41,76 Km und 4218 Hm in knapp 19 Stunden

Sieben auf einen Streich: Nicolas Hojac & Adrian Zurbrügg gelingt Mega-Traverse

Das Schweizer Alpinistenduo Nicolas Hojac und Adrian Zurbrügg ist in der Szene bekannt für zackige Traversen an den heimatlichen Bergen. Am 9. September 2023 starteten sie in den Berner Alpen ins Ungewisse und überquerten die sieben Gipfel Mättenberg, Ankebälli, Gwächta, Klein Schreckhorn, Nässihorn, Schreckhorn und Lauteraarhorn in 18 Stunden und 52 Minuten. Der Schreckmarathon war geschafft!

Nicolas Hojac & Adrian Zurbrügg gelingt Mega-Traverse
© Nicolas Hojac

Nicolas Hojac über die Mega-Traverse von Grindelwald bis auf die Grimsel

Längst sind die beiden Schweizer berüchtigt für ihre Speedbegehungen im Berner Oberland und darüber hinaus. Zuletzt gelang Hojac und Zurbrügg im Juli 2022 die "Swiss Skyline" über Eiger, Mönch und Jungfrau in der neuen Bestzeit von 13 Stunden und 8 Minuten. Damit unterboten die zwei Berner die bisher schnellste Zeit des verstorbenen Ueli Steck um 3 Stunden und 2 Minuten.

Wie uns Adrian persönlich mitteilte, waren Nicolas und er nicht die ersten, die die Grat-Überschreitung in Angriff nahmen. Sowohl die Alpinisten Simon Wahli und Sebastian Briw als auch Stephan Siegrist und Jonas Schild stiegen variierten ihre Begehungen im Abstieg. Die Seilschaft Wahli-Briw beendete die Überschreitung in Grindelwald, Siegrist und Schild stiegen zur Schreckhornhütte ab.

Nun stellte das Duo erneut eine Bestzeit auf. Nicolas Hojac berichtet:

"Für die Überschreitung dieser sieben Gipfel von Grindelwald bis auf die Grimsel benötigten wir nur 18 Stunden und 52 Minuten. Für andere Bergsteiger und Bergsteigerinnen ist dies ein mehrtägiges Unterfangen. Der Grat vom Mättenberg bis auf das Schreckhorn wird nur äußerst selten begangen und bietet daher abgeschiedene und wilde Kletterei. Es gibt praktisch kein Sicherungsmaterial und der Fels ist teils brüchig, was das Klettern zusätzlich erschwert. Wir kannten die Tour nicht und wussten nicht genau, was auf uns zukommt. Nur der Aufstieg auf den Mättenberg war mir vertraut, da ich dort am Vortag ein Wasserdepot einrichtete. Für unser Unterfangen rechneten wir mit einer Zeit von 20 Stunden. Schlussendlich unterboten wir die angepeilte Zeit um etwas mehr als eine Stunde," so Hojac.

<p>Spektakuläre Aussicht bei der Überschreitung.</p>

Spektakuläre Aussicht bei der Überschreitung.

© Adrian Zurbrügg

Trotz Kletterschwierigkeiten, brüchigem Fels und schmerzenden Füßen ließen sich die Athleten nicht bremsen:

"Über einen solch langen Zeitraum konzentriert zu bleiben, ist höchst anspruchsvoll und hinterlässt seine Spuren. Wir waren froh, als wir nach dem Abstieg vom Lauteraarhorn auf dem Gletscher standen. Von da an hatte ein Sturz keine fatalen Folgen mehr – lediglich ein paar Schürfwunden. Am Schluss ließen das Schmelzwasser und der Schweiß die Füße aufquellen, was die letzten 17 Kilometer zu einem etwas schmerzhaften Schlussspurt werden ließ. Bei diesem Projekt ging es uns aber nicht darum, fünf Minuten schneller oder langsamer zu sein, sondern darum auszuloten, was in einem Tag und einem Push möglich ist – es ging darum als erste eine neue logische Linie zu begehen," lautet Nicos Fazit.

Der Schreckmarathon in Zahlen

  • Distanz: 41.76 km 

  • Höhenmeter: 4218 m 

  • Benötigte Zeit: 18:52:03 

  • Verbrauchte Kalorien: 9113 kcal 

<p>Der Track auf einen Blick</p>

Der Track auf einen Blick

© Mammut

Über Nicolas Hojac und Adrian Zurbrügg

Profi-Alpinist Nicolas Hojac hatte in den vergangenen Jahren eine alpinistische Bestleistung nach der anderen abliefern können. Dabei zeigte sich der 31-Jährige keineswegs überheblich, zuletzt machte er eine gescheiterte Expedition am Mt. Shivling (6.543 m) öffentlich. Der erst vor wenigen Wochen erschienene Film "Tribute to Failure" reflektiert den Rückzug vom Berg. 

<p>Aua! So sehen Füße nach einem 19-Stunden-Bergmarathon aus.</p>

Aua! So sehen Füße nach einem 19-Stunden-Bergmarathon aus.

© Adrian Zurbrügg

Viele seiner in der Heimatrekorde feierte Hojac gemeinsam mit Tourenpartner Adrian Zurbrügg. Wie Adrian uns 2022 im Interview verriet sind schnelle Rekordaktionen seine Passion, sonst hält sich der Landschaftsgärtner allerdings im Hintergrund, postet wenig in den sozialen Medien und lehnte alle angebotenen Sponsorenoptionen ab. Anfang des Jahres hatte er noch gemeinsam mit Philipp Reiter die Seven Summits der Alpen auf Ski bestiegen – in nur fünf Tagen.

Dass sich mit Hojac und Zurbrügg eine vielversprechende Achse im Alpinismus zusammengefunden hat zeigt auch der Kurzfilm "Facing Time", in dem die beiden Bergsteiger über Rekorde, das Risiko bei Speed-Aktionen und ihre Freundschaft sprechen.

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