Nach der Krebsdiagnose auf die höchsten Berge der Welt

Heidi Sand: "Du hast nur ein Leben. Nutze es!"

2010 erhielt die Bildhauerin und passionierte Bergsteigerin Heidi Sand die Diagnose Darmkrebs. Doch statt zu resignieren, kämpfte sich die heute 50-Jährige zurück ins Leben...und auf die Berge!

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© heidi-sand.de

"Wenn ich den Krebs überlebe, dann besteige ich den Everest", schwor sich die dreifache Mutter nachdem sie die schockierende Nachricht erhalten hatte.

Und tatsächlich: keine zwei Jahre nach der Krebs-Diagnose, nach Notoperation und Chemotherapie erreichte die ambitionierte Hobbybergsteigerin aus Sonnenfeld das "Dach der Welt".

Mit dem Cho Oyu (8201m) und den Makalu (8463m) sollten in den Jahren 2013 und 2014 zwei weitere Bergriesen folgen. 

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Auch als Coach und Vortragsrednerin erfolgreich: Heidi Sand.

© Picture Alliance

Während sie den sechsthöchsten Berg der Erde ohne Zuhilfenahme von künstlichem Sauerstoff besteigen konnte, griff sie am Makalu zur Atemmaske. Was ihren Erfolg nur wenig schmälert, denn Sand stand als erste Deutsche überhaupt auf dem Gipfel des Achttausenders

Stefan Nestler von Abenteuer Sport hat sich mit Heidi Sand unterhalten. 

Heidi, was verdankst du den Bergen, speziell dem Mount Everest?

Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, auf dem höchsten Punkt der Erde stehen zu dürfen. In dem Bewusstsein, dass dich deine mentale Stärke und deine körperliche Fitness dort hoch gebracht haben. Jeder neue Gipfel gibt mir eine neue Perspektive – nicht nur das Umland, sondern insbesondere auch auf mich selbst, auf mein Leben. Es gibt mir Kraft und Zuversicht. Das Ziel, den Everest zu besteigen, habe ich während der Chemotherapie gefasst, und mich hat dieses Ziel vor Augen aus meinem Tal gezogen. Nicht hinsetzen und in Selbstmitleid verfallen, sondern aufstehen. Sich bewegen und wieder das Licht am Ende des Tunnels finden.

Du bist als Krebskranke dem Tod von der Schippe gesprungen. Hat dich diese Erfahrung in den Bergen mutiger oder zumindest risikofreudiger gemacht?

Ich konzentriere mich stärker als früher auf die Dinge, die mir wirklich wichtig sind, die mir am Herzen liegen. Wir schulden es uns selbst und den anderen, jeden Tag auszuschöpfen. Du hast nur ein Leben. Nutze es! Risikofreudiger – in dem Sinne, dass ich jetzt mehr Risiken eingehe als früher – bin ich nicht geworden. Da ich jetzt aber öfter in den Bergen bin und meine Ziele konsequenter verfolge, gehe ich in der Summe natürlich schon höhere Risiken ein, die es mir aber wert sind.

Nach dem Everest hast du auch den Cho Oyu und den Makalu bestiegen. War es das für dich mit den Achttausendern?

Ich hatte mit dem Cho Oyu noch eine Rechnung offen und wollte außerdem einen 8000er ohne zusätzlichen Sauerstoff besteigen. Der Makalu wird weit seltener bestiegen als der Everest und stellt auch technisch sehr viel höhere bergsteigerische Anforderungen. Jedes Projekt war detailliert geplant, aber es gibt natürlich immer Ereignisse, die man nicht voraussehen kann. Ich hatte also auch großes Glück, alle drei besteigen zu dürfen. Gegenwärtig möchte ich nicht sagen, dass es das mit den Achttausendern nun war. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Aber es gibt noch viele weitere bergsteigerische Herausforderungen für mich, die nicht nur durch ihre Höhe definiert sind, wie z. B. die Eigernordwand (durchstiegen am 20.12.2015), den Fitz Roy in Patagonien, den Mount Foraker in Alaska und viele weitere Berge in den Alpen und weltweit.

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