Unterwegs auf der Fischer Transalp 2014

Das große Finale...und der Tag danach

Am Samstag, den 08.03., ging es in Cortina d'Ampezzo los zur vierten Ausgabe der Fischer Transalp. In sieben Etappen geht es dabei von Süd nach Nord mit Ski über die Alpen. Mit dabei sind ALPIN-Leser Sebastian Lazar sowie ALPIN-Autor Sebstian Nachbar, der uns von unterwegs berichtet. Lesen Sie hier seine beiden Berichte vom letzten Tourentag "Über den Wilden Kaiser" und dem "Tag danach".

Das große Finale...und der Tag danach

Donnerstag, 20. März Das große Finale: Über den Wilden Kaiser

Immer steiler richtet sich die Rinne auf, immer enger zieht sie sich zwischen den Felsen zusammen. Fünf konzentrierte Schritte auf dem Ski, schon wieder Spitzkehre. Wer die schlampig setzt, rutscht, und das ist gefährlich. "Ein Sturz im 40 Grad steilen Gelände gleicht dem freien Fall", sagt Bergführer Sepp Schweiger. Hier ist es noch steiler.

Es ist das große Finale bei der Fischer Transalp 2014 - die Überquerung des Wilden Kaisers. Der Plan: Von der Wochenbrunner Alm oberhalb von Ellmau über die Gruttenhütte hinauf ins Hochgrubachkar und zur Rote Rinnscharte. Dann auf der Nordseite durch extrem steiles Gelände hinab in den Scharlingerboden, vorbei am Hinterbärenbad und durch das Kaisertal nach Kufstein. Dann ist Schluss, weiter nördlich in den Bayerischen Voralpen liegt einfach zu wenig Schnee. Die Alpenüberquerung endet damit einen Tag früher als geplant. Weitergehen wäre mehr Wandern als Skifahren, mit dem Transalp-Gepäck im Kreuz pure Schinderei.

Ein Absatz unterhalb der Scharte. Verschnaufen, Ski an den Rucksack. Schnell weiter, der Schnee weicht auf und Berg spuckt Steine. Auf allen Vieren geht es weiter. Gestapfe auf der Himmelsleiter. Linker Arm, rechter Fuß. Rechter Arm, linker Fuß. Wie auf dem Crosstrainer. Ach was, Fitness-Studios sind was für Drinnen-Menschen. Wir sind draußen. Wir sind Alpenüberquerer.

Endlich oben in der Roten Rinnscharte. Acht Teilnehmer plus Begleitung, auf einem Fleck so klein wie ein Fahrradschuppen. Nach Norden zieht ein rettendes Stahlseil hinab, herauf zieht die Kälte. Der Knackpunkt der ganzen Woche. Die Rinne gähnt wie ein Loch. Die Guides setzen weitere Fixpunkte und verlegen Seilgeländer. Schritt für Schritt klettern die Alpenüberquerer hinab in die schattige Rinne. Sebastian Lazar schiebt seinen Prusik am Fixseil abwärts. Sollte er ausrutschen, blockiert der Knoten von selbst und hält ihn. Der Graupel von gestern wirbelt herum, der Kaiser glänzt gegenüber im Sonnenlicht. Es geht auf Mittag zu.

Weiter abwärts auf Ski, vorbei an Skiführer Stephan Skrobar, der wie ein lebendes Gewicht am letzten Seil hängt und die Einfahrt in den Rinnenauslauf vorgibt. Klare Kommandos, ruhige Bewegungen. Rutschen auf dem Harschdeckel, die Stahlkanten beißen ins Eis und donnern im Ohr, noch einmal volle Konzentration. Es geht abwärts, abwärts, abwärts. Einzeln fahren die Transalper in den letzten Hang. Da ist die Sonne wieder, der Kaiser gibt sie frei. Sie erlaubt Schwünge im weicheren Schnee. Endlich Skifahren, endlich Platz. Da unten, der Auslauf. Wir sind drüber!

Klicken Sie sich durch die Slideshow der Fischer Transalp.

Freitag, 21. März Der Tag danach

Wieder zu Hause. Die Sonne linst durchs Fenster. Frühling. Langsam sickern die Eindrücke. Die Gipfel, der Firn, die Ausblicke, die schönen Quartiere. Weite im Gebirge, Enge im Taxi. Zirbenwälder, Gletscherspalten - Schnee ohne Ende und ein Ende ohne Schnee. Aus dem Spiegel blickt einen irgendwie jemand anders an. Brauner und gesünder. Es hätte noch ewig so weitergehen können.

Eine Dank des gelungenen Castings schön zusammengestellte Gruppe waren die Transalper 2014. Gehobenes Konditions-Niveau, weder Ausreißer nach oben, noch nach unten. Da war zum Beispiel der junge Student Matthias Hirsch, der den ganzen Tag essen kann und tapfer seinen viel zu schweren Rucksack schleppte. Da war die Wienerin Doris Czech, der gestern bei der Ankunft in Kufstein die Tränen kamen vor Überwältigung.

Da waren langjährige Skitourengeher dabei wie Herrmann Hoelzlwimmer, der vor schon vor 30 Jahren einen schweren Lawinenunfall überlebte. Und da war Extremskifahrer Axel Naglich mit seinem unbändigem Durst auf Energy-Drinks und seiner Grantler-Attitüde, der sich selbst am wenigsten Ernst nimmt. Sie alle drückten der Fischer Transalp 2014 ihren Stempel auf.

Wer so eine Transalp auf die Beine stellt, verspricht sich freilich etwas davon. Gesprächswert und Markenpräsenz etwa. Doch bei allen Fischer Ski und Fischer Stirnbändern war diese Woche glücklicherweise unendlich weit weg von Bilanzen und Wachstumszahlen. Sie war persönlich, sportlich, gesellig und aufrichtig - und dieser Duktus fehlt vielen Herstellern.

Fischer ermöglichte einer kleinen Gruppe von Hobby-Bergsportlern ein Erlebnis, das fürs ganze Leben im Gedächtnis bleibt. Und das ist das Schönste daran. "Ich habe einen Traum" - so hieß der Slogan für die Alpenüberquerung. Für die acht Teilnehmer wurde er wahr.

Sebastian Nachbar schreibt als freier Mitarbeiter regelmäßig für ALPIN. Seine Berichterstattung der Fischer Transalp 2014 von unterwegs können Sie hier auf www.alpin.de/skitransalp mitverfolgen. Die Alpenüberquerung von Fischer findet zum vierten Mal statt und führt ihre Teilnehmer auf Tourenski über die Alpen. In sieben Etappen von Süden nach Norden - ein besonderes Erlebnis, das für die acht, mittels Casting ausgewählten, Abenteurer einen lang gehegten Traum darstellt.

Weitere Informationen zur Fischer Transalp und Berichte sowie Fotos der ersten beiden Etappen finden Sie unter: www.fischersports.com/transalp