Update mit neuen Informationen zum Unglück an der Tête Blanche

Tragödie auf der Haute Route: Suche nach vermisster Skitourengeherin eingestellt

Seit Samstag (09. März 2024) wurde auf der Skitourenroute zwischen Zermatt und Arolla mit allen verfügbaren Mitteln nach sechs vermissten Skitourengehern gesucht. Die Gruppe war am Samstagmorgen in Zermatt aufgebrochen und galt nahe des Tête Blanche als vermisst. Fünf Personen wurden am Sonntagabend tot aufgefunden, die sechste gilt noch immer als vermisst. Die groß angelegte Suche wurde nach der letzten vermissten Skitourengeherin wurde am 14. März eingestellt.

Der Fundort der Leichen auf der Haute Route
© picture alliance/KEYSTONE

Unseren Artikel vom 11. März 2024 haben wir mit neuen Informationen aktualisiert.

Vermisste Skitourengeher zwischen Zermatt und Arolla

Am Samstag, den 9. März 2024, verließ nach Angaben der Kantonspolizei Wallis eine Gruppe von sechs Skitourengängern Zermatt mit dem Tagesziel Arolla. Gegen 16 Uhr kontaktierte ein besorgtes Familienmitglied die Kantonspolizei, nachdem die Gruppe nicht wie vereinbart dort eingetroffen war.

Um 17:19 Uhr gelang es einer der vermissten Personen, die Rettungskräfte zu erreichen. Dieser Anruf führte zu seiner Lokalisierung im Bereich des Col de Tête Blanche auf rund 3.500 Metern Höhe. Ein Sturm auf der Alpensüdseite und die Lawinengefahr verhinderten, dass sich Helikopter und Rettungskräfte dem Gebiet nähern konnten.

Erster Rettungsversuch muss abgebrochen werden

Ein Versuch, sich von Zermatt aus auf dem Landweg in das betreffende Gebiet zu begeben, wurde nachts von fünf erfahrenen Rettungskräften unternommen. Diese mussten auf über 3.000 Metern Höhe aufgrund der sehr schlechten Wetterverhältnisse und der damit verbundenen Risiken abbrechen.

Am Sonntag standen, neben den Rettungskräften der KWRO und der Luftwaffe der Armee, verschiedene Spezialeinheiten der Kantonspolizei, insbesondere die Agenten der Berggruppe und der Technik und Telekommunikation im Einsatz.

Suche per Helikopter: Fünf Tote Bergsteiger gefunden, ein Person weiterhin vermisst

Am Sonntagabend wurde gegen 19.30 Uhr eine Mannschaft bestehend aus drei Rettern und einem Polizisten in der Nähe der Dent Blanche abgesetzt. Gegen 21.20 Uhr erreichte sie das Gebiet, wo sie rasch fünf der sechs seit dem Vortag vermissten Personen ohne Lebenszeichen entdeckten. Die Todesursache war laut offiziellem Bericht Erfrieren. Der sechste Skitourengänger konnte noch nicht gefunden werden.

Die Rettungskräfte teilten dem SRF mit, dass die Tourengeher offenbar noch versucht hatten, eine Schneehöhle zu graben. Dies hatten ihnen die Einsatzkräfte beim telefonischen Erstkontakt dringend angeraten. Die dürftige Ausrüstung der Gruppe hatte allerdings nicht ausgereicht, um den festen Schnee ausreichend zu bewegen. Die Gruppe war mit wenig Bekleidung und Minimalausrüstung unterwegs, da sie mutmaßlich für das bekannte Skitourenrenne "Patrouille des Glaciers" trainiert hatte.

Ein Sprecher der Einsatzkräfte teilte dem SRF mit, dass im betroffenen Gebiet zum Todeszeitpunkt Temperaturen von etwa minus 15 bis minus 18 Grad herrschten. Hinzu kam Wind mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h. Dies war auch im Wetterbericht so vorhergesagt. "Jeder vernünftige Bergsteiger wäre bei diesen Bedingungen nicht gestartet", zitiert der SRF die Rettungskräfte.

Bei den Verstorbenen handelt es sich um fünf Walliser aus derselben Familie. Sie waren21, 27, 30, 44 und 58 Jahre alt.

Update vom 18.03.2024: Suche eingestellt

Wie die Kantonspolizei Wallis auf ihrer Internetseite mitteilt, wurde die Suche nach der letzten vermissten Person am 14.03.2024 eingestellt. "Trotz der eingesetzten Mittel und Bemühungen konnte die Person nicht gefunden werden. Es handelt sich um eine 28-jährige Freiburgerin. Sie war diejenige, die den Notruf abgesetzt hatte," so die Kantonspolizei. 

Die Einsätze fanden in Zusammenarbeit mit der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation, der Luftwaffe der Schweizer Armee, den Gebirgsspezialisten der Armee sowie Air-Glaciers statt. Die Kantonspolizei wird, wie bei jedem Vermisstenfall, weiterhin punktuelle Kontrollgänge in dem betroffenen Gebiet durchführen.

Haute Route: Erinnerungen an das Unglück von 2018

Am 29. April 2018 kamen sieben Skitourengeher aus einer zehnköpfigen Gruppe auf der Haute Route, der legendären Skitour zwischen Chamonix und Zermatt, ums Leben. Sie starben vor Erschöpfung und Kälte nur 550 Meter von der rettenden Hütte, der Cabane des Vignettes, entfernt.

Die Gruppe irrte etwa sechs Stunden auf dem Gletscher des Col du Brenay im völligen White Out umher. Bei guten Bedingungen wird dieser Abschnitt in knapp 45 Minuten bewältigt. Bei Böen von bis zu 150 Kilometern pro Stunde und Minustemperaturen im zweistelligen Bereich errichten sie schließlich ein Biwak auf einer Kuppe. Dort harren sie die gesamte Nacht im tobenden Sturm aus.

Im dichten Nebel, bei Eis- und Schneeregen sowie ohne Handyempfang, hatten die Tourengeher aus Italien, Deutschland, der Schweiz und Frankreich die Orientierung verloren. Der Leiter der Gruppe, der 59-jährige Bergführer Mario Castiglioni, beschloss, sich alleine auf die Suche nach Hilfe zu machen. Er erfror wenig später unweit der Gruppe.

Am nächsten Morgen startet eine der größten Rettungsaktionen der Alpen, als Steve House, der ebenfalls mit einer Gruppe die Haute Route beging, beim Start auf die Leiche des Bergführers stieß. Als die Bergretter am Unfallort eintreffen, sind die meisten Teilnehmer noch am Leben, jedoch bewusstlos und haben schwere Erfrierungen

Teilweise sind sieben Helikopter im Einsatz, Air Glacier, Rega und Air Zermatt arbeiten unter Zeitdruck zusammen. 14 Menschen, werden in die Cabane des Vignettes gebracht, wo sie von den anwesenden Notärzten versorgt und in Krankenhäuser geflogen werden. Sechs Personen starben an den Erfrierungen.

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