Chinesin glückt erster Gipfelgang in diesem Jahr, Wissenschaftler fällt in Gletscherspalte

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Nach dem schrecklichen Lawinenunglück vom Karfreitag, bei dem insgesamt 16 Menschen ihr Leben verloren hatten, sah es lange Zeit so aus, als sei die Everest-Saison in diesem Jahr gelaufen. Doch einer Chinesin glückte jetzt die erste Besteigung 2014, während Poorna Swaero, eine 13-jährige Inderin, neuen Altersrekord aufstellte.

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Hat tiefe Spuren hinterlassen: Das Lawinendrama vom 18. Mai 2014 (Foto: picture-alliance.com).
Hat tiefe Spuren hinterlassen: Das Lawinendrama vom 18. Mai 2014 (Foto: picture-alliance.com).

Die Himalaja-Chronistin Elizabeth Hawley wertete das Unglück vom 18. April als "schlimmste Katastrophe, die der Mount Everest je erlebt hat". An jenem Karfreitag starben insgesamt 16 Sherpa durch eine Eislawine unweit des berüchtigten Khumbu-Eisfalls.

Wut, Trauer und ein Streik der Sherpa waren die Folge. Nichts ging mehr am höchsten Berg der Erde. Zumindest für die großen kommerziellen Expeditionen auf der nepalesischen Seite des Achttausenders. Innerhalb weniger Tage nach Beginn des Ausstandes hatten alle großen Anbieter ihre Zelte auf der Südseite bereits abgebrochen.

Für Wang Jing kein Problem. Die Chinesin, die sich zum Ziel gesetzt hat, innerhalb von sechs Monaten die Seven Summits zu besteigen, organisierte kurzerhand ein kleines Expeditionsteam, das sie am 23. Mai auf der nepalesischen Seite sicher zum Gipfel geleitete. Kosten spielten dabei offenbar für die 40-Jährige keine Rolle.

Da die Lawine vom 18. April auch große Teile des bereits versicherten Weges durch den Khumbu-Eisbruch zerstört hatte, lies sich Jing mit dem Helikopter über die Gefahrenstelle bringen. 20 Flüge sollen insgesamt notwendig gewesen sein, ehe Team und Material zum vorgeschobenen Basislager transportiert worden waren. Ein Novum in der Geschichte des Everest-Bergsteigens, denn die nepalesische Regierung hatte bis dato Helikopterflüge über den Eisbruch stets untersagt.

Wie so oft dürfte die Aussicht auf Devisen für den plötzlichen Sinneswandel der Behörden gesorgt haben. Vor diesem Hintergrund ist sicherlich auch die Entscheidung des nepalesischen Tourismusministeriums zu sehen, 104 weitere Gipfel für die kommerzielle Expeditionen freizugeben.

Materialschlacht hin oder her: Wang Jings Besteigung wurde auch von offizieller Seite als erster, erfolgreicher Versuch des Jahres 2014 gewertet. Für Aufsehen ganz anderer Art konnte Poorna Swaero sorgen. Die 13-jähriger Inderin hatte mit einer Bergsteigergruppe zwei Tage nach Jin von der Nordseite her den Gipfel erreicht und damit einen neuen Rekord als jüngste Everest-Bezwingerin aufgestellt.

Erlebte den "Sturz ins Leere": John All (Foto: Screenshot).
Erlebte den "Sturz ins Leere": John All (Foto: Screenshot).

Am Westgipfel des Kangchendzönga (8586m) wurde Chhanda Gayen, eine Landsfrau von Poorna Swaero, mit ihren zwei Sherpa von einer Lawine in den Tod gerissen. Die indische Alpinistin hatte zuvor bereits den Hauptgipfel des viert höchsten Berges der Erde bestiegen und plante eine Doppelbesteigung. Ob sie mit ihren Sherpas bereits den Westgipfel erreicht hatte oder sich noch im Aufstieg befand, als sich der tödliche Unfall ereignete, kann nicht mehr zweifelsfrei geklärt werden.

Weit mehr Glück hatte John All. Der US-Wissenschaftler hatte ursprünglich vorgehabt, den Everest zu besteigen. Die Ereignisse vom 18. April machten ihm und seinem Team allerdings einen dicken Strich durch die Rechnung. All und Kollegen entschlossen sich daraufhin, ihre Forschungsarbeiten am Mount Himlung (7126m) fortzuführen.

Während eines Solo-Erkundungsganges stürzt der an der Western Kentucky University lehrende Privatdozent 22 Meter tief in eine Gletscherspalte. All zog sich dabei mehrere Brüche, innere Blutungen und starke Schürfwunden am ganzen Körper zu. In einem sechsstündigen Kraftakt gelang es dem Amerikaner schließlich, sich ohne fremde Hilfe aus seiner lebensbedrohlichen Lage zu befreien.

Quelle: spiegel.de / allanarnette.com / opeverest.in / sueddeutsche.de / bazonline.ch