Alpenklub Berggeist ehrt den Geschäftsführer von Deuter

Bernd Kullmann ist der dritte "Berggeist des Jahres"

Der Bergsteiger und Rucksack-Entwickler Bernd Kullmann ist "Berggeist des Jahres 2006".

Bernd Kullmann ist der dritte "Berggeist des Jahres"
Bernd Kullmann, Siegfried Weippert und Michael Pause (v.l.) während der Preisverleihung.
Bernd Kullmann, Siegfried Weippert und Michael Pause (v.l.) während der Preisverleihung.

Der traditionsreiche Münchner "Alpenklub Berggeist" (AKB) würdigt mit dem Preis Kullmanns "bewundernswerte Leidenschaft, die seine vielseitige Bergsteigerkarriere ebenso charakterisiert wie seine berufliche Laufbahn. Bei aller Aufgeschlossenheit für neue Entwicklungen im Alpinismus ist Kullmann einem klassischen Ideal treu geblieben: das individuelle Abenteuer von großzügigen alpinen Unternehmungen hat für ihn noch immer den höchsten Erlebniswert. Bernd Kullmann zeichnet sich seit Jahren auch durch seinen unermüdlichen Einsatz für den Schutz der Natur aus."

Zu Kullmanns Seilpartnern gehörte auch Andreas Dick, der heutige Vizepräsident des Deutschen Alpenvereins, der bei der Übergabe des Preises die Laudatio vortrug. "Kulle lebt neben Familie und Beruf das Bergsteigen als Lebensinhalt und Weg zur Erfüllung. Er würde zwar kein philosophisches Brimborium drumherum machen, eher sagen, er steige hinauf, ‚weil das Zeug da ist'. Aber sein Stil, seine Leidenschaft macht aus ihm einen archetypischen Berggeist", sagte Dick über seinen Seilpartner, der zu Beginn seiner Kletterkarriere auch sein Idol war.

Bernd Kullmann ist in Karlsruhe aufgewachsen und über seine Eltern in die Berge gekommen. 1969 entdeckt er die Kletterei und startete fulminant in eine beeindruckende Bergsteigerkarriere; rückblickend meint er allerdings, dass er damals "einige Schutzengel ins Schwitzen gebracht" habe. "Heute schüttele ich über einige Aktionen den Kopf, aber mit 25 Jahren meint man, unverletzbar zu sein. Ein Unfall zeigte mir meine Grenzen: Ich brauchte ein Jahr, um wieder auf die Beine zu kommen. Damals war das Klettern mein Lebensinhalt und Erfolgsquelle. Ich wollte mich ständig beweisen - auch vor anderen. Zwar habe ich früher sportlich mehr geschafft, die Erfolge waren aber inflationärer: Der nächste Berg wartete schon."

Und "der nächste Berg" heißt am am 17.Oktober 1978 Mount Everest - auf dem höchsten Berg der Erde steht Bernd Kullmann in einer Original Levi's Blue Jeans, weil das seiner Haltung als Spät-68er entsprach. Sein Gipfelgefühl auf dem Dach der Welt beschreibt er als "eine Mischung aus Demut, Angst und Freude."

Heute müssen es keine berühmten Berge mehr sein. Der Augsburger Allgemeinen Zeitung sagte er kürzlich: "Ich kann inzwischen meine Kräfte besser einteilen, Bewegungen im Voraus planen. Dadurch halte ich auch locker mit Jüngeren mit. Der Sport wird immer zu meinem Leben gehören, aber ich muss mich nicht mehr durch ihn beweisen. Es gibt andere Dinge, auf die ich heutzutage stolz bin: meine Familie und meinen Beruf."

Als er nach seinem Sport- und Biologiestudium trotz guter Abschlussnoten keine Anstellung findet, kommt Kullmann zum Augsburger Rucksackhersteller Deuter, dem Marktführer in Europa; vom Vertreter arbeitet er sich zum Produktmanager und Verkaufsleiter empor. Seit der Übernahme durch den fränkischen Schwanhäußer-Industriekonzern (Schwan-Stabilo) ist Kullmann Geschäftsführer von Deuter.

"Einer der kleinsten Alpenklubs Europas" - so der AKB-Vorsitzende Siegfried Weippert - möchte mit diesem mit 500 Euro dotierten Preis Personen ehren, die sich besonders um den "idealen Wert des Bergsteigens" verdient gemacht haben.

Die ersten beiden Preisträger waren 2004 Hermann Magerer, Journalist und Gründer der TV-Sendung Bergauf-Bergab, sowie 2005 der Münchner Bergsteiger Hermann Huber, der als Chef der Firma Salewa über Jahrzehnte die Entwicklung neuer Produkte vorantrieb.