Dirty Tour

Auf Schlamm-Tour im Forggensee

Im Schlamm zu wandern, ist sonst nicht unser Metier. Doch wenn es dabei nie Gesehenes zu entdecken gibt - dann lohnt sich die Sache. Am Wochenende kam es zu gerade volksfestartigen Szenen am Lech. Ein Tipp von ALPIN-Chefredakteur Bene Benedikt für Hobby-Archäologen und Geheimnis-Sucher.

Auf Schlamm-Tour im Forggensee

Der Forggensee bei Füssen wird jeden Winter abgelassen. Das ist nichts Besonderes. Auch die Spaziergänge auf der alten Straße, die alljährlich zum Vorschein kommt, gehören zur kalten Jahreszeit. Ist ja auch wirklich bizarr, auf einer Chaussee zu laufen, die noch von den Stümpfen der Alleebäume gesäumt wird. In diesen Tagen ist aber alles ein bisschen anders: Wegen Reparaturarbeiten am Kraftwerk wurde der Forggensee fünf Meter tiefer abgelassen als normal und so kamen Bauwerke zu Tage, die seit Jahrzehnten nicht mehr sichtbar gewesen waren.

Spektakulärste "Sehenswürdigkeit" im Schlamm des Seegrunds ist wohl die komplett erhaltene Brücke über den Tiefentalbach bei Dietringen (nahe Roßhaupten). Sogar die Steinpfosten, die einst das Geländer trugen, sind noch erhalten. Auf dem Bild erkennt man den Ansatz des gemauerten Bogens, unter dem einst der Bach floß.

Weiter südöstlich im See, zu erreichen von Schwangau-Brunnen aus, sieht man an der Stelle des früheren Forggen die Reste der ehemaligen bischöflichen Mühle von 1644 und die Grundmauern einer römischen Villa Rustica. Sie lag an der Verbindungsstraße von der Römersiedlung am Fuße der Tegelbergbahn zur Via Claudia. Die wiederum ist westlich des Lechs zwischen Füssen und Osterreinen gut zu sehen.

Auf Schlamm-Tour im Forggensee.

Der Forggensee entstand ab 1952, als mit dem Bau des Kraftwerks in der Illasschlucht bei Roßhaupten begonnen wurde; der Aufstau auf die Kote 781 Meter war im Sommer 1954 abgeschlossen. Nun wurden nach 60 Jahren Betrieb tiefer im Wasser liegende Teile des Kraftwerks überprüft.

Unser Tipp: Unternehmen Sie die Schlamm-Tour per Mountainbike und parken Sie östlich von Roßhaupten am Sportplatz. Gleich gegenüber führt ein Weg zur Mangmühle, der bald den See und die Tiefentalbrücke erreicht. Folgen Sie den Weg- und Straßenspuren im See oder dem Forggensee-Rundweg (auf festem Land) bis Füssen und radeln Sie über Waltenhofen und Brunnen zurück. Der Rundweg führt am wunderschönen Hergratsrieder Weiher vorbei, überquert den Lech am Kraftwerk, das in "Inspektion" war, und endet in Roßhaupten.

Wichtig: Beeilen Sie sich! Der Wiederaufstau hat bereits begonnen - aber so schnell wird sich der See nicht füllen, denn erst zum 1. Juni soll der See (wie in jedem Jahr) wieder den normalen Wasserstand haben. Am Wochenende war der See teilweise schwarz vor Menschen …

Text und Fotos: Bene Benedikt