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Die Gewinner des 7. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee

Ausverkaufte Säle, ein Publikum, das viele Fragen stellte, Filmemacher, die gute Antworten hatten, und hervorragende Produktionen voller Spannung, Emotionen und Überraschungen: Das Tegernseer Bergfilm-Festival begeisterte die Besucher und hat mit dem rumänischen Dokumentarfilm „Obcina“ einen außergewöhnlichen Siegerfilm, der tiefe Eindrücke hinterlässt.

Die Gewinner des 7. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee
Ausverkaufte Säle waren auch beim 7. Bergfilm-Festival die Regel: Hier bei der Vorführung von Dringo I’r Eitha’, dem späteren Sieger in der Kategorie "bester Alpinfilm" (Foto:© Thomas Plettenberg).
Ausverkaufte Säle waren auch beim 7. Bergfilm-Festival die Regel: Hier bei der Vorführung von Dringo I’r Eitha’, dem späteren Sieger in der Kategorie "bester Alpinfilm" (Foto:© Thomas Plettenberg).

„Es war ein langer, zum Teil auch recht anstrengender Zustieg, bis wir endlich hier am Einstieg angekommen sind“, sagte der künstlerische Leiter des Bergfilm-Festivals, Michael Pause vom Bayerischen Rundfunk, am Mittwoch bei der Eröffnung. Inzwischen ist der Gipfel erreicht, tausende Besucher haben sich in den vergangenen Tagen in den fünf meist ausverkauften Kinosälen der „Seilschaft Bergfilm-Festival“ angeschlossen, um sich in aller Ruhe voll auf die Herausforderung Bergfilm einzulassen.

„Es sind außergewöhnliche Filme, die sich nicht in das derzeit moderne Fernsehklischee einordnen lassen“, betonte auch Sigi Menzel vom Bayerischen Rundfunk. Berühmte Namen sucht man so unter den Siegern ebenso vergeblich wie jene Gipfel und Aktionen, die oft herhalten müssen, wenn Bergsteiger auf Titelseiten klettern wollen.

DAV-Preis für besten Alpinfilm

Statt dessen begegnet man auf der „Tour“ durch die Siegerliste dem 16-jährigen Ioan Doyle, der berührend und voller Leidenschaft erzählt, warum er unbedingt bereits in seinem ersten Klettersommer die schwierigsten Routen zu Hause in Wales klettern will.

Und er dabei auch noch – schweren Herzens, aber voller Überzeugung – von seiner Mutter unterstützt wird. Ein sehr persönliches Porträt, das die Jury vor allem durch die Nähe zu allen Protagonisten überzeugte und mit dem Preis des Deutschen Alpenvereins für den besten Alpinfilm ausgezeichnet wurde.

Großer Preis der Stadt Tegernsee

Konnte sich freuen: Regisseur Björn Reinhardt (re.), Gewinner des Großen Preises der Stadt Tegernsee für ‚Obcina’ (Foto: © Thomas Plettenberg).
Konnte sich freuen: Regisseur Björn Reinhardt (re.), Gewinner des Großen Preises der Stadt Tegernsee für ‚Obcina’ (Foto: © Thomas Plettenberg).

Relativ schnell konnte sich die Jury einigen, welche Produktion in diesem Jahr ganz oben stehen soll: Die Reise führt in die Karpaten zu Stefan Cut, der mit seiner Familie Winter für Winter oben am Berg ausharrt, auch wenn das Leben unten viel einfacher wäre.

Man spürt, wie viel Zeit sich Regisseur Björn Reinhardt gelassen hat, die Menschen in Obcina erst kennen und verstehen zu lernen, sich in ihre Situation hineinzufühlen, um dann die richtigen Bilder zu finden, die den Zuschauer ebenfalls verstehen lassen.

Und ihn zwischendurch zum Schmunzeln bringen – ohne die Protagonisten dadurch der Lächerlichkeit preiszugeben. „Entschleunigung wird in diesem eindrucksvollen Film in allen Belangen ausgedrückt, sei es durch die Bildsprache, die Vertonung oder die gesamte Umsetzung“, freut sich Michael Pause über die Entscheidung der Jury, „Obcina“ den „Großen Preis der Stadt Tegernsee“ zu verleihen.

Mehr als nur zuschauen

Aus erster Hand: Regisseur Frank Senn (re.), Gewinner des Publikumspreises für den Film "Sherpas - Die wahren Helden am Everest", berichtet von den Dreharbeiten (Foto: © Thomas Plettenberg).
Aus erster Hand: Regisseur Frank Senn (re.), Gewinner des Publikumspreises für den Film "Sherpas - Die wahren Helden am Everest", berichtet von den Dreharbeiten (Foto: © Thomas Plettenberg).

Ob man mit diesem „langsamen Tempo“ dem Tegernseer Publikum in einer Zeit, in der Geschwindigkeit alles bedeutet, nicht zuviel zugemutet hat? „Nein“, ist Michael Pause überzeugt. „Vielleicht ist der große Zuspruch, den diese leisen Filme auch von jungen Zuschauern erfahren, der Reflex auf Modetrends wie Speedbegehungen. Außerdem gab es ja auch genügend begeisternde ‚klassische’ Berg-Action-Filme im Programm.“

Egal ob atemberaubende Kletterszenen oder stille Bilder einer Landschaft, das Publikum will nicht nur zuschauen: „Uns Moderatoren begeistert immer wieder aufs Neue, wie intensiv sich die Zuschauer auf das Thema Bergfilm mit all seinen Facetten einlassen, wie sehr sie den Austausch mit den Filmemachern suchen und die Chance nutzen, bei den Vorstellungen Fragen zu den Hintergründen zu stellen“, ist Sigi Menzel aufgefallen.

Zu schätzen wissen diesen Austausch auch die Filmemacher: „Sie ahnen ja gar nicht, wie schön es ist, einmal nicht auf Quoten angewiesen zu sein, sondern hautnah mitzuerleben, wie ein Film bei den Zuschauern wirkt“, so Filmemacher Reinhold Rühl.

Die Preisträger 2009

Großer Preis der Stadt Tegernsee

»Obcina« von Björn Reinhardt, Rumänien

Preis des DAV für den besten Alpinfilm der Kategorie »Erlebnisraum Berg«

»Dringo I’r Eitha’ (Climbing to the Limits)« von Alun Hughes, Wales/UK

Preis in der Sonderkategorie »Berg-Tier-Film «

»Yak!« von Jan Kerckhoff, Deutschland/Nepal

Preis in der Kategorie »Naturraum Berg«

»Leise rieselt der Schnee« von Klaus Steindl, Österreich

Preis in der Kategorie »Lebensraum Berg«

»Churubamba – Frauen am Ball« von Carmen Butta, Deutschland/Frankreich

Nachwuchspreis

»El ultimo Hielero del Chimborazo« von Anne Farrer, Frankreich

Preis für die beste Kameraleistung (undotiert)

»Olga e il tempo« von Manuele Cecconello, Italien

Preis für die überzeugendste Landschaftsdarstellung (undotiert)

»Baffin: L’île aux enfants« von Sam Beaugey, Frankreich

Preis für den besonderen Film (undotiert)

»Olga e il tempo« von Manuele Cecconello, Italien

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