Neues Studie zur Todesursache der Gipfelaspiranten von 1924

Malloy und Irvine: Tod wegen Sauerstoffunterversorgung?

Seit Jahrzehnten wird die Frage heftig diskutiert: Waren George Mallory und Andrew Irvine 1924 auf dem Gipfel des Everest? Fest steht nur, dass die beiden Bergsteiger während ihres Gipfelversuchs ums Leben gekommen sind. Warum Irvine und Mallory ihren Versuch nicht überlebten, glauben nun kanadische Forscher herausgefunden zu haben...

Malloy und Irvine: Tod wegen Sauerstoffunterversorgung?
Auf dem Gipfel des Everest? George Mallory und Andrew Irvine.
Auf dem Gipfel des Everest? George Mallory und Andrew Irvine.

Die Frage, ob Mallory und Irvine tatsächlich im Jahr 1924, also 29 Jahre vor Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay, den Gipfel des Everest erreicht haben, ist nicht neu. Unzählige Publikationen, unter anderem auch von Reinhold Messner, zeugen von der Anziehungskraft der Thematik.

Als wahrscheinlich galt bislang, dass es Mallory und Irvine bei ihrem Besteigungsversuch im Juni 1924 bis wenige hundert Meter unterhalb des Gipfel des Everest geschafft haben. Dies ist durch Zeugenaussagen belegt. Danach wurden sie nicht mehr lebend gesehen, seit dem 08. Juni galten die beiden als verschollen.

Mit dem Fund der konservierte Leiche von Mallory am 01. Mai 1999 auf 8150 Meter bekamen die Spekulationen neue Nahrung. Dass bei dem Leichnam kein Foto seiner Frau gefunden werden konnte, werteten Mallory-Anhänger als entscheidendes Indiz für den Gipfelerfolg des Engländers: Mallory trug das Poträt stets bei sich und wollte es, so hatte er mehrmals betont, auf dem Gipfel des Everest hinterlassen. Ein Beweis für eine Gipfelbesteigung ist das aber sicherlich nicht.

Doch nicht die Ersten? Sir Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay nach Besteigung des Mount Everest im Jahr 1953.
Doch nicht die Ersten? Sir Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay nach Besteigung des Mount Everest im Jahr 1953.

Der Luftdruck fiel um 18 Millibar

Kanadische Forscher meinen nun, Gründe für den Tod der beiden Bergsteiger gefunden zu haben. "In all den Diskussionen blieb der Einfluss des Wetters weitgehend unbeachtet", erklärte der Leiter der Studie, Professor Kent Moore von der University of Toronto.

Folglich untersuchte das Wissenschaftler-Team die meteorologischen Aufzeichnungen der Expedition, die in der Bibliothek der Royal Geographical Society in London aufbewahrt werden. Ergebnis: "Während des Gipfelsturms von Irvine und Mallory, fiel der Luftdruck im Basiscamp um etwa 18 Millibar. Das ist enorm. Bei der Katastrophe 1996, als acht Menschen am Everest starben, fiel der Druck 'nur' um acht Millibar."

In 8500 Metern Höhe, der Region in der Mallory und Irvine vermutet wurden, reicht bereits ein Druckabfall von vier Millibar aus, eine akute Sauerstoffunterversorgung einhergehend mit Atemnot und Muskelschwäche hervorzurufen. Zwar hatten beide Sauerstoffgeräte dabei, doch die Befüllung dürfte nicht ausreichend für einen langen Aufenthalt in der "Todeszone" gewesen sein. Zudem gerieten die Briten in einen extremen Sturm, in dem sie dann vermutlich, so die Forscher, tödlich abgestürzt seien.