Im ersten Teil unseres dreiteiligen Interviews ging es von Wendelins Vorbereitungen auf die Reise über einen missglückten Gipfelversuch an der Vorderen Grauspitze bis hin zur Besteigung der Zugspitze. Mit diesem Gipfelerfolg im Gepäck radelte er weiter zu den nächsten Summit seiner Liste.
Der Großglockner rief als nächstes...
Mit einem Freund aus Innsbruck bin ich von der Zugspitze nach Innsbruck gefahren, wo ich mich erstmal zwei Tage erholt habe. Von dort aus ging es weiter über der Brenner Richtung Südtirol. Vor dem Brenner hatte ich ziemlich Respekt. Letztendlich war es aber gar nicht so wild.
Von Sterzing bin ich weiter nach Brixen und Lienz und dann zum Großglockner hoch. Da hatte ich mal eine kurze Strecke, die echt ätzend war, weil gerade die Straße neu gemacht wurde. Ich konnte da nicht ausweichen, bin mit klebrigen Reifen das Tal hochgefahren. Außerdem war ich richtig schwer beladen, weil ich kurz davor meinen Großeinkauf erledigt hatte ...
Auf den Glockner bin ich mit einem befreundeten Pärchen. Am ersten Tag beim Aufstieg zur Erzherzog Johann Hütte hatten wir schlechtes Wetter. Als wir an der Hütte waren, hat es aber aufgerissen.
Am nächsten Tag sind wir als dritte Seilschaft los, bei super Wetter. In der Scharte, hinunter zur Pallavicini-Rinne, mussten wir warten, bis die Seilschaft vor uns wieder runtergekommen ist. In der Zeit sind wir ziemlich ausgekühlt. Es war zwar wunderschönes Wetter, aber ziemlich windig.
Auf den Gipfel sind wir im Eiltempo und als wir uns dort umgeschaut haben, sind schon die Massen vom Kleinglockner angestürmt. Der Abstieg war ganz schön stressig, aber egal, der nächste Gipfel war geschafft.
Insgesamt betrachtet: Hattest du auf deiner Tour mehr Angst auf der Straße oder am Berg?
Persönlich hab mich in Italien auf den Straßen unsicherer gefühlt als am Berg. Wenn ich aber am Campingplatz gesessen bin und mir gedacht hab, jetzt geht es gleich rauf auf den Berg, dann hatte ich mehr Bammel als wenn ich mir gedacht hab, morgen geht es mit dem Radl weiter durch die Poebene.
Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit auf dem Weg zum Bäcker vom Auto überfahren zu werden ist höher als am Berg zu sterben, wenn man sich anständig vorbereitet.
Dritte Station: Der Triglav. Eine besondere Tour oder?
Zum Triglav ging es von Lienz über Villach Richtung Soça-Tal. Wir haben für die Besteigung etwa 15 Stunden gebraucht. Das war die längste Tour.
Wir sind um fünf Uhr los und um 20 Uhr angekommen. Wir mussten vom Tal aus auf den Berg, weil oben keine Hütten mehr frei waren.
Nach der anstrengenden Tour haben wir uns dann mit einem Eisbad im Soça-Fluss belohnt.
Hast du auf der Tour nicht mal ein Auto statt des Fahrrads gewünscht?
Nie. Echt nicht. Ich wollte es schaffen, alle sieben Berge zu besteigen UND die Etappen dazwischen mit dem Fahrrad zurückzulegen. Klar, der Fokus lag schon ein bisschen mehr auf den Bergen. Das einzige, was ich mir noch hätte eingehen lassen, wäre eine Strecke mit dem Zug zu fahren, um in meinem Zeitplan zu bleiben.
Das Fahrradfahren war aber echt besonders: Du fährst da Pässe hoch mit deinem 45-Kilo-Fahrrad, wirst von Autos und Motorradfahrern überholt und kannst stolz sein, dass du es aus eigener Kraft schaffst. Teilweise wird man auch richtig angefeuert von den Leuten, gerade im Soça Tal war das so. Das macht Riesen-Spaß. Dir kommt ein Auto entgegen, die Faust wird rausgereckt und du wirst angefeuert.
Als nächstes der Gran Paradiso. Hier hast du zwei Anläufe gebraucht.
Nachdem wir im Soça-Tal noch einen Ruhetag eingelegt haben, der nicht geplant war, mussten wir direkt weiter an die Adria, nach Caorle. Am nächsten Tag nach Vicenza und dann zum Gardasee. Hier hat sich die Tour total geändert: Vorher ging es noch rauf und runter, in Italien war es erstmal flach – und heiß. Das war Ende Juli, Anfang August. Bei der Hitze bin ich dann 10 Stunden am Tag geradelt.
Wir wollten zu fünft auf den Berg, unter anderem waren meine Schwester und ihr Freund dabei. Leider hat der erste Gipfelversuch nicht geklappt. Das war schade, ich wäre gerne mit meiner Schwester auf einem der Gipfel gestanden. Ein Kommilitone ist zum Glück noch dageblieben und zwei Tage später haben wir als erste Seilschaft des Tages den Weg zum Gipfel gespurt. Auf dem Runterweg sind uns die Massen wieder entgegengekommen. Um im Zeitplan zu bleiben, sind wir vom Gipfel direkt ins Tal abgestiegen.
Als nächstes auf dem Programm: Der höchste Berg der Seven Summits der Alpen – der Mont Blanc...
Auf dem Weg nach Chamonix hat meine Begleitung für den Mont Blanc abgesagt. Ich musste umdisponieren. Ich wollte nicht alleine auf den Mont Blanc und habe deshalb drei oder vier Tage lang in Chamonix, am Campingplatz und im Internet nach Seilpartnern gesucht. Nachdem ich dort niemanden gefunden habe, habe ich in den Bergführer Argenturen nach einer Begleitung gesucht. Irgendwann habe ich einen Bergführer gefunden, der mit mir hochgehen würde, wenn er auf dem Berg einen Platz in einer Hütte bekäme.
Meine Füße haben auch noch weh getan, weil die Schuhe zu klein waren. Ich bin dann in ein Geschäft und wollte dünnere Socken kaufen, die wollte mir der Verkäufer aber nicht geben, weil man mit solchen Socken nicht auf den Mont Blanc geht. Das wusste ich natürlich, aber ich hatte ja nur zwei Optionen: Entweder, ich kaufe mit neue Schuhe für sehr viel Geld und nicht eingelaufen oder ich kauf mir eben dünnere Socken und hoffe, dass es gut gehen wird. Das war eine schwierige Entscheidung, gerade weil ich vor Erfrierungen viel Respekt hatte. Ich habe die Socken genommen.
Am Ende habe ich beschlossen, mit dem Zug nach Zermatt zufahren und die Dufourspitze vorzuziehen. In der Zeit hat sich der Bergführer um ein Zimmer auf einer Hütte gekümmert.
Am Mont Blanc musste Wendelin umdisponieren. Klappt es im zweiten Versuch? Und wie meistert er den anspruchsvollsten Berg der Seven Summits, die Dufourspitze? Teil drei des Interviews findet Ihr morgen.
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