Hallo Steven, herzlichen Glückwunsch zu Deiner erfolgreichen Alpenüberquerung. Wo bist Du gerade? Wie geht es Dir?
Ich bin wieder zuhause und widme mich der Regeneration: Dehnen, essen, schlafen. Aber mir geht es gut.
Wie ist es Dir ergangen? Die Wetterbedingungen auf Deiner Tour zwischen dem 14. und dem 18. August waren ja nicht allzu rosig.
Durch die starken Regenfälle am vergangenen Wochenende war das Projekt tatsächlich nochmal härter als gedacht. Ich konnte die ursprünglich geplante Strecke entlang des Gore Tex Transalpine Run nicht 1:1 durchziehen, sondern musste ein paar Abweichungen in Kauf nehmen. Sonst hat alles so geklappt wie geplant. Ich habe mich von dem ernährt, was ich unterwegs in der freien Natur gefunden habe und auf feste Unterkünfte verzichtet.
Wie hast Du geschlafen?
Zunächst habe ich geschaut, mich vor nächtlichem Regen zu schützen, sei es, indem ich in einem Bushäuschen oder unter einem dichten Laubdach geschlafen habe. Zum Schlafen selbst habe ich dann mehrere Kleidungsstücke übereinander gezogen. Zudem habe ich mit trockenen Zweigen und Laub versucht, meinen Körper gegen die Bodenkälte zu schützen. Dennoch war es kalt und ich habe nicht wirklich gut geschlafen. Bei gerade mal sieben Grad nachts auch kein Wunder. Der Vorteil der Kälte war, dass ich keine Probleme hatte, zu verschlafen und früh wieder auf die Beine zu kommen... Ich war jeden Tag so von 06:00 Uhr morgens bis abends 21:00 Uhr auf der Strecke. Ein Mal war ich sogar bis 01:00 Uhr nachts unterwegs. Bei gerade mal einer Stunde Pause pro Tag.
Was hattest Du außer Klamotten sonst an Ausrüstung dabei?
Nicht viel: GPS-Gerät, Karte, Handy und eine Stirnlampe.
Wie hält der Körper diese Belastung ohne Nahrung durch?
Ohne Nahrung war es ja nicht. Ich hatte zwar nichts dabei, keine Gels, keine Riegel und bin auch nicht zum essen irgendwo eingekehrt. Aber ich weiß, was man in der Natur essen kann und was dem Körper hilft. Gegen Magnesium- und Kalziummangel und drohende Krämpfen helfen zum Beispiel Brennesseln, gegen Vitamin-C-Mangel Hagebutte. Dennoch: Ich habe schon gemerkt, dass ich weniger leistungsfähig bin als wenn ich alle Ernährungsquellen zur Verfügung habe. Dadurch war ich in manchen Streckenabschnitten sicherlich langsamer unterwegs als ich es normalerweise könnte.
Hast Du unterwegs mal an Deinem Projekt gezweifelt und daran gedacht, ins nächste Wirtshaus zu gehen?
Klar denkt man sich "Warum tust Du Dir das an?". Aber es würde definitiv gegen meine Sportler-Ehre gehen, zu früh aufzugeben.
Ist das nun der Rekord für die schnellste Alpenüberquerung zu Fuß? Wer legt den so etwas überhaupt fest?
Ich hatte mal Kontakt mit den Machern des Guniness-Buch der Rekorde. Aber das Procedere, einen Rekord anerkannt zu bekommen, ist kompliziert und kostspielig. Bei einem Projekt wie meinem mit mehreren Tagen und Nächten und fast 300 Kilometern Strecke in den Alpen erst recht. Ich habe darauf verzichtet. Aber mein Lauf ist komplett via GPS getracked und nachvollziehbar, es wurden viele Fotos gemacht und ich habe viele Zeugen. Und mir ist nicht bekannt, dass jemand eine solche Strecke, eine solche Alpenüberquerung in dieser Form und in dieser Zeit schon mal gemacht hätte.
Hast Du schon ein neues Projekt vor Augen oder bist Du dafür gerade einfach zu platt?
Ich werde nicht aufhören meine Grenzen zu suchen und mir die Frage zu beantworten, welche dieser Grenzen de facto bestehen und welche in Wahrheit nur in meinem Kopf. Diese Frage wird mich weiter antreiben. Wahr ist aber auch: Im Moment kann ich keine Berge mehr sehen!
Die Bilder hat Steven Rau selbst per Handy gemacht. Mehr Bilder und Informationen: Facebookseite von Steven Rau