13. Internationales Bergfilm-Festival Tegernsee

Packende Filme und ein begeistertes Publikum

Die 13. Ausgabe des Fimfestivals lockte in diesem Jahr rund 5000 Zuschauer an den Tegernsee.

Packende Filme und ein begeistertes Publikum
© Picture Alliance

"Nur zurücklehnen und sich berieseln lassen, ist zu wenig", betonte Professor Werner Bätzing nach seinem "Kamingespräch" über die Zukunft der Alpen, das erstmals im Rahmen des Bergfilm-Festivals stattfand.

"Ein Festival muss auch Denkanstöße geben, eine Diskussion entfachen und etwas bewegen.“ Ansprüchen, dem die Macher des Tegernseer Bergfilm-Festival seit Jahren Rechnung tragen, die aber gerade in diesem Jahr wieder deutlich an Profil gewannen:

Sei es bei der lebhaften Diskussionsrunde mit Bätzing, bei dem aufrüttelnden Nepal-Abend, wo die schon fast vergessenen Folgen des verheerenden Erdbebens wieder drastisch vor Augen geführt wurden, oder natürlich bei den insgesamt 86 Filmen, die in den vergangenen Tagen einem begeisterten Publikum gezeigt wurden.

Zeigte sich mit dem Verlauf des diesjährigen Bergfilm-Festivals in Tegernsee sehr zufrieden: Festival-Direktor Michael Pause.
Zeigte sich mit dem Verlauf des diesjährigen Bergfilm-Festivals in Tegernsee sehr zufrieden: Festival-Direktor Michael Pause.
© www.alpin.de
Seit etlichen Jahren Schirmherr der Veranstaltung: Dr. Heiner Geißler.
Seit etlichen Jahren Schirmherr der Veranstaltung: Dr. Heiner Geißler.
© Picture Alliance

Die Perspektiven sind ungewöhnlich, die Bilder scheinen schärfer als die Wirklichkeit und der Zuschauer rückt fast näher an den Berg als die Protagonisten selbst. Die neue Technik, die in den letzten Jahren den Bergfilm erobert und geprägt hat, ermöglicht eine nie gekannte Art des Ausdrucks.

"Da ist es schon fast wohltuend, wenn zwischendurch wackelige Super-8-Bilder aus irgendwelchen Archiven auftauchen“, meint ein Zuseher, "tiefen Eindruck hinterlassen auch einfache Bilder".

Dem Bewegenden, das sich abhebt von der Masse, war auch die internationale Jury in den vergangenen Tagen auf der Spur. "So ein Festival ist ja gerade für innovative Filmemacher, die sich in kein Schema pressen lassen, eine Plattform", freute sich Jury-Mitglied Karmen Tomšic aus Slowenien.

Begeistert waren sie und ihre vier Mitjuroren - Billi Bierling (Deutschland), Leo Baumgartner (Österreich), Toon Hezemans (Niederlande) und Dr. Peter-Hugo Scholz (Deutschland) - vor allem von Regisseuren, die nur behutsam mit dem heute technisch Möglichen spielten.

Die Preisträger & Jurybegründungen 2015

Großer Preis der Stadt Tegernsee

"Miejsce - The Place" von Julia Poplawska (Polen)

"Egal wie kurz– dieser Film ist großes Kino und regt zum Nachdenken an. Er ist ein neuer Ansatz, Bergfilme zu machen und zeigt auf, wie man mit wenigen Mitteln gewöhnliche Geschichten spannend erzählen kann. Die Regie schöpft hier ihre ganze mögliche Kreativität aus."

"Man sieht keine Berge, jedoch spürt man sie. Nicht zuletzt durch die ungewöhnlichen Kameraperspektiven. Der Film verzichtet auf gesprochenen Kommentartext. Wie beim Kollegen Kubrik wird der Betrachter mit statischer Kamera auf atmosphärische Art und Weise stimuliert."

"Alles scheint in Balance zu sein – bis es an der Türe pocht...Die Produktion besticht mit akzentuierter Musik, spannender Kameraführung und außerirdischer Kolorierung. Aus einem scheinbar langweiligen Arbeitsort wird ein mystisches Abenteuer. Man fühlt sich in eine andere Welt versetzt und ist doch mitten auf der Erde.Kraftvoll. Scharf und nachhallend."

DAV-Preis für den besten Alpinfilm der Kategorie "Erlebnisraum Berg"

"First Ascent – Kunyang Chhish East" von Milena Holzknecht, Alessandro Bandinelli, Matteo Vettorel (Italien)

"Amüsanter und sympathischer Bergfilm mit drei optimistischen Jungs. Nur als es für sie am Berg richtig hart wird, denken sie kurz, dass sie „im falschen Film“ sind... Mit minimalem Kameraeinsatz erreichen die Filmemacher eine maximale Wirkung – ohne die leichten, modernen Kameratechniken zu strapazieren."

"Und genau das, macht diesen Film sehr intensiv. Ein oft breitgetretenes Thema wird mit wirkungsvollen Bildern sehr spannend gemacht. Die spartanische Art der drei Protagonisten, sorgt für sehr kurzweilige 37 Minuten."

"Ein Ruhiger und besonnener Film, der auch Konflikte am Berg unaufgeregt erzählt und nichts ausspart. Er ist rundum sympathisch, authentisch und bezeugt, dass es noch uneingeschränkte Kameradschaft am Berg gibt!"

Bester Film in der Kategorie "Lebensraum Berg"

"Sunakali – Ein Mädchentraum wird wahr" von Bhojraj Bhat (Nepal)

"Ein globales Thema führt uns in eine andere Welt. Fußball spielt auch eine wichtige Rolle in einem abgelegenen Dorf im Himalaya. Der Film erzählt eine bewegende unkonventionelle Geschichte, die uns ein anderes Bild des Himalaya vermittelt: unterprivilegierte Mädchen bekommen die Chance auf eine bessere Zukunft."

"Gleichzeitig regt dieser Film auch zum Nachdenken an: Sunakali und ihre Mitstreiterinnen begeben sich mit einem Fuß in die Moderne und dürfen kurz spüren, wie es sich anfühlt, aus ihrem Dorf auszubrechen."

"Bhojraj Bhat zeigt große Empathie gegen alle gesellschaftlichen Widerstände und schafft es, Traditionen zu brechen. Wir werden Augenzeugen, wie fünf Mädchen in eine Männerwelt einbrechen. Mit seiner Kamera verfolgt Bhat diese jungen Frauen, ganz einfach, ohne großes technisches Schnickschnack, was uns das Gefühl gibt, auch dort zu sein."

Bester Film in der Kategorie "Naturraum Berg"

"La Quête d’Inspiration: Alexandre Deschaumes, Photographies éthérées" von Mathieu Le Lay (Frankreich)

"Ein reiner Augenschmaus: hier sehen Bilder aus wie Gemälde! Der Filmemacher vermittelt uns, dass der Planet Erde eine absolute Ausnahmeerscheinung ist. Der artistische Prozess des Fotografen ist gut dargestellt und wir werden Augenzeugen, wie die atemberaubende Natur künstlerisch interpretiert wird."

"Der Film präsentiert außergewöhnliche Bilder. Durch die persönlichen Aussagen des Protagonisten erhält der Zuschauer auch tiefere Einblicke in die Konfliktwelt des Fotografen. Warum setzt er sich den oft unwirtlichen Naturgewalten aus?"

"Am Schluss des Filmes stellt er sich die Frage, ob seine Arbeit überhaupt noch Sinn macht. Aber wie ein Bergsteiger, will er nicht kurz vor dem Ziel aufgeben.Der Film ist originell, überraschend und sehr lebendig auf allen Ebenen und erinnert an die besten Reisebeschreibungen von Bruce Chatwin."

Lobende Erwähnungen

„Yosemite - Valley Uprising“ von Peter Mortimer, Nick Rosen (USA)

„Alexandre, fils de berger“ von Anne und Erik Lapied (Frankreich)

„Jurek“ von Pavel Wysoczanski (Polen)

„Žit pre Vášen - Leben für die Leidenschaft!“ von Pavol Barabaš (Slowakei)

Publikumspreis

"Kühe, Käse und drei Kinder" von Susanna Fanzun (Schweiz)

Weitere Informationen finden Sie unter www.bergfilm-festival-tegernsee.de

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