Trauer um Bergführer und Spitzenalpinist

Luis Stitzinger: Berge waren sein Leben

Luis Stitzinger ist am 25. Mai am Kangchendzönga verunglückt. Er erreichte den Gipfel solo und ohne Flaschensauerstoff, der Abstieg gelang ihm nicht mehr. Ein Nachruf von Bergauf-Bergab Moderator Michael Düchs.

Nachruf auf Höhenbergsteiger Luis Stitzinger.
© picture alliance/ Benedikt Siegert

Ein Nachruf von Michael Düchs

Dass das extreme Bergsteigen, vor allem an den höchsten Bergen der Welt, ein äußerst riskantes Spiel ist, das ist denen, die dieses Spiel betreiben, sehr bewusst. Auch Luis Stitzinger wusste darum. Auf meine Frage nach den Gefahren des Höhenbergsteigens antwortete er mir: "Die muss man akzeptieren können oder man sollte sich von diesen Bergen fernhalten." Er entschied für sich, gewisse Risiken zu akzeptieren – damit folgte er seinem Herzen und lebte seinen Traum und seine Leidenschaft!

<p>Höhenbergsteiger & Bergführer Luis Stitzinger</p>

Höhenbergsteiger & Bergführer Luis Stitzinger

© Luis Stitzinger

Dass ausgerechnet er nun in den Bergen gestorben ist, macht mich tief betroffen, denn Luis war alles andere als ein Hasardeur, der sein Leben leichtfertig aufs Spiel setzt. Im Gegenteil! Ich kenne kaum einen anderen Bergsteiger und Bergführer, der so umsichtig und bedächtig ist und eine so immense Erfahrung hat, wie er sie hatte. Vor allem aber war Luis nicht nur einer der stärksten und besten Höhenbergsteiger unserer Zeit, in erster Linie war er ein unglaublich bescheidener und sympathischer Mensch. 

Ich erinnere mich noch gut an eine Begegnung mit ihm am Rande einer Filmpremiere: In dem Film ging es um die Speed-Besteigung eines Achttausenders, an der er selbst maßgeblich beteiligt war. In dem Film allerdings kam er nicht vor, darin feierten sich andere für ihr Abenteuer, auf der Premieren-Bühne sonnten sie sich in ihrem Erfolg. Als ich ihn nach dem Film auf diese Diskrepanz ansprach, antwortete er mir in seiner stoisch-allgäuerischen Art, dass ihm das ziemlich egal sei und er den anderen das schöne Erlebnis von Herzen gönne.

Diese Antwort erzählt viel über Luis: Er war bescheiden, demütig, anderen gegenüber äußerst wohlgesonnen und freundlich – und er hatte es nicht nötig, viel Gewese um sich und seine großartigen bergsteigerischen Leistungen zu machen. Mir war diese Art äußerst sympathisch, gerade in unserer Zeit, in der die Selbstdarstellung und das Buhlen um mediale Aufmerksamkeit einen immer größeren Stellenwert einnehmen.

Dass Luis bei dem, was er geliebt hat, ums Leben gekommen ist, ist für die, die ihn kannten und schätzten, nur ein schwacher Trost. Er wird uns als großer Bergsteiger – und vor allem: als feiner Mensch – in Erinnerung bleiben.

Text von Michael Düchs

1 Kommentar

Kommentar schreiben
Thomasgorig@gmail.com

Ich bin in der letzten Zeit Sterbebegleiter bei einem wunderbaren Kollegen gewesen, euer Nachruf hier war schön zu lesen und führte mich hinaus aus der Verzagtheit des trüben Lichtes, Danke