Erfolgreiche deutsche Damenbesteigung des Gasherbrum II (8035m)

"Dem Himmel so nah' "

40 Grad Celsius bei der Zwischenlandung in Doha/Qatar, ein Vorgeschmack auf die tropisch heißen Temperaturen, die uns in Islamabad erwarten. Wir befinden uns auf dem Weg nach Pakistan zu einer siebenwöchigen Expedition - mit dem festen Willen und dem Traum, unseren ersten Achttausender (dem 13. höchsten Gipfel der Erde) zu besteigen.

"Dem Himmel so nah' "
Imposante Kulisse: das Basislager der Expedition.
Imposante Kulisse: das Basislager der Expedition.

Wir - Elisabeth Rieber (40J.) und Alix von Melle (35J.), zwei Freundinnen und erfahrene Expeditionsbergsteigerinnen aus München - haben uns der DAV Summit Club Expedition zum 8035m hohen Gasherbrum II angeschlossen. Leiter der elfköpfigen Expedition - neun Männer und wir zwei Frauen - ist Luis Stitzinger.

Von Islamabad geht es mit dem Bus zwei Tage lang 800 Kilometer auf dem berühmten Karakorum-Highway in den Nordosten des Landes.

In den 50er Jahren wurde der Bau des Karakorum-Highways international ausgeschrieben, doch ausnahmslos alle Industrienationen lehnten ihn als völlig undurchführbar ab. Gebaut wurde die Straße, die die Hauptverbindung zwischen Pakistan und China darstellt, schließlich in zwölf Jahren Bauzeit durch ein Heer von 25.000 chinesischen und 15.000 pakistanischen Arbeitern. Auch heute noch sind 1.500 pakistanische Soldaten täglich damit beschäftigt, die oftmals von Erdrutschen, Steinschlag und Lawinenabgängen blockierte Straße befahrbar zu halten - dies sollte uns bei unserer Rückreise nicht erspart bleiben. Zur kleinen Bildergalerie der Expedition Die Auswirkungen des schlimmen Erdbebens aus dem Vorjahr sind hier noch deutlich zu sehen: Eingestürzte Gebäude, Auffanglager der UN - hier vor Ort gewinnt man einen sehr guten Eindruck, was eine Katastrophe dieses Ausmaßes für eine so arme Region bedeutet.

In Skardu, der letzten Stadt auf dem Weg ins Basislager, sind wir beim WM-Viertelfinalsieg der Deutschen über Argentinien hier "am Ende der Welt" sicherlich die treuesten Fußball-Fans. Am nächsten Tag erreichen wir per Jeep Askole am Fuße des riesigen Baltoro-Gletschers. Diese Siedlung ist Ausgangspunkt für alle Expeditionen zu den Achttausendern Gasherbrum I und II, Broad Peak und K2.

Trekking ins Basislager

Rückkehr von Elisabeth und Alix ins Basislager nach dem Gipfel.
Rückkehr von Elisabeth und Alix ins Basislager nach dem Gipfel.

Nun können wir uns voll und ganz auf den außergewöhnlich schönen Anmarsch zum Basislager freuen. Nicht nur 110 Träger samt unserer Ausrüstung, sondern auch strahlend blauer Himmel sowie die tosenden Wogen des Braldu-Flusses sind unsere ständigen Begleiter auf diesem 120 Kilometer langen, achttägigen Marsch.

Die Landschaft ist gewaltig: Eine Bergberühmtheit steht hier neben der anderen. Am berühmten Concordiaplatz wird der Blick auf den zweithöchsten Berg der Erde, den K2, frei. Über den Abruzzi Gletscher geht es weiter zu unserem Basislager, das sich auf 5050 Meter Höhe auf einer Mittelmoräne am Fuße des großen Gasherbrum-Eisbruchs befindet, umzingelt von wild zerklüfteten Sechs-, Sieben- und Achttausendern.

Anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Erstbesteigung des Gasherbrum II durch eine österreichische Expedition tummeln sich in diesem Sommer 22 Expeditionen am Berg. Unsere Aufstiegsroute ist mit dem SW-Sporn die der Erstbegeher. Zur kleinen Bildergalerie der Expedition Sind wir auf dem Trekking morgens schon immer recht früh aufgestanden, so werden wir am Berg nun endgültig nachtaktiv, denn tagsüber ist es in der Gasherbrum-Gruppe schon fast zu heiß zum Bergsteigen. So stehen wir zu unseren einzelnen Etappen meist zwischen Mitternacht und 3.30 Uhr auf und sind dann am frühen Morgen in den Hochlagern. Tagsüber halten wir es wie die Spanier und machen Siesta. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, der wird bei 40 Grad Celsius gegrillt.

Akklimatisation und Aufbau der Hochlager

Während wir die Hochlager aufbauen, d.h. Verpflegung, Ausrüstung und Zelte mühsam nach oben transportieren, akklimatisieren wir uns gleichzeitig. Das z.T. anspruchsvolle Gelände und die schweren Rucksäcke zehren an unseren Kräften.

Erschöpft aber glücklich: Elisabeth und Alix auf dem Rückweg ins Basislager.
Erschöpft aber glücklich: Elisabeth und Alix auf dem Rückweg ins Basislager.

Zum ersten Hochlager muss vom Basislager aus zunächst ein acht Kilometer langer, zerrissener Gletscherbruch durchquert werden, in dem allzeit einsturzbereite Eistürme und dünne Spaltenbrücken lauern. "Inschallah" (so Gott will) erreicht man bzw. frau nach ca. siebenstündiger Gehzeit das erste Hochlager auf 5950 Meter und - Fußball-WM in Deutschland hin oder her - den schönsten Fußballplatz auf dieser Welt, den haben eindeutig wir hier: In einem eindrucksvollen, brettl-ebenen Gletscherkessel, umrahmt von den Gasherbrums I bis V, bauen wir unsere Zelte auf.

Das zweite Hochlager wird in ca. vierstündiger Aufstiegszeit über die "Banana-Ridge" auf 6550 Meter erreicht. Weiter geht es über die stark vergletscherte, mit Fixseilen versicherte Südwestflanke in dreieinhalb Stunden bis auf 6950 Meter, wo wir unser Lager 3 aufbauen.

Damit ist auch die Akklimatisationsphase abgeschlossen und der Weg frei für den Gipfelgang. Zunächst aber heißt es, sich im Basislager zu erholen und Kräfte zu sammeln; essen, duschen, Wäsche waschen, Seele baumeln lassen und fast täglich per Satellitentelefon in Innsbruck den Wetterbericht einzuholen. Der sagt für den 29. Juli 2006 perfektes Gipfelwetter voraus und so verlassen wir am 26.7. in stockfinsterer Nacht das Basislager in Richtung Lager 1.