Kaltenbrunner und Dujmovits am K2

Kaltenbrunner startet neuen Angriff

Anfang August musste Gerlinde Kaltenbrunner am K2 einen Gipfelversuch abbrechen. Das Wetter spielte einfach nicht mit. Nun soll am morgigen Samstag ein neuer Sturm auf den Gipfel erfolgen - wie das Team um Gerfried Göschel, will auch die AMICAL-Expedition das vorausgesagte gute Wetter nutzen. Zuvor gilt es jedoch, zur Schulter des K2 einen Gewaltmarsch zurück zu legen.Ralf Dujmovits berichtet aktuell.

Kaltenbrunner startet neuen Angriff
Peter-Fabrizzio-Dodo-Piotr-Gerlinde und unten David beim Start in der Nacht vom Basislager. Foto: amical alpin
Peter-Fabrizzio-Dodo-Piotr-Gerlinde und unten David beim Start in der Nacht vom Basislager. Foto: amical alpin

K2-Nonstop-Besteigung kommt gut voran!

Nach unserem ersten, leider am Wetter gescheiterten Versuch über die anspruchsvolle Cesen-Route den K2 zu besteigen, waren die letzten Tage reichlich zäh. Schlechtes Wetter, zum Teil mit kräftigen Niederschlägen, hielten uns im Basislager und die (Zelt-)Decke drohte uns auf den Kopf zu fallen. Vor drei Tagen nun kündigte uns unser Wetter-Prophet Dr. Karl Gabl aus Innsbruck stabilere Verhältnisse an. Und vorgestern abend dann sogar einen Tag - der morgige Samstag - mit relativ niedrigen Windgeschwindigkeiten im Gipfelbereich des K2.

Ausführliche Beratungen innerhalb des Basislagers und alle möglichen Ideen, wie man diesen Samstag in der Gipfelregion noch erreichen könnte, zogen die Wetterprognosen nach sich. Und bald stand der Plan fest: eine Nonstop-Besteigung wäre die einzige Möglichkeit noch rechtzeitig Freitag-Nacht erneut zur Schulter des K2 in 7800 m Höhe zu kommen und damit zum Ausgangspunkt für die eigentliche Gipfelbesteigung. Einziger Knackpunkt: 3600 Meter Höhendifferenz vom Basislager zum Gipfel auf einen Schlag. Hört sich utopisch an, vor allem in dieser Höhe und nachdem es die letzte Tage doch zum Teil ergiebig geschneit hatte. Alleine zu dritt wäre das wahrscheinlich eine kaum zu bewältigend Aufgabe - die zu erwartende Spurerei im tiefen Neuschnee zu anstrengend.

Von Gerlinde's und David's Idee hörten auch zwei Slowaken und ein Pole, die eigentlich in der Westwand des K2 eine neue Route versuchen wollten - aber sich mit den ganz vereinzelten Gutwetter-Tagen dieses Spät-Karakorum-Sommers keine Chancen mehr für eine Durchsteigung ausrechnen. Ein erweitertes Team ist schnell gebildet, hinzu kommt auch noch der Italo-Amerikaner Fabrizio Zangrili, der seit Wochen nebenan mit einer amerikanischen Expedition lagert.

In die Rucksäcke kommen nur Daunenanzug, eine Matte für die Pausen, Kocher und 1 Gaskartusche pro Mann/Frau, Ersatzhandschuhe und -socken und ein paar Riegel. Es konnte losgehen - heute Nacht um 2:00 Uhr war es soweit.

Wie sich die Besteigung bisher entwickelt hat und weiterhin entwickeln wird können Sie bis morgen nachmittag hier an Hand der Funkgespräche mit Gerlinde, David und Daniel nachvollziehen und mitverfolgen. Drücken wir den Dreien - oder besser den Sieben - die Daumen, daß die Kräfte reichen und trotzdem keiner vor einer eventuell doch notwendigen Umkehr zurückschreckt. Es ist ein unglaublich langer Weg am zweithöchsten und schwierigsten Berg der Erde.

Einen herzlichen Gruß aus dem K2 Basislager,

Ralf Dujmovits

10. August 2007 - K2 / Cesen-Route

00:50 Yakoob, unser lustiger Küchenhelfer, bringt Grüntee mit Zitrone ans Zelt. Draußen ist es sternenklar, trotzdem hatten wir bisher eine relativ warme Nacht. Anziehen und ins Messzelt.

01:00 Uhr Fabrizzio Zangrillie kommt zum Frühstück herüber. Seit Tagen haben wir guten Kontakt zu ihm, - er möchte sich Gerlinde, David und Daniel anschließen. Fabrizzio kenne ich vom Klettern in Queen Maud Land, - ein wirklich fitter und flotter Amerikaner. Zu viert sind sie sicher beim vielen Spuren noch besser unterwegs. Das Frühstück läuft fast entspannt - ein wenig Nervosität ist trotzdem zu spüren.

02:00 Uhr Die beiden Slowaken Dodo Kobold und Peter Hamor sowie der Pole Piotr kommen verabredungsgemäß zum Abmarsch. Damit ist unser Direkt-Durchstieg-Team zu siebt und bei dem vielen Neuschnee sicher weniger angestrengt. Herzliche Verabschiedung - fort sind sie in der Dunkelheit. Bin reichlich (an-)gespannt - zum ersten Mal muss ich eine Gipfelbesteigung von unten aus dem Basislager verfolgen. Kann kaum schlafen.

05:30 Uhr David meldet sich aus der kleinen Scharte (6050 m) unter Lager I . Die Verhältnisse seien prima; allen geht es gut. Super, freue mich!! Im unteren Teil sind die Fixseile so tief eingeschneit, dass es keinen Sinn gemacht hat sie heraus zu reißen.

08:00 Uhr Aus Lager II (6460 m) kommt der nächste Funkspruch: Gerlinde meldet sich. Sie seien nicht sehr müde, die Beine nicht schwer, - der leichte Rucksack macht sich deutlich bemerkbar. Sie wollen zwei Stunden Pause machen zum Schneeschmelzen und ausgiebig trinken.

09:10 Uhr Ein Schwalbenschwanz flattert durch's Messzelt - wie der hier hoch kommt? Wenn das kein gutes Zeichen ist für dauerhaft gutes Wetter.

10:00 Uhr Gerlinde verkündet das Ende der ersten Pause. Sie haben jede Menge Schnee geschmolzen und viel trinken können. Geschlafen haben sie mit Absicht nicht - das sei erst in Lager III geplant. Dafür jede Menge getrunken. Konnte die letzten Wetterinfos von Karl Gabl durchgeben. Während der Pause war es völlig windstill im Lager.

10:30 Uhr Mit dem Fernglas meine ich erkennen zu können, dass ordentlich gespurt werden muss. Trotzdem kommen die sieben gut voran.

14:40 Uhr Endlich melden sich die drei aus Lager III. Erst spreche ich kurz mit David, dann kurz darauf mit Gerlinde. Bei leichtem Wind merken sie inzwischen doch ein wenig, dass sie schon über 2000 Höhenmeter in der dünnen Luft hinter sich haben. Das Spuren war reichlich anstrengend, da streckenweise der Schnee sehr tief ist. Jetzt wollen sie fleißig Schnee schmelzen und trinken, und dann ein paar Stunden dösen oder schlafen. Das Schlafdefizit macht sich in Ansätzen bemerkbar. Trotzdem sind alle sehr optimistisch und hoffen am späten Abend die Schulter auf 7800 m erreichen zu können. Drücken wir ihnen die Daumen!!

15:15 Uhr David meldet sich kurz – sie sind bereits beim Schneeschmelzen; möchten aber gerne wissen ob es ringsherum bewölkt ist. „Nein“ kann ich Ihnen versichern „ es ist die einzige Wolke im Baltoro-Gebiet, die sich ausgerechnet im Bereich von Lager III der Cesen-Route festgesetzt hat“.

Fortsetzung folgt! Alle Meldungen zur Expedition:

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