Rekord-Ansturm auf den Achttausender

Mächtig was los am Everest

Ideale Wetterbedingungen und die Arbeit der Sherpas ermöglichen Hunderten von Expeditionsteilnehmern am 22. Mai den Gipfelerfolg.

Mächtig was los am Everest
© facebook.com/NimsPurja/

So etwas hat es selbst am Everest noch nicht gegeben: Am 22. Mai sollen es über 300 Menschen auf den Gipfel des höchsten Berges der Welt geschafft haben. 

<p>Stress im Stau: Bergsteiger-Schlange am 22. Mai 2019.</p>

Stress im Stau: Bergsteiger-Schlange am 22. Mai 2019.

© facebook.com/NimsPurja/

Die meisten von ihnen waren dabei auf der nepalesischen Südseite unterwegs - und gerieten - laut übereinstimmenden Medienberichten - im Bereich des Hillary Step, der berühmt-berüchtigten Schlüsselstelle der Route, in einen mehrstündigen Stau. 

Dem amerikanischen Bergsteiger Donald Lynn Cash könnte die lange Warterei zum Verhängnis geworden sein. Kurz nach Erreichen des Gipfels fiel der 55-Jährige, der mit dem Everest gerade die Seven Summits komplettiert hatte, in Ohnmacht. Trotz sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen verstarb Cash wenig später noch im Gipfelbereich.

Auch die indische Bergsteigerin Anjali Kulkarni zahlte für ihren Gipfelerfolg einen schrecklich hohen Preis.

Wie ein Sherpa der Nachrichtenagentur AFP mitteilte, musste Kulkarni "lange warten, bis sie den Gipfel besteigen und wieder umkehren konnte. Sie konnte sich am Ende nicht mehr von selbst bewegen und starb, als die Sherpas sie nach unten brachten."

In beiden Fällen wird angenommen, dass die Bergsteiger an der Höhenkrankheit litten; über weitere tödliche Zwischenfälle an diesem "Rekordtag" ist nichts bekannt. 

Apropos "Bestmarke": Nepal soll in diesem Jahr 381 Besteigungslizenzen an ausländische Bergsteiger vergeben haben, die chinesischen Behörden auf der tibetischen Seite des Berges 142. Rechnet man die Sherpas dazu, die sich zusammen mit ihren Kunden daran machen, das der "Dach der Welt" zu erreichen, könnte in dieser Saison sogar der Rekord von 2018 mit 807 erfolgreichen Besteigungen gebrochen werden. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen - im Gegenteil! 

Revol am Gipfel, Göttler nicht

Seinen Traum, den Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen, musste David Göttler erst einmal begraben. Wie der deutsche Extrembergsteiger auf seinem Instagram-Account mitteilte, war er bei seinem Gipfelversuch unterhalb des Südgipfels in den erwarteten Stau geraten. "Warten und dabei Energie verlieren, ist keine Option", so Göttler. Er habe sich daher zur Umkehr entschlossen:

Elisabeth Revol soll hingegen am 23. Mai den Everest-Gipfel "by fair means", also ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff erreicht haben. Dies gab unter anderem einer der Sponsoren der französischen Alpinistin bekannt, der im vergangenen Jahr als erster Frau die Winterbesteigung des Nanga Parbat gelungen war.

"Project Possible"

Mit der Verwendung von Flaschensauerstoff und Hubschraubertransfers von Basislager zu Basislager hat Nirmal "Nims" Purja offensichtlich keine Probleme.

Im Rahmen seines "Project Possible" hat sich der ehemalige Elitesoldat vorgenommen, alle 14 Achttausender der Erde in nur sieben Monaten zu besteigen. 

Nachdem der Brite in den letzten Wochen bereits am Kangchendzönga, der Annapurna und am Dhaulagiri Erfolge feiern konnte, glückte dem 36-Jährigen nach eigenen Angaben am 22. Mai auch die erfolgreiche Besteigung von Everest und Lhotse.

Klappt in den nächsten Tagen auch noch der Makalu, liegt Purja im selbstgesteckten Zeitplan.

10 Kommentare

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Heribert Scherb auf Facebook

Der Andrang und die Expeditionen müssen reglementiert werden, und das so schnell wie möglich. Es kann nicht sein, dass sich eine Warteschlange am Hillary Step bildet, und so Wartezeiten von über einer Stunde entstehen.
Die Vergabe von Permits ist zu Reformieren, aber das viele Geld lockt, den Staat, die Trekking Organisationen und die Sherpas, die mit einer Expedition ihren Jahres Verdienst sicher stellen. Dann kommt hinzu, die meisten tödlichen Unfälle entstehen beim Abstieg, man hat den Gipfel erreicht, aber der Berg ist erst vollkommen bestiegen, wenn man wieder gesund unten ist. Das vergessen und unterschätzen sehr viele. Mögen ihre Seelen in Frieden ruhen

Bashkim B-Flex Tajroski auf Facebook

Wozu soll das nochmal gut sein? Soll dass evtl. zum Wohle der Allgemeinheit sein und irgend einen Nutzen haben um gutes zu tun oder einen Mehrwert zu generieren , oder schlichtweg etwas sein um an Minderwertigkeitskomplexe leidender Geldheinis sein die den Sinn des Lebens am falschen Ort suchen? Verstehen werden die meisten wohl nicht was dass hier soll , ausser einen Riesen Berg von Müll da oben zu hinterlassen den andere wegräumen müssen später!

Mammut Daniel auf Facebook

Kein Gipfel sollte mit Sauerstoff bestiegen werden; wenn man es ohne Doping nicht schafft, dann hat man in den hohen Bergen nichts verloren!!!

Johannes Schwarzmeier auf Facebook

Oh shit. Ich finds echt a saugfährliche Gschicht... vor allm as Wortn im Stau bei der Kälte und bei dünner Luft mittn in da Todeszone, wos bei suavül Bergsteigern unvermeidbar is... nein lieber nicht. aber auch in den Alpen häufen sich solche Bilder...

Tommy MacGavith auf Facebook

Das ist so traurig. Jeder weiß, dass diese Menschenmassen auch extrem gefährlich sind und immer mal wieder Leben kosten. Das gefährlichste ist doch meist das Warten in den Temperaturen und dem Sauerstoffmangel, welcher meistens dann beim Abstieg, der ohnehin zurecht zum schwierigen Teil gehört, einsetzt. Es tut mir in der Seele weh, dass der Gipfel irgendwann leider nicht mehr zu dem ganz Besonderen zählen wird.
Ich war noch nie dort, will es aber irgendwann versuchen. Wollte 2017 schon zum Basecamp, um mich heranzutasten. Leider musste ich aus kurzfristiger Krankheit absagen. Der Anblick des Berges macht mich allein schon emotional und zieht mich an. Aber dieses Bild....tut schon richtig weh. Dennoch hoffe ich, dass alle heile und an einem Stück zurückgekommen sind.
Lg
euer Tommy

Mario Kelpin auf Facebook

Das ist doch eh nur noch ein Punkt auf der To-do-Liste einiger Menschen mit viel Geld, um die Bilder davon zur Ego-Politur präsentieren zu können. Mit Alpinismus jedenfalls hat das nur noch ansatzweise etwas zu tun.

Sulli Mountain

Gemeinsam das Ziel erreichen. Ein absoluter Albtraum!!! Also ganz ehrlich, ich würd mir wie ein kompletter Volldepp vorkommen wenn ich da hinten in der Schlange drinnen steh. Genau das ist was ich in den Bergen nicht suche. Selbst wenn die Leuten den Gipfel irgendwie erreichen ist das niemals das selbe Erlebnis. Etwa 1% von denen würden das ohne die vorbereitete Spur da rauf schaffen, den Rest könnte man auch gleich mit der Gondelbahn für das begehrte Facebook - Selfie zur Selbstdarstellung raufkarren...

Jogi

Ich wäre ja dafür das man erst mit 30 4000er in den Alpen ein Permit für den Everest bekommt, aber das bleibt wohl ein Wunschtraum - und die Umwelt würde das sicher genauso sehen!

Ben auf Facebook

Ein weiterer, guter Grund, darauf zu verzichten.

Claudia Schnabel-Lang auf Facebook

Jeder sieht immer nur den „Massenansturm“. Für die Gipfelbesteigung gibt es aber nun mal nur ein sehr begrenztes Zeitfenster. Logisch, dass es da ALLE zur gleichen Zeit versuchen. Sich gegenseitig anspornen und gemeinsam DAS Ziel erreichen. Ein Erlebnis was einem niemand nimmt und die Menschen, die es geschafft haben, denen ist es 100%ig egal, ob sie in der Schlange gestanden haben. Ich wäre gerne in dieser Schlange... zum 3. Mal reise ich dieses Jahr mit meinem Mann nach Nepal - wir haben dort bisher unsere allerbesten Trekking-Reisen verbracht.