Damit gab es gleich zum Auftakt der EM im Vertical Race zwei Medaillen in den Jugendklassen.
Bei den Senioren hatte sich Barbara Gruber (Bad Reichenhall) eigens für die EM zu einem "Rücktritt vom Rücktritt" aus dem internationalen Renngeschehen entschlossen - sie wollte es in ihrer Paradedisziplin Vertical Race noch einmal wissen. Am Ende blieb ihr der 12. Platz mit guten 5 Minuten Rückstand zur Siegerin Roberta Pedranzini (I).
Für die Herren ging es quasi im Sekundentakt ins Ziel: Nachdem der Sieger Kilian Jornet (E) ins Ziel gekommen war, ging es Schlag auf Schlag - kleine Fehler in der Flach- oder Tragepassage und man wurde durchgereicht. Andi Strobel (Selb) landete so mit 5 Minuten Rückstand auf dem 29. Platz.
Blitzschnelle Staffeln: Sprint mit Skiern an den Füßen
Am nächsten Tag stand das Staffelrennen auf dem Programm. Die Jugendstaffel Kathrin Hoff/Toni Palzer/Sepp Rottmoser lag zuerst noch aussichtsreich auf Medaillenkurs, bevor sie durch Probleme bei den Wechseln zurückgeworfen wurde. So konnten die DAV Youngsters mit ihrem sechsten Platz hinter dem Siegerteam aus Italien nicht ganz zufrieden sein - am Ende trennte sie eine gute Minute von Bronze.
Aber auch der Seniorenstaffel erging es nicht viel besser: Die Herren Steurer/Schuster/Strobel/Lex konnten nicht wirklich von den Pannen der Konkurrenz profitieren und hatten selbst den einen oder anderen zeitintensiven Wechsel, so dass am Ende nicht mehr als der neunte Platz drin war. Der Sieg ging auch hier an die Italiener: Holzknecht/ Reichegger/ Brunod/ Lenzi hieß die Siegerstaffel.
Das DAV-Team trauert um einen Teamkollegen
Große Trauer dann am Abend: Das Team erfuhr vom tragischen Lawinentod ihres Teamkollegen Michi Pfanzelt, der gesundheitsbedingt nicht zur EM hatte mitfahren können, aber eigentlich am kommenden Tag zum Anfeuern seiner Kollegen nach Tambre kommen wollte.
Geschockt von dieser unfassbaren Nachricht war es schwer, sich auf einen Wettkampf zu konzentrieren und das ganze sportliche Treiben wird angesichts der ganzen Tragik eigentlich auch sinnlos. Drei Kadermitglieder entschlossen sich sofort dazu, zu Michis Beerdigung am übernächsten Tag nach Hause zu fahren - die restlichen DAVler blieben in Tambre mit einem dicken Kloß im Hals.
Lange Distanz im Team beschert ein hartes Rennen
Am nächsten Tag hatten die Senioren mit dem Teamrennen den größten Batzen vor sich: 2500 Höhenmeter mit vier großen Anstiegen, zwei alpinen Tragepassagen am Seil und einer finalen Skatingpassage ins Ziel waren zu bewältigen - fast schon Langdistanz-Dimensionen. Für den DAV gingen zwei Teams an den Start: Konrad Lex/Andi Strobel (Gangkofen/Selb) und Martin Echtler/Alexander Schuster (Peiting/Trostberg).
Die beiden DAV-Teams hatten mit der langen Strecke und den harten Bedingungen in der Abfahrt zu kämpfen - trotzdem konnten Lex/ Strobel noch mit 22:39 Minuten Rückstand hinter den Siegern Matteo Eydallin/ Denis Trento (I) auf dem achtbaren 13. Platz das Rennen beenden. Echtler/ Schuster landeten mit 42:36 min Rückstand auf dem 24. Platz - Alex Schuster hatte zuvor noch nie eine solche Distanz im Renntempo bewältigt.
Gold für den DAV!
Zum Abschluss der EM standen die Single-Rennen auf dem Programm und hier schlug die Stunde des Toni Palzer: Zuvor noch nach der Silbermedaille im Vertical mit Oberwasser versehen, hörte man von ihm den Ausspruch "Silber is`schon guad - aber jetzt werd`ich Europameister im Single!"
Nach diesem Motto stürzte er sich in die teils nicht ungefährlichen Abfahrten durch den dichten Wald und hielt immer Kontakt zu seinem schärfsten Konkurrenten Alan Tissieres (SUI) - die beiden überholten sich gegenseitig in Abfahrt und Anstieg aber letztlich hatte im Zielsprint Tissieres knapp die Nase vorn.
Aber siehe da: Der Kollege hatte auf einmal keine Steigeisen mehr im Rucksack und wurde nach dieser Regelwidrigkeit (Im Ziel muss das gesamte Material vorhanden sein) mit einer Zeitstrafe belegt. Damit war Toni Europameister und holte die erste Goldmedaille für den DAV im Skibergsteigen!! Bei den Senioren im Single am folgenden Tag machten sich die Herren Steurer, Strobel und Lex auf die knapp 2000Hm lange Runde mit drei Anstiegen und drei Tragepassagen machten. Sofort vom Start weg lief es blendend für Toni Steurer. Dann passierte allerdings das, was ihm schon so oft passiert ist: Materialbruch! An fünfter Stelle liegend musste er wegen eines gebrochenen Schuhebels am letzten Anstieg aussteigen.
Für eine Bildergalerie der EM im Skibergsteigen klicken Sie auf das Bild. Auch Konrad Lex hatte Materialpech: Er verlor ein Fell und etliche Minuten beim Versuch, das Ganze wieder zu richten. Am Ende wurde Andi Strobel nach 2:22:31 22 Minuten hinter dem Sieger Yannick Buffet (F) als bester Deutscher auf dem 32. Konrad Lex folgte eine Minute später auf dem 34. Platz.
DAV etabliert sich im Nachwuchsbereich unter den führenden Nationen
Am Ende blieb mit den drei Medaillen und den Platzierungen der DAV-Truppe der 7. Platz in der Nationenwertung. Im Medaillenspiegel wurde sogar der fünfte Platz hinter den "Mutterländern" des Skibergsteigens Italien, Schweiz, Spanien und Frankreich erreicht. Das Statement von Bundesjugendtrainer Schorsch Nickaes dazu: "Im Jugendbereich haben wir nun einige echte Siegläufer und Deutschland wird hier als eine der ernst zu nehmenden Top-Nationen wahrgenommen".
Komplette Ergebnisse unter www.skimo.org und www.ismf-ski.org
Text- und Bildquelle: Matthias Keller, Ressort Spitzenbergsport, Deutscher Alpenverein e.V.