Wölfe, Krankheit und ein Zyklon

Great Himalaya Trail: 1.700 Kilometer in 40 Tagen

Über eine Distanz von 1700 Kilometern verbindet der Great Himalaya Trail den Westen von Nepal mit dem Ostteil des Landes. Rund 60 Tage brauchen erfahrene, trainierte Trekker in der Regel für die Strecke. Der Alpinist und Trailrunner Philippe Gatta setzte sich ein Limit von 40 Tagen. Ratten, Wölfe und Lawinen zählten noch zu den geringsten Problemen, mit denen sich der Franzose auf den Etappen auseinanderzusetzen hatte.

Great Himalaya Trail: 1.700 Kilometer in 40 Tagen
Philippe Gatta in Begleitung seiner Frau Anna bei Simikot (Foto: Berghaus).
Philippe Gatta in Begleitung seiner Frau Anna bei Simikot (Foto: Berghaus).

Der verheerende Wirbelsturm Phailin verhinderte schließlich, dass Gatta seine ursprüngliche Route beibehalten konnte. Bis zu zwei Meter Schnee machten höher gelegene Teilstrecken unpassierbar. Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem Philippe weit vor seiner gesteckten Zeitvorgabe lag. Sah es doch ganz danach aus als würde er den Great Himalaya Trail in unter 40 Tagen bezwingen.

Eine Planänderung musste her. So flogen die Gattas von Kathmandu nach Lukla von wo aus es westlich ihrer Route weiterging. Philippe entschied sich den Island Peak (6.189m) auf Zeit zu klettern. Unter schwierigsten Bedingungen und im tiefen Schnee gelang ihm dieses Vorhaben in acht Tagen. Eine Tour, die normalerweise mit 24 Tagen kalkuliert wird. Danach überquerte er, zusammen mit Anna, drei weitere Pässe. Den Cho La (5.330m), den Renjo La (5.340m) und den Tashi Labsta (5.755m) in unglaublichen vier Tagen, was sicherlich einen weiteren Rekord darstellt. All dies gelang ihm, obwohl er bereits 30 Tage unterwegs war und 1.000 Kilometer (davon 55 Kilometer ansteigend) in den Beinen hatte.

Philippe und Anna Gatta am Renjo La Pass (Foto: Berghaus).
Philippe und Anna Gatta am Renjo La Pass (Foto: Berghaus).

Trotz der intensiven physischen und psychischen Herausforderungen der vergangenen 34 Tage stellten Philippe und Anna nach Abschluss der Tour fest, was für ein aufregendes und lebensbejahendes Abenteuer gerade hinter ihnen lag.

"Ein Zyklon, Lawinen, Erdrutsche, Steinschläge, Schlamm, Schnee, reißende Flüsse, Stürme, wilde Tiere, Krankheit, Erschöpfung, Angst und Schmerz ... all dies haben wir erfahren während der 1.200 Kilometer auf dem Great Himalaya Trail. Und dennoch freuen wir uns bereits jetzt schon auf das nächste Abenteuer. Unvorhersehbare Situationen sind immer ein Teil davon und gehören einfach dazu. Am Ende empfinde ich nur noch große Erfüllung und Dankbarkeit. Unbeschreibliche Gefühle steigen auf, die mir niemand mehr nehmen kann!", schwärmt Philippe Gatta.

Gatta auf dem Gipfel des 6189 Meter hohen Island Peak (Foto: Berghaus).
Gatta auf dem Gipfel des 6189 Meter hohen Island Peak (Foto: Berghaus).

"Während des Great Himalaya Trail erlebte ich die innere Stärke, die man nur aufbringen kann, wenn man sich in extremen Situationen befindet. Es ist erstaunlich, was man alles erreichen kann, wenn man es muss. Einige Male waren Philippe und ich gezwungen sehr schnell zu laufen, um nicht die Nacht in der eisigen Kälte draußen verbringen zu müssen."

"In diesen Stunden, laufend in der Dunkelheit, bemerkte ich, wie sich mein ganzer Körper und die Wahrnehmung veränderten. Meine Konzentration und auch die Trittsicherheit waren viel besser als tagsüber. Ich bin nicht einmal gestolpert oder ausgerutscht. Noch nicht einmal auf den matschigen Abwärtspassagen. Tagsüber geschah dies dauernd. Ich fühlte mich wie ein Tier, mit dem Instinkt so schnell wie möglich einen sicheren Ort zum Essen und Schlafen zu finden", so Anna Gatta über ihr Abenteuer.

Quelle: Pressemitteilung Berghaus