Wunden schnell und sicher versorgen
Mit welchen Wunden sollten Sie zum Arzt gehen?
Mit welchen Wunden sollten Sie zum Arzt gehen?

Oft genug herrscht besonders bei kleinen Verletzungen Unentschlossenheit: Sollte man mit der Wunde nicht zum Arzt? Der Notfallmediziner und Allgemeinarzt Dr. Friedel Rohr stellt fest: „Die meisten Wunden lassen sich gut selbst behandeln. Ein paar Einschränkungen gibt es dennoch zu beachten.“

Beispielsweise sollten stark verschmutzte Wunden und Brandwunden von einem Arzt versorgt werden. Lesen Sie im Folgenden, was bei den verschiedenen Arten von Wunden zu tun ist. Wichtig sei darüber hinaus ein ausreichender Schutz vor Wundstarrkrampf, ermahnt Rohr.

Hilfe holen

Europaweit können Sie per Mobiltelefon über 112 Hilfe anfordern. Sie werden sofort mit der nächsten Rettungsleitstelle verbunden. Keine Frage, neben dem Erste- Hilfe-Set sollte bei jedem Wanderausflug und jeder Bergtour immer ein Mobiltelefon im Rucksack stecken. Und bei Mehrtagestouren das Ladegerät nicht vergessen!

Schnittwunden

Lassen Sie die Wunde ruhig bluten. Dadurch reinigt sie sich selbst. Anschließend desinfizieren Sie die Hautstelle. Legen Sie die Wundränder aneinander und fixieren Sie sie mit einem Pflasterstrip. So beschleunigen Sie die Heilung.

Schürfwunden

Sie entstehen meist bei Stürzen – häufig an Knie oder Handflächen. Schürfwunden sind oft verschmutzt. Reinigen Sie die Wunde unter fließendem Wasser und trocknen Sie die Stelle anschließend mit einer sterilen Kompresse.

Dann lassen sich kleine Fremdkörper wie Kiesel oder Splitter mit einer Pinzette entfernen. Nach der üblichen Desinfektion der Wunde sind als Auflage metallbeschichtete Kompressen besonders geeignet, da sie nicht mit der Wunde verkleben.

Brandwunden

Zur Beurteilung des Verbrennungsgrades nutzen Ärzte eine dreistufige Einteilung – Rötung (Grad 1), Blasenbildung (Grad 2) und offene Wunde (Grad 3).

Egal, wie groß die Brandwunde ist, wenn sich Blasen bilden oder die Wunde offen ist (Grad 2 und 3), sollte ärztlicher Rat gesucht werden. Schon bei Verbrennungen ersten Grades ist es wichtig, frühzeitig zu kühlen.

Halten Sie die Stelle für einige Minuten unter kaltes Wasser. Zur Versorgung von Brandwunden eignen sich spezielle Brandwundenpäckchen oder metallbeschichtete Kompressen. Beide verhindern ein Verkleben mit dem Gewebe.

Stichwunden

Wenn spitze Gegenstände (Messer, Nägel, Nadeln etc.) die Haut senkrecht durchdringen, blutet es meist nicht sonderlich stark. Oft reicht es, die Wunde zu desinfizieren und die Einstichstelle mit einem kleinen Pflaster zu schützen.

Doch Vorsicht: Wenn die Spitze des Gegenstandes verschmutzt war oder gar in der Wunde abgebrochen ist, muss ein Arzt aufgesucht werden. Entfernen Sie tief eingedrungene Fremdkörper oder im Gewebe abgebrochene Gegenstände nie selbst, Sie könnten noch mehr Verletzungen hervorrufen.

Platzwunden

Kleinere Platzwunden behandeln Sie wie eine Schnittwunde: Die Wunde wird nach Ende der Blutung desinfiziert, die Wundränder zusammengelegt und mit einem speziellen Pflaster (Klammerpflaster) verklebt. Wunden, die länger als zwei Zentimeter sind, sollte ein Arzt versorgen. Sie müssen unter Umständen genäht werden.

Risswunden

Wird die Haut übermäßig gedehnt, kann sie reißen (Stacheldraht!). Die Folge: Die Wundränder sind oft unregelmäßig geformt, die Wunde verschmutzt. Daher ist eine gründliche Desinfektion besonders wichtig. Bei kleineren Wunden reicht ein Klammerpflaster, das die Wundränder annähert, größere (ca. zwei Zentimeter) sollten ärztlich versorgt werden.

Bisswunden

Diese Wunden bergen eine hohe Infektionsgefahr. Nach dem Stillen der Blutung werden Bisswunden unter fließendem Wasser gereinigt, eingedrunanschließend desinfiziert und mit einer sterilen Kompresse versorgt.

Besteht der Verdacht, dass das Tier an Tollwut erkrankt war, muss zum Auswaschen Seifenwasser verwendet werden, um die Tollwuterreger abzutöten. Zudem ist eine rasche Impfung nötig. In jedem Fall gilt: Jede Bisswunde – auch kleinere – sollte ein Arzt versorgen.

Schwere Blutungen

Bei schwerer Blutung und Blutungen, die sich nicht stillen lassen, sollten Sie einen Druckverband anlegen. Dazu bedecken Sie die Wunde mit einer sterilen Kompresse und fixieren darauf mit einem gewissen Druck ein Polster (z.B. ein ungeöffnetes Verbandspäckchen).

Aber nicht zu fest ziehen: Die Haut darf sich nicht verfärben. Blutverluste ab einem Liter sind lebensgefährlich. Bei schweren Blutungen daher immer sofort den Notarzt rufen.

Erste-Hilfe-Auffrischung

Hilfsorganisationen bieten spezielle Kurse zum Auffrischen des Erste-Hilfe-Wissens an. Damit Sie im Ernstfall wissen, was zu tun ist.

Text: Ralph Müller-Gesser