Auf wenig ausgetretenen Pfaden

Bergheimat: Sieben einsame Bergtouren in Bayern

Wir präsentieren sieben Tourentipps aus den Alpenregionen zwischen Bodensee und Königssee. Alle Unternehmungen haben mindestens fünf Stunden Gehzeit und fordern Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Herum geht's in den Touren auch, denn die sind allesamt – zumindest optional – als Rundtour machbar. Klickt euch durch sieben Gipfelziele für den Bergsommer in Bayern.

Berchtesgadener Alpen bei Sonnenaufgang.
© picture alliance / Herbert Berger

Wer die höchsten Gipfel der Alpen sucht, wird in den bayerischen Bergen natürlich nicht fündig. Wem jedoch grandiose und tagesfüllende Tourenerlebnisse vorschweben, natürlich schon! Hier findet ihr sieben Tourentipps aus den bayerischen Bergregionen zwischen Bodensee und Königssee, die sicherlich nicht überlaufen sind.

1. Grat-Schmankerl im Allgäu: Das Rauhhorn

Wer eine tagesfüllende Bergrunde liebt, die zusätzlich mit einer spannenden Gratüberschreitung gewürzt ist, ist am Rauhhorn in den Allgäuer Hochalpen genau richtig. 

<p>Der Rauhhorn-Grat von Süden.</p>

Der Rauhhorn-Grat von Süden.

© Michael Pröttel

Die Tour ist freilich nichts für zart besaitete, zählt der ausgesetzte Gratklassiker mit Schwierigkeiten bis zum zweiten Grad der Kletterskala und aber nur wenigen Passagen mit Seilversicherung doch zu den wilderen, aber nicht "zu wilden" Unternehmungen in den Allgäuer Hochalpen. Spannend sind die Tiefblicke auf den Vilsalpsee und den bekannten Schrecksee, vor dem man sich aber nicht fürchten muss - höchstens vor den am Nachmittag mit Touristen überlaufenen Ufern. Aber diese lässt man auf unserer Rundtour schon früh am Morgen hinter sich, bevor man auf die Gratschneide der Rauhhorns zwischen Hintersteiner und Tannheimer Tal startet.

2. Tiefblicke: Die Notkarspitze in den Ammergauer Alpen

Auf der großartigen Kammwanderung über die Ziegelspitz zur Notkarspitze kommt man aus dem Schauen einfach nicht heraus. 

Der Anstieg zur Notkarspitze, eine der schönsten Rundtouren am bayerischen Alpenrand , beginnt zunächst im artenreichen Bergmischwald. Hat man dann die Latschengrenze am Vorgipfel der Ziegelspitz erreicht, kommt man auf der anschließenden Kammwanderung zur Notkarspitze aus dem Schauen einfach nicht mehr heraus. Direkt am Alpenrand gelegen, reicht die Fernsicht vom Gipfelkreuz aus bei klarer Sicht bis nach München. Mindestens aber bis zum mächtigen Zugspitzmassiv, das im Süden aufragt. Herrlich ist auch der Blick ins Tal auf das direkt unterhalb der Notkarspitze gelegene Kloster Ettal.

<p>Tiefblicke beim Aufstieg zur Notkarspitze.</p>

Tiefblicke beim Aufstieg zur Notkarspitze.

© Michael Pröttel

Am landschaftlich abwechslungsreichsten ist es darum, nach der Gipfelbrotzeit nicht wieder denselben Weg zurück zu nehmen, sondern als Rundtour über das Notkar nach Norden abzusteigen. Ein bis zweimal gibt es an einer kurzen Steilstufe Fels- oder zumindest Stahlseilkontakt, bevor es wieder sanfter dem Talboden entgegen geht.

3. Auf der wilden Seite des Wetterstein: Die Partenkirchner Dreitorspitze

Von Leutasch durch das Bergleintal führt der wohl schönste Weg hinauf auf die Partenkirchner Dreitorspitze an der Grenze zwischen Bayern und Tirol. Das Wetterstein ist hier nicht durch Berg- und Seilbahnen erschlossen und der Ausblick auf die Hohe Munde und den Rest des Wettersteins unverbaut. Dafür wartet am Einstieg eine tief eingeschnittene Klamm auf den Bergsteiger. Für den finalen Gipfelanstieg nutzt man den leichten Klettersteig, für den man aber trotzdem trittsicher und schwindelfrei sein muss.

<p>Die Partenkirchner Dreitorspitze im Wetterstein.</p>

Die Partenkirchner Dreitorspitze im Wetterstein.

© Michael Pröttel

Als Tagestour mit 1.730 Höhenmetern durchaus fordernd, ist der kurze Abstecher zur Meilerhütte nicht nur zur Brotzeit zu empfehlen, sondern auch für eine Übernachtung mit Ausblick.

Packen für die nächste Hüttentour? Welcher Rucksack sich eignet und was in diesem gehört, zeigen wir euch in unserer Galerie:

4. Traumrunde im XXL-Format: Die Soiernspitze im Vorkarwendel

Die Kombination von Seinskopf, Feldernkopf und Soiernspitze ist mit Sicherheit die beeindruckendste Bergrunde im wunderschönen Vorkarwendel.

<p>Blick von der Schöttelkarspitze auf die Soiernseen.</p>

Blick von der Schöttelkarspitze auf die Soiernseen.

© Thomas Harrer

Da man sich durchgängig auf der Südseite der Soierngruppe bewegt, ist die Rundtour zu ihrem Kulminationspunkt oft schon erstaunlich früh im Jahr und meist bis in den Spätherbst hinein machbar. Dann ist allerdings die urige Vereiner Alm nicht mehr bewirtet, was ein wenig schade wäre. Denn die Einkehrmöglichkeit hat ihren Charme auch in Zeiten von Overtourism und Instagram bewahrt. Was freilich bedeutet, dass Wiener Würstel mit Linsensuppe als einzige warme Mahlzeit angeboten werden.

5. Kammwandern in Bestform: Die Halserspitze in den Blaubergen

Weitblicke ohne Ende, zwei urige Einkehrmöglichkeiten, eine spannende Schlucht und wunderschöne Gumpen … mehr als die Halserspitz-Runde kann eine Bergtour kaum bieten.

<p>Auf der Blaubergschneid: Die Halserspitze in Sicht.</p>

Auf der Blaubergschneid: Die Halserspitze in Sicht.

© Thomas Harrer

Ob im Uhrzeigersinn oder dagegen: Die Rundtour über die Halserspitze und den imposanten Blaubergkamm in Kombination mit der spannenden Wolfsschlucht hat einiges an spannender Gratwanderung und tiefgehenden Aussichten bei moderater Schwierigkeit zu bieten. Wer die Tour auf zwei Tage ausdehnen möchte, kann übrigens auch noch die Gufferthütte mit in seine Tourenplanung für eine Übernachtung einbinden.

  • Hier der Link zur detaillierten Toureninfo zur Bergtour auf die Halserspitze (mit Karte und GPS-Track)

  • Bergtour, schwer

  • 7:30 Std., 1250 Hm Auf-/Abstieg

  • Beste Zeit: Mitte Juni bis Anfang Oktober

  • Ausgangspunkt: Bushaltestelle bzw. Wanderparkplatz Siebenhütten, 800 m

  • Talort: Kreuth, 787 m

6. Kaiserliche Loge überm Achental: Die Chiemgauer Hochplatte

Manchmal ist es gar nicht so verkehrt, im Schatten eines großen Bruders zu stehen. Schließlich geht es auf der Chiemgauer Hochplatte deutlich ruhiger zu als auf der benachbarten Kampenwand. 

<p>Berühmter Nachbar: Die Kampenwand.</p>

Berühmter Nachbar: Die Kampenwand.

© Michael Pröttel

Im Wechsel von schönem Bergmischwald und freien Almflächen geht es zur Chiemgauer Hochplatte hinauf, die vom Achental aus betrachtet der Kampenwand eigentlich die Show stehlt. Die abwechslungsreiche Rundtour auf die Chiemgauer Hochplatte ist meist schon sehr früh in der Saison möglich, weil der Anstieg über südseitige Hänge verläuft. Allerdings hat dann die urige Oberauerbrunstalm noch nicht geöffnet. Durchaus also ein Argument dafür, erst im Mai zu kommen!

7. Grenzgipfel der Extraklasse: Der Funtenseetauern im Berchtesgadener Land

Der Grenzgipfel Funtenseetauern mit seinem nach Norden steil abbrechenden Gipfelkamm trennt das (meist wasserlose) Steinerne Meer vom (meist wasserreichen) Gebirgskessel des Königsees. Eine grandiose Zweitagestour, bei der schon die Schifffahrt über den Königssee die nicht ganz kurze Anreise wert ist.

Da der Funtenseetauern als Tagestour nur für sehr konditionsstarke und schnelle Bergfexe machbar ist, unterbricht man den langen Anstieg in der Regel mit einer Übernachtung im Kärlingerhaus – im Sommer kein Nachteil! Denn obwohl der kurz unterhalb der traditionsreichen Hütte gelegene Funtensee mit einem Kälterekord von minus 45,9 Grad nicht nur Deutschlands kältester Ort ist, sondern einer der kältesten weltweit, kann man an schönen Sommerabenden dort wunderbar seine Seele baumeln lassen.

<p>Das Kärlinger Haus am Funtensee.</p>

Das Kärlinger Haus am Funtensee.

© Tourenportal Berchtesgadener Land

Am Morgen steht dann die beeindruckende Gipfelbesteigung an. Trittsichere und Schwindelfreie sollten übrigens keinesfalls die optionale Grat-Variante inklusive spektakulärer Tiefblicke auf den Königssee verpassen! Toll ist auch der Ausblick nach Süden auf die riesige Kalkhochfläche des Steinernen Meeres mit seinen "Wellen" aus Stein.

Mehr Spass beim Wandern? Mit den Cartoon von Georg Sojer kein Problem:

Text von Michael Pröttel

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