Britischer Autor sieht George Mallory als den Bezwinger des Everest

Neuer Wirbel um Everest-Erstbesteigung

"Paths of Glory", der neue Roman des englische Erfolgsautors Jeffrey Archer, sorgt derzeit für erhebliche Aufregung. Der Grund: Archer behauptet, nicht Sir Edmund Hillary, sondern der englische Bergsteiger George Mallory sei der erste Mensch auf dem höchsten Berg der Erde gewesen. Vor allem in Neuseeland, wo Hillary als Nationalheld verehrt wird, kennt die Empörung keine Grenzen.

Neuer Wirbel um Everest-Erstbesteigung

Viele Neuseeländer sehen in der Behauptung des englischen Autors den Versuch, den angekratzen Nationalstolz aufzupolieren. Die Briten hätten über Jahre hinweg verzweifelt versucht, den Gipfel des Everst zu erreichen, so Graeme Dingle, ehemaliger Seilpartner von Hillary.

Doch nicht die Ersten?: Sir Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay nach Besteigung des Mount Everest im Jahr 1953
Doch nicht die Ersten?: Sir Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay nach Besteigung des Mount Everest im Jahr 1953

Indem Archer nun Mallory die Ehre als Everest-Erstebezwinger zu Teil werden lässt, solle im nachhinein die Scharte der englischen Niederlage ausgewetzt werden. Man habe, so Dingle weiter, die Tatsache, dass mit Hillary jemand aus den Kronkolonien der erste Mensch auf dem höchsten Punkt der Erde gewesen war, im Geburtsland des modernen Alpinismus als besondere Schmach empfunden.

„Er ist ein gescheiterter Politiker und ein verurteilter Lügner, und jetzt kommt Jeffrey Archer mit der absurden Behauptung, Sir Edmund Hillary sei nicht der erste gewesen, der den Mount Everest bezwungen hat“, so das Fazit der „Sunday Star-Times“. Archer saß jahrelang für die konservative Partei im Abgeordnetenhaus, ehe eine Verurteilung wegen Meineids seine politische Karriere frühzeitig beendete.

Für eine Fotogalerie zu Sir Edmund Hillary klicken Sie auf das Bild oder auf diesen Link. Die Frage, ob nun Mallory tatsächlich im Jahr 1924, also 29 Jahre vor Sir Edmund Hillary, den Gipfel des Everest erreicht habe, ist nicht neu. Unzählige Publikationen, unter anderem auch von Reinhold Messner, zeugen von der Anziehungskraft der Thematik.

Als unstrittig gilt, dass es Mallory und sein Begleiter Andrew Irvine bei ihrem Besteigungsversuch im Juni 1924 bis wenige hundert Meter unterhalb des Gipfel des Everst geschafft haben müssen. Dies ist durch Zeugenaussagen belegt. Danach wurden sie nicht mehr lebend gesehen.

Mit dem Fund der konservierte Leiche von Mallory im Jahr 1999 auf 8150 Meter bekamen die Spekulationen neue Nahrung. Dass bei dem Leichnam kein Photo seiner Frau gefunden werden konnte, werteten Mallory-Anhänger als entscheidendes Indiz für den Gipfelerfolg des Engländers: Mallory trug das Potrait stets bei sich und wollte es, so hatte er mehrmals betont, auf dem Gipfel des Everest hinterlassen. Ob dies als gesicherter Beweis für den Gipfelerfolg Mallorys gelten kann, darf stark bezweifelt werden. Auch Jeffrey Archers Buch ändert nichts daran. Am 14. Mai 1995 stand jedoch zweifelsfrei ein Mallory auf dem Gipel des Everest, nämlich der gleichnamige Enkel des tödlich verunglückten Bergsteigers.

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