sicherungsgerät. 

Und auch bei einer anderen Statistik haben Tuber die Nase vorn: Zwei Drittel der aller Unfälle in Kletterhallen passieren mit Geräten dieses Typus.

Die Sicherheitsexperten des Alpenvereins sehen das Tube daher als Sicherungsgerät für erfahrene Kletterer, die viel Routine im Halten von Stürzen und "ausreichend Handkraft" haben. Anfängern, Gelegenheitskletterern und leichten Sicherer rät die DAV-Sicherheitsforschung zu Halbautomaten.

Für ALPIN-Testredakteur Olaf Perwitzschky bieten die halbautomatischen Sicherungseräte auch außerhalb des Hallenbetriebes Vorteile:

 "Wir empfehlen schon seit langem für alle Situationen, bei denen die Ablenkung sehr groß sein kann, halbautomatische Geräte oder Auto-Tuber (Tuber, die blockieren). Das gilt für (volle) Hallen, aber auch für wuselige Klettergärten oder Gebietemit abschüssigem Einstiegsbereich."

Mehr zu diesem Thema finden Sie in der aktuellen Mai-Ausgabe von ALPIN.

Sollte das Sichern mit Tubern in Hallen generell verboten werden? Was meinen Sie? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!

2 Kommentare

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DrBloomer

Für Gebiete mit abschüssigem Einstiegsbereich empfiehlt sich eine Selbstsicherung - egal was für ein Sicherungsgerät benutzt wird. Sollte ich nämlich (ohne) beim Sichern den Abgang machen, würde mir mein Vorsteiger relativ beeindruckt mit nach unten folgen.
Ablenkung ist auch beim Sichern mit Autotuber ungesund.
Einem Verbot von Tubern durch den Hausherrn einer Kletterhalle kann man wohl nichts entgegensetzen. Er könnte genauso gut auch enge Lycrahosen verbieten. Machen kann man dagegen nichts. Er ist der Hausherr und hat die Hosen an. Problematisch wird es jedoch, falls dieses "Verbot" langsam seinen Weg nach draussen findet und wir (das Klettervolk) dann nicht mehr mit Tuber (oder HMS, da ja auch kein Halbautomat) sichern dürfen. Der Tuber ist ein Sicherungsgerät für Fortgeschrittene, welches eines erweitertenTrainings bedarf. Warum behandeln wir es nicht als solches? Die Erfahrung zeigt, dass Verbote oftmals einen Rattenschwanz hinter sich her ziehen.
Wollen wir das wirklich? Sicherungstrainings incl. Stürzen, am besten frisch am Beginn der Klettersaison und auch dazwischen würde viele Unfälle besser vermeiden helfen als Verbote.
Beste Grüße
DrBloomer

Langerheinz

Die Deckenhallen abhängen, den Lounge Bereich vergrößern, den Rest zum Boulderbereich ausbauen, die Zahl der Unfälle in Kletterhallen können wir schlagartig reduzieren. Und tun noch was für unser grünes Logo oder Gewissen. Das wollen wir doch nicht wirklich. Nachdem in (Mehr-) Seillängenrouten das Tube prominent vertreten ist, klar der falsche Ansatz, dieses zu verbieten. Aufklärung und Veränderung sind die Lösung. Aufklärung z.B. durch freiwillige Schulungen, Veränderungen z.B.die geraden Sicherungslinien in den Hallen kreativ auf mehr Seilreibung, analog Fels, auslegen. Gerade darin sehe ich ein großes bis lang gänzlich vernachlässigtes Sicherheitspotenzial.