Gipfelversuch am Nanga Parbat abgebrochen

David Göttler "Wir haben umgedreht, weil ich einen schlechten Tag hatte"

Diesmal drang David Göttlers Himalaja-Expedition nicht schon vorab an die Öffentlichkeit. Erst durch seinen eigenen Post am 19. Mai wurde publik, dass sich der 45-Jährige zum Nanga Parbat (8.125 m) aufgemacht hat. Gemeinsam mit dem französischen Alpinisten Benjamin Védrines plante Göttler die Besteigung im Alpinstil. Nun verkündete er auf seinen Social-Media-Kanälen den Abbruch des ersten Gipfelversuchs.

David Göttler bricht Push auf den Nanga Parbat ab
© Instagram/David Göttler

Ohne Flaschensauerstoff, ohne feste Hochlager, ohne Hochträger und ohne Fixseile wollen Göttler und Védrine durch die Rupalwand über die "Schell-Route" zum Gipfel aufsteigen, schreibt Stefan Nestler auf seinem Blog abenteuer-berg.de. Auf rund 7500 Metern auf der Diamirseite entschieden sich die Alpinisten zur Umkehr.

Auf seinem Instagram- und Facebook-Kanal meldete sich David Göttler mit einem längeren Text zu Wort, in dem er den Abbruch des ersten Gipfelversuchs begründet: 

"Ihr habt vielleicht vermutet, dass wir es nicht zum Gipfel des Nanga Parbat geschafft haben. Das ist der Grund: Es lag weder an schlechtem Wetter noch an schlechten Bedingungen. Wir haben umgedreht, weil ich einen schlechten Tag hatte. Das war's. Ich fühlte mich nicht, wie ich mich für einen Gipfeltag wie diesen fühlen musste. Benjamin war stark unterwegs und er hätte wahrscheinlich die ganze Arbeit tun können, um uns beide zum Gipfel zu bringen. Aber was dann? Der Abstieg führt nicht gerade nach unten; zuerst gibt es eine lange auf- und absteigende Traverse. Natürlich keine festen Seile, da wir mit nur 60-m-Seil geklettert sind. Es gab keine Spur und keine anderen Kletterer auf der Strecke: nur Ben und ich. Das ist das Schöne, wenn man eine Route wie diese in einem solchen Stil begeht. Die Schönheit und die Grausamkeit. Einen schlechten Tag zu haben bedeutet, nicht zum Gipfel zu kommen. Wie sagte mein Freund Ueli Steck mal: "Don't epic". Ich habe an seine Worte gedacht. Also haben wir umgedreht."

Dem 31-Jährigen Benjamin Védrines fiel die Umkehr sehr schwer, wie er einräumt: "Ich fühle mich zum Gipfel hingezogen, aber gefesselt, blockiert. Mein Herz nach oben, der Verstand nach unten. [...] Es sind diese Momente, in denen die Verbindung des Seils manchmal so grausam wie bedeutungsvoll ist. [...] Wir sind zu zweit aufgebrochen, wir kehren zu zweit zurück. Auch das macht das Abenteuer aus, auch das macht den Alpinstil aus," schreibt der Alpinist bei Instragam.

In den Bildern ist zu erkennen, dass die Seilschaft ohne zusätzlichen Flaschensauerstoff und in ungespurtem Gelände aufsteigt.

Posts auf Social Media erst wenige Tage vor dem Gipfelversuch

Erst wenige Tage vor dem geplanten Gipfeltag hatte Davis Göttler erste Videoausschnitte der Expedition geteilt, auf denen er mit dem Paraglider unterwegs ist:

David Göttler ist damit zum dritten Mal an der Route gescheitert. Bereits im Winter 2014 war er auf 7200 Metern wegen schlechten Wetters zum Abbruch gezwungen. Erst im Winter 2022 hatte er einen weiteren Versuch gewagt, bei dem er allerdings bereits auf 6200 Metern umdrehte. Grund war ebenfalls ein Wettersturz.

Zuletzt hatte der deutsche Höhenbergsteiger im dritten Anlauf (nach Versuchen 2019 und 2021) den Gipfel des Mount Everest (8.848 m) solo und im Alpinstil erreicht. 

Mehr über Davids Philosophie beim Bergsteigen, seine Expeditionen und die Seilschaft mit Benjamin Védrines lest ihr im großen Interview in der nächsten ALPIN 8 | 23!

1 Kommentar

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Thomas Görig

Wer umdreht ist nicht am Ziel gescheitert, im Geist gewonnen.
Spitze