Alpinistische Glanzleitung in Patagonien

Sean Villanueva meistert die Fitz-Traverse im Alleingang!

Belgischem Spitzenkletterer gelingt spektakuläres alpinistiches Meisterstück.

Fitz Roy Massiv in Patagonien
© picture alliance / Zoonar / Andreas Edelmann

Nach Informationen aus Kletter-Kreisen (u.a. von Colin Haley) und des Instagram-Accounts von "Patagonia Vertical" ist es Sean Villanueva O’Drisco geglückt, die sogenannte Fitz-Traverse in Patagonien im Alleingang zu begehen.

Die Route führt mehr als fünf Kilometer über das komplette Fitz-Roy-Massiv. Neben dem Gipfel des Fitz Roy (3406 m) sind dabei sechs weitere anspruchsvolle Gipfel zu überwinden (Aguja Guillaumet, Aguja Mermoz, Aguja Poincenot, Aguja Rafael Juárez, Aguja Saint-Exúpery und Aguja de l'S). Die Strecke beinhaltet über 4.000 Höhenmeter, schwierige Kletterei bis 7a (5.11d) und messerscharfe Grate. 

Bislang wurde die Route nur ein Mal geklettert. Für die erste Begehung im Jahr 2014 waren die US-Spitzenkletterer Alex Honnold und Tommy Caldwell mit dem "Oscar des Alpinismus", dem Piolet d'Or ausgezeichnet worden.

Sean Villanueva gelang die Begehung offensichtlich zwischen dem 05. und 10. Februar in der entgegengesetzten Richtung. "Moonwalk Traverse" soll der Name seiner Route lauten, bei der er seinem Sponsor zufolge nichts als ein Seil, seine Flöte und einen Geburtstagskuchen dabei gehabt habe. Letzteren offensichtlich, um seinen 40. Geburtstag am 07. Februar standesgemäß zu feiern ...

Nun, etwas mehr dürfte Sean Villanueva schon dabei gehabt haben: Bei "Patagonia Vertical" ist neben den bei "Patagonia" genannten Dingen unter anderem von einem Rucksack mit Essen für zehn Tagen, einem kleinen Zelt und einem leichten Schlafsack die Rede. "Patagonia Vertival" zu Folge kletterte der Belgier alles frei und sicherte sich dabei selbst. 

Bestätigt hat Sean Villanueva O’Drisco den Coup noch nicht, sprach aber via Facebook von SIEBEN zum Teil eisigen Kuchen, die er sich anlässlich seines Geburtstags gegönnt habe. Wer den Humor des Belgiers kennt, weiß, dass es sich bei diesem Post nicht um ein Dementi handeln dürfte ...

Thank you all for the birthday wishes! I have the luckiest person on the planet to have crossed paths with so many...

Gepostet von Sean Villanueva O'Driscoll am Donnerstag, 11. Februar 2021

Die Klettwelt zollt Sean Villanueva O’Drisco bereits Tribut. Während Colin Haley die Leistung als "most impressive solo ascent ever done in Patagonia" würdigte, ist der deutsche 8.000er-Mann Ralf Dujmovits sprachlos und sieht in der Leistung des Belgiers in physicher und mentaler Hinsicht das Erreichen eines neuen Levels im Alpinismus.

3 Kommentare

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etna

WOW!
Na der hats aber krachen lassen zum Geburtstag. Echt starke Leistung, Alpinismus in seiner Ursprungsform.
Weit weg von Rettungsmöglichkeiten auf sich allein gestellt in dieser Schwierigkeit unterwegs, das ist ganz ganz gewaltig.
Respekt!
Wessen Herz für den großen Alpinismus schlägt und wer jemals in dieser Region war, der kann nur begeistert sein.
Ich gratuliere schon allein zum Aufbruch zu solch einer Unternehmung. Zum erfolgreichen Abschluß sowieso. Und zum Geburtstag nachträglich auch.
Bitte mehr von solchen alpinen Abenteu(r)ern.

Erich

Ich verstehe schon, was Du meinst, aber erstens finde ich nicht, dass es sich bei Sean Villanueva um einen Hasardeur handelt, da er so viel Können und Erfahrung hat, dass er das Risiko einzuschätzen weiß. Das heißt nicht, dass nichts passieren könnte, aber ein Hasardeur ist jemand, der unkalkulierbare hohe Risiken in Kauf nimmt. Das ist hier nicht der Fall. Und zweitens möchte ich sehr wohl über derlei spannende Unternehmungen erfahren. Hättest Du nichts über Messners 14 8000er lesen wollen? Nichts zu Amundsen Südpol-Expedition? Nichts zu Armstrongs kleinem Schritt auf dem Mond?

Adebar

Riesen-Ding alpinistisch keine Frage. Aber hoch risikoreich, oder? Schwierige Kletterei, ausgesetzt ohne Ende, Schnee, Eis (?). Jetzt macht man ihn zum Helden, das nächste Mal stürzt er tödlich ab (siehe aktuell K2). Sollte man, sollte die alpine Presse derartige Geschichten nicht lieber ignorieren als die Hassardeure in den Himmel zu loben?