Bergrettung irritiert

"Was kostet die Rettung?" – Paar will trotz Gewitter biwakieren

Ein Wanderer und seine Freundin wählten in der Nacht auf Freitag (25. August 2023) vom Gipfel des Hinterunnütz in Tirol den Notruf. Obwohl sich eine Gewitterfront abzeichnete und die junge Frau unter Panickattacken litt, ging es zunächst um die Kosten für den Einsatz. Die zuständige Bergrettung zeigte sich irritiert. Das Paar konnte schließlich selbstständig absteigen.

"Was kostet die Rettung?" – Paar will trotz Gewitter biwakieren
© Kogo/commons.wikimedia.org

Bergwachteinsatz am Hinterunnütz

Wie der zuständige Ortsstellenleiter der Bergrettung Achenkirch, Sandro Huber, gegenüber der Kronenzeitung berichtet, habe das 21 und 22 Jahre alt Paar am Hinterunnütz im Norden des Achensees biwakieren wollen. Mit Einbrechen der Dunkelheit bekam die junge Frau eine Panikattacke, worauf ihr Begleiter den Notruf wählte.

Der Anruf des 21-Jährigen ging gegen 21.15 Uhr ein, bei dem er sich wohl zunächst über die Kosten einer Rettung erkundigt habe. "Eine der ersten Fragen, die er mir gestellt hat, war: ,Was würde die Rettungsaktion überhaupt kosten?’ Das war sein Hauptanliegen. Dann sagte er, dass er sich bei seiner Krankenkasse darüber erkundigen müsse, ob diese die Kosten übernehmen würde. Doch dort erreichte er klarerweise niemanden mehr", sagte Huber im Interview.

Keine Rettung wegen Gewitterfront möglich

Der Ortsstellenleiter fragte sicherheitshalber bereits den nächstgelegenen Rettungshubschrauber an, der auf Nachteinsätze spezialisiert ist. Der ist allerdings in Reutte stationiert, wo das Gewitter bereits aufzog. "Daher konnte er nicht abheben", so der Bergretter. Daraufhin habe Huber versucht, dem jungen Mann die Gefahr der Situation zu erklären und wies darauf hin, dass sich im Gewitter die Panikattacken seiner Partnerin wohl verschlimmern würden. 

"Er konterte mir, dass laut seiner Wetter-App das Gewitter vorbeiziehen würde. Doch das glaubte ich ihm nicht – und das war auch nicht so. Uns kann man ruhig vertrauen, immerhin sind wir aus der Gegend“, äußerte sich Huber im Gespräch.

Da sich die Gewitterfront näherte war auch keine Fußrettung mehr möglich: "Das wäre auch für uns zu gefährlich gewesen," sagte der Bergretter. Nach eingier Überzeugungsarbeit via Telefon stieg das Paar eigenständig über einen unschwierigen Weg zur Zöhreralm ab. "Die beiden stimmten schließlich zu. Wir holten sie dort ab, organisierten ihnen ein Hotel und brachten sie dorthin. [...] Am Ende zeigte sich das Paar einsichtig," beschließt Huber den Bericht.

9 Kommentare

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Siri

Das Pärchen hätte vielleicht Antworten für die Statistik. Verhalten sie sich öfter so grenzgängerisch oder gehören sie einfach in die große Gruppe derer, die einen Kick erleben wollten. Bergwanderungen mit dem Anspruch vor allem chnell und sportlich vorwärtszugehen mit vorzeigbarem Leistungspensum, Biken am Berg mit höchstmögl. Anstrengung plus schnellstmögliche Abfahrt,, Übernachten in der "wilden Natur"., Wetter wird interpretiert, nicht objektiv gecheckt. Wer jung ist und ausdauernd wird vom Zeitgeist der Super-Sportlichkeit angesteckt. Irgendwas bezwingen ist die Challenge. Hätte die Frau nicht durchgedreht, hätten sie die Nacht vielleicht nicht unverletzt überlebt. Die Panikattacke war vielleicht einfach nur der Verstand, der sich gemeldet hatte und die unverhältnismäßige "Bergnutzung" in Frage gestellt hat. Besser spät als nie. Ich gratuliere der Frau dazu, das sie diese Übernachtung verhindert hat, auch wenn ihre "Panikattacke" als psychische Fehlleistung gewertet wird.

Achim

Die Rega Schweiz hat im letzten Jahr (wieder) beinahe 1 Million CHF Verlust gemacht durch Rettungsaktionen. Meiner Meinung nach sollte häufiger zur Kasse gebeten werden. Wer schlecht vorbereitet/informiert ist oder sich aufgrund fehlender Erfahrung und mangelnder Fähigkeiten in ausweglose Situationen bringt, sollte die Konsequenzen tragen und die Rettung voll zahlen.

alpin.de

@ML: Der Link war und ist doch im Artikel? Hier nochmal: alpin.de/home/news/14855/artikel_bergrettung-wer-zahlt-im-fall-der-faelle.html

ML

Ich verstehe das Problem nicht. Es ist bekannt, dass Bergrettung teuer ist und nicht jede Versicherung jede Art der Rettung übernimmt. Meine Angst vor der finanziellen Belastung wäre mit Anfang 20 auch größer gewesen als die vor einem Gewitter, das vielleicht sogar vorbeiziehen soll (egal wie irrational das scheint).

Wie wäre es statt "Irritation" damit, in diesem Artikel auf eine Info zu verlinken, was Bergrettung kostet und welche Versicherung/Alpenvereinsmitgliedschaft die Kosten übernimmt!?

David Ch

Und was kostet es nun? Frage für einen Freund. ;-)

Hans

woher waren denn die Leute? Nationalität?

RoRei

Bin auch für Ballermann

Tom

Vitz, entschuldigung,

das ist ein dreistes Verhalten, solche Leute haben in den Bergen nichts verloren - ich empfehle Ballermann

Vitz

Vollkommen ok. Denn wenn es zu einem Prozess kommen würde, könnte es sein, dass der Richter sie fragt, weshalb sie sich vorher nicht über die Kosten erkundigt haben.