Zur Premiere von "Bluad is dicker wia Wossa"

100 Jahre Huberbuam: "Wir haben alles erlebt"

ALPIN-Autorin Johanna Stöckl hat Thomas und Alexander Huber - im Rahmen eines exklusiven Film-Screenings des neuen Dokumentarfilms "Bluad is dicker wia Wossa" - in München getroffen.

100 Jahre Huberbuam: "Wir haben alles erlebt"
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Während sich unsereins in etwas feinere Klamotten gewandet hat, der Termin findet schließlich im altehrwürdigen Bayerischen Hof in München statt, präsentieren sich die beiden Hubers im edlen Grandhotel ganz so wie immer: leger und lässig. In Jeans und T-Shirt hocken die beiden Midager nach einem Interview-Marathon bestens gelaunt in der Galerie 1 im ersten Stock auf einem Sofa.

<p>Bilden seit Jahren eine äußerst erfolgreiche Einheit in Fels und Eis: Alexander und Thomas Huber.</p>

Bilden seit Jahren eine äußerst erfolgreiche Einheit in Fels und Eis: Alexander und Thomas Huber.

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Zehn Gespräche haben sie vor dem Film-Screening bereits geführt. Drei stehen noch an. Daher belassen wir es bei einer netten Plauderei und führen streng genommen gar kein Interview. Wir ratschen miteinander. Dass die beiden Kletterer und Alpinisten den 100. Geburtstag zusammen feiern dürfen, ist alles andere als selbstverständlich. 

"Nach meinem Absturz am Brendlberg bzw. meinem Schädelbruch vor eineinhalb Jahren, bin ich schon dankbar und ein bissal demütig, heute mit dem Alexander hier sitzen zu können", sagt Thomas gleich zum Einstieg.

Das Leben der Huberbuam verlief bei allen Erfolgen, die sie gemeinsam, aber auch getrennt bzw. mit jeweils anderen Kletterpartnern feiern durften, nicht immer nur rosig glatt. Verletzungen, Krankheiten, Abstürze, Angststörungen, verunglückte Freunde, gescheiterte Projekte ..... Rück- und Schicksalsschläge säumten den Weg der beiden Extremsportler. 

Während Profis in anderen Sportarten im Alter der Huberbuam längst in Rente gehen, sind die beiden aktiv wie immer. Während Alexander beim Klettern in Marokko war, gelang Thomas erst kürzlich eine spektakuläre Erstbegehung am Cerro Kishtwar in Kaschmir.

<p>Über den Dächern von München: Thomas Huber.</p>

Über den Dächern von München: Thomas Huber.

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Ans Aufhören denken die beiden nicht: "Das Schöne am Bergsport ist ja, dass er bis ins hohe Alter Möglichkeiten bietet, sich selbst in den Bergen immer wieder neu zu entdecken", sagt Thomas und Alexander fährt grinsend fort: "Ich war kürzlich mit unserem 78-jährigen Vater auf einer Kletterreise in Spanien. Das macht Mut." Reisen dieser Art sind ihm wichtig und eine wunderbare Gelegenheit dem Papa, der den beiden als Kinder einst die Berge schmackhaft gemacht hat, heute etwas zurückgeben zu können.

Als Huberbuam haben Thomas und Alexander alleine über ihren Namen so etwas wie ewige Jugend gepachtet. Ob sich in der nächsten Generation – beide Hubers haben jeweils drei Kinder – der Name vielleicht fortsetzt? Ist also mit Huberbuam oder Hubermädels 2.0 zu rechnen? Alexanders Kinder sind noch zu jung, um sich einer Sportart zu verschreiben, überaus aktiv allerdings seien alle drei. Alexander lebt samt Family schließlich in den Bergen auf einem Hof mit kleiner Landwirtschaft. 

"Bei uns gibt es viel zu tun. Die Kids (zwei Mädels und ein Bub) sind natürlich immer dabei." Thomas Söhne allerdings, Elias und Amadeus, haben das Erbe des Namens eigentlich schon angetreten. Allerdings nicht im Klettersport: "Die beiden klettern zwar gelegentlich, aber wahrscheinlich war ihnen den Rucksack zu schwer, den sie von uns übernommen hätten."

Die beiden Youngsters mischen als Huberbuam aber kräftig in der Snowboardszene mit. Töchterchen Philomea klettert und bouldert eifrig. Was Thomas in diesem Zusammenhang wichtig ist: "Als Vater fördere ich die Talente der Kinder, aber fordere nichts. Es macht mir Freude, die Begeisterung zu sehen, mit der alle drei bei der Sache sind."

Natürlich sprechen wir auch über sinkende Leistungskraft und wie man als Bergsteiger dem Altern begegnet. Dazu Alexander: "Mit den jungen Sportkletterern können wir nicht mehr mithalten. Da könnten wir trainieren bis die Finger bluten, da führt kein Weg mehr hin. Wir haben alles erlebt, ein Maximum für uns in unterschiedlichen Disziplinen erreicht und müssen daher heute nicht mehr nachsetzen. Aufhören müssen wir trotzdem nicht. Hat denn nur eine Topleistung ihre Daseinsberechtigung?"

Thomas sieht das ähnlich: "Auch wenn man das, was wir heute im Sportklettern leisten, als Seniorenklettern bezeichnen könnte, so können wir mit unseren Fähigkeiten immer noch Highlights setzten wie z.B. am Cerro Kishtwar. Was ist denn Erfolg? Im Wettkampf gewinnt der Beste an einem Tag. Aber Bergsteigen ist kein Wettkampf. Da sind viele andere Parameter entscheidend."

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Die Mischung macht den Erfolg: Die Erfahrung tausender Klettermeter, die Neugier Neues zu wagen, die Lust am Training, der Mut zum Scheitern und die Freude am Klettern und Leben. Und das alles können die Huberbuam nach wie vor aufweisen.

<p>Scheinen sichtlich zufrieden mit "Bluad is dicker wia Wossa": Alexander und Thomas Huber beim Screening in München.</p>

Scheinen sichtlich zufrieden mit "Bluad is dicker wia Wossa": Alexander und Thomas Huber beim Screening in München.

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Später wird in der edlen Astor-Film-Lounge die Dokumentation gezeigt, die am 11.12.2017 und 21.15 Uhr auf ServusTV (im Anschluss in der Mediathek abrufbar) ausgestrahlt wird. Ohne zu viel zu verraten: Der Streifen lässt die wichtigsten Stationen bzw. Erfolge der beiden Brüder Revue passieren, blättert – samt Höhen und Tiefen – eifrig im Buch der Erinnerungen und zeigt über zahlreiche Interview-Sequenzen, was die Seilschaft der Huberbuam, aber auch die zum Teil gegensätzlichen Individualisten auf ihre Art so einzigartig macht. 

Nicht nur für unsere Autorin war das Screening im Bayerischen Hof eine Premiere. Auch Thomas und Alexander sahen den Streifen zum ersten Mal und sind mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Also: Einschalten und genießen! Und natürlich: Happy Birthday Huberbuam! Alles Gute zum 100sten von ALPIN!

Text von Johanna Stöckl

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