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So gelingen Ihnen bessere Bergbilder II: Belichtung

Heinz Zak ist einer der renommiertesten Bergfotografen. In ALPIN zeigt er uns in einer vierteiligen Serie, wie man zu einem guten Bild kommt. Im ersten Teil ging es um den richtigen Bildaufbau, hier präsentieren wir Ihnen den zweiten Teil, der sich mit der richtigen Belichtung beschäftigt.

So gelingen Ihnen bessere Bergbilder II: Belichtung

Die heutigen Digitalkameras scheinen uns weitgehend die Arbeit mit der richtigen Belichtung eines Bildes abzunehmen. Wir drücken auf den Auslöser und am Display erscheint ein Foto - das genügt den meisten Knipsern.

Für die Marktübersicht: "Kameras für Bergsteiger" klicken Sie diesen Link. Die Frage, mit welcher Belichtungszeit, welcher Blende und welcher Belichtungsmessung das Bild zustande gekommen ist, stellen sich die wenigsten. Im besten Fall sieht man, dass das Bild zu hell oder zu dunkel ist, und probiert vielleicht eine Unter- oder Überbelichtung mit einer Plus- oder Minuskorrektur auf einer eingeblendeten Belichtungsskala.

Für ein gut belichtetes Bild ist das zu wenig. Für mich ist das Verstehen des komplexen Themas "Belichtung" eine wichtige Voraussetzung für ein ausdrucksstarkes Bild - ich selbst will der "Maler mit dem Licht" (Übersetzung des Wortes Fotograf) meiner Bilder sein. Wie unterschiedlich Bilder wirken, zeigt uns eine Belichtungsreihe des gleichen Motives.

1. Verschlusszeit und Blende

Hier wurde eine lange Verschlusszeit gewählt und für die Belichtung die Spotmessung auf den hellen Mittelteil des Bildes gerichtet.
Hier wurde eine lange Verschlusszeit gewählt und für die Belichtung die Spotmessung auf den hellen Mittelteil des Bildes gerichtet.

Solange wir in einem Automatikprogramm der Kamera fotografieren (P, A) werden wir die Bedeutung der beiden Begriffe nicht verstehen. Die meisten Kameras zeigen wenigstens auf dem Display den Wert für Blende und Zeit, den die Kamera für das jeweilige Foto vorschlägt, zum Beispiel 1/1000 F8. 1/1000 heißt 1Tausendstelsekunde, F8 heißt Blende 8.

Erst eine manuelle Einstellung dieser Werte (Programm M) gibt uns ein Gefühl für ihre Bedeutung. Die Belichtungszeiten der Kamera liegen normalerweise zwischen 1/60 und 1/1000 Sekunde (sec). Als Grundregel können wir uns merken: Die Belichtungszeit soll mindestens so kurz sein wie die Brennweite unseres Objektives in Millimeter - bei einem 200-mm-Teleobjektiv müssen wir also mindestens mit 1/200 sec fotografieren (besser kürzer), sonst ist das Bild ganz sicher verwackelt. Für längere Belichtungszeiten benötigen wir ein Stativ.

Solange wir nur unbewegte Objekte fotografieren, ist das kein Problem. Für Dinge, die sich bewegen, brauchen wir je nach ihrer Geschwindigkeit mittlere oder sehr kurze Verschlusszeiten (Wanderer 1/250 sec, Wasserfall 1/2000 sec, Skifahrer 1/2000 sec), falls wir die Bewegung "einfrieren" wollen - die Objekte zeigen keine Bewegungsunschärfe.

Sterne als Striche: Nachtaufnahme mit Langzeitbelichtung des Sternenhimmels. Bild: dpa.
Sterne als Striche: Nachtaufnahme mit Langzeitbelichtung des Sternenhimmels. Bild: dpa.

Lange Belichtungszeiten können wir bewusst zur Bildgestaltung einsetzen (Wasser als fließender Schleier: 1/2 - 1/15 sec, Sterne als Striche: 2 Minuten bis mehrere Stunden Belichtungszeit; Mountainbiker oder andere Sportler in einer verwischten Bewegung: 1/4 - 1/15 sec).

Um den richtigen Belichtungswert (Zeit/Blende) für ein Foto beizubehalten, müssen wir mit dem Verändern der Verschlusszeit auch die Blende ändern. Je weiter die Blende geöffnet ist, desto mehr Licht kommt durch das Objektiv. Blende und Zeit stehen in einem direkten Verhältnis: Wenn ich die Zeit verdopple (von 1/60 sec auf 1/30 sec) muss ich gleichzeitig die Blende um einen ganzen Wert schließen (z.B. von F8 auf F11). 1/60 F8, 1/30 F11, 1/15 F16, 1/8 F22 ergeben von der Helligkeit her gesehen genau das gleiche Bild.

Wie die Belichtungszeit beeinflusst auch die Blendenöffnung das Ergebnis des Bildes. Bei offener Blende (F2,8 oder F4) ist der Tiefenschärfebereich im Bild sehr gering (nur ein kleiner Teil ist scharf). Bei Blende F22 oder F32 erreichen wir maximale Tiefenschärfe (Schärfe von Vordergrund bis Hintergrund). Zu beachten ist der Unterschied zwischen Tiefenschärfe und wirklicher Schärfe eines Bildes (Schärfeleistung). Die beste Schärfeleistung erreichen wir laut optischem Gesetz bei zwei Blendenstufen unter der größten Blendenöffnung.

2. Über- oder Unterbelichtung

Vergleichen Sie mit dem Bild weiter unten: So wirkt sich unterschiedliche Belichtung aus.
Vergleichen Sie mit dem Bild weiter unten: So wirkt sich unterschiedliche Belichtung aus.

Erst indem wir von dem von der Kamera ermittelten Belichtungswert bewusst abweichen, gestalten wir unser eigenes Bild.

Auch wenn es unlogisch erscheint, gilt als Faustregel: Helles (Schnee, Wolken) muss etwas heller (länger) belichtet werden (+1), Dunkles etwas dunkler (kürzer, -1). Als Beispiel: Zeigt die Kamera mit viel Schnee 1/250 sec und sind Personen im Bild, sollten wir es besser mit 1/125 sec versuchen, damit die Leute nicht zu dunkel sind.

Beide Bilder sind handwerklich gut, der Eindruck aber ein völlig anderer.
Beide Bilder sind handwerklich gut, der Eindruck aber ein völlig anderer.

Und umgekehrt: Zeigt die Kamera für einen dunklen Wald 1/30 sec, ist das Bild mit 1/60 sec sicher richtiger belichtet. Erst durch bewusste Unter- oder Überbelichtung kommen die Farben und Strukturen eines Bildes richtig zur Geltung.

Dieses Thema ist komplex und stiftet Verwirrung - nur durch Ausprobieren in aller Ruhe werden Sie den Sinn meiner Worte verstehen. Folgender Vorschlag: Spielen Sie mit dem Belichtungskorrekturrad der Kamera und machen Sie vom gleichen Motiv drei Aufnahmen (+1, 0, -1). Im Vergleich sehen Sie den Unterschied.

Für die meisten Bilder mit Digitalkameras ist es von Vorteil, das Bild im Zweifelsfall leicht unterzubelichten. Am PC lässt sich Unterbelichtung gut korrigieren, bei Überbelichtung sind die Daten meist verloren.

3. Helligkeitsunterschiede

Hier erreichen Sie eine richtige Belichtung nur durch Unterbelichten. Mit der Programmautomatik wäre dies nicht möglich.
Hier erreichen Sie eine richtige Belichtung nur durch Unterbelichten. Mit der Programmautomatik wäre dies nicht möglich.

Unsere Kameras können Helligkeitsunterschiede weit weniger gut ausgleichen wie unser Auge. Grundsätzlich sollten wir also darauf achten, dass die Helligkeitsunterschiede im Bild nicht zu groß sind - oder wir entscheiden uns für die richtige Belichtung des hellen Bildteils.

Um Helligkeitsunterschiede auszugleichen, hilft uns das HDR-Programm am PC - vom gleichen Motiv werden Aufnahmen mit verschiedener Helligkeit gemacht und am PC zusammengesetzt.

In der Regel gefallen mir diese Bilder nicht - sie wirken künstlich. Besser funktioniert ein Grauverlauffilter (zwei Blendenstufen minus, Cokin Profi-Set), den man vor das Objektiv hält.

4. Beleuchtung - der Pinsel des Lichtmalers

Nicht zu aufdringlich: Ein gutes Beispiel für den Einsatz vom Blitz.
Nicht zu aufdringlich: Ein gutes Beispiel für den Einsatz vom Blitz.

Neben der Belichtung spielt die Beleuchtung eine ebenso wichtige Rolle.

Kommt das Licht genau von hinten, wirken Bilder platt und ohne Tiefe. Licht und somit Schatten von der Seite bringen Struktur und Tiefe ins Bild. Neben der Sonne kann uns ein externes Blitzgerät gute Dienste leisten: Objekte, bzw. Personen im Vordergrund werden bewusst aufgehellt.

Die Intensität des Blitzes muss fast immer um ca. einen Belichtungsgrad (-1) reduziert werden, ansonsten erscheint das Bild zu künstlich.

Text und Bilder: Heinz Zak

Aufhellblitzen ist nicht immer angebracht: Rechts wurde aufhellgeblitzt, das Bild verliert dadurch deutlich.
Aufhellblitzen ist nicht immer angebracht: Rechts wurde aufhellgeblitzt, das Bild verliert dadurch deutlich.