Felsabbruch im Video

Bergsturz in der Silvretta: Riesige Geröll-Lawine an der Jamtalhütte

Bei einem massiven Bergsturz im österreichischen Bundesland Tirol ist ein ein Teil des Fluchthorn-Gipfels samt Gipfelkreuz verschwunden. Riesige Gesteinsmassen hatten sich am Gipfelhang gelöst und waren als Geröll-Lawine in Richtung Jamtalhütte gedonnert. Eine Gruppe Bergretter konnte das imposante Schauspiel während eines Ausbildungskurses beobachten und dokumentieren.

Das "Fluchthorn" im Silvrettagebiet nach dem gestrigen Abbruch und folgenden Felssturz
© Land Tirol

Fluchtthorn: mindestens 100.000 Kubikmeter Gestein ins Tal gestürzt

"Hundert Meter vom Gipfel sind weggebrochen", schätzte der Leiter der örtlichen Bergrettung in Galtür, Christian Walter, am Montag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Am Vortag hatten sich auf dem Fluchthorn-Massiv riesige Gesteinsmassen gelöst und waren bergab gedonnert.

Die Polizei überflog das Gebiet nahe der Schweizer Grenze. Die Geröll-Lawine sei etwa zwei Kilometer lang, aber es gebe keine Hinweise, dass bei dem Bergsturz am südlichen Gipfel des Fluchthorns Menschen zu Schaden gekommen seien, hieß es. 

Der massive Bergsturz in Tirol ist laut einem Experten des österreichischen Bundeslandes Tirol wahrscheinlich durch den tauenden Permafrost im Gebirge ausgelöst wurden. Nach einem Erkundungsflug schätzte Tirols oberster Geologe Thomas Figl, dass beim Abgang mindestens 100.000 Kubikmeter Gestein vom Südgipfel des Fluchthorn-Massivs bei Galtür gestürzt waren. Laut Bergrettern verschwanden der Gipfel sowie das Gipfelkreuz. Die Behörden gehen bisher nicht davon aus, dass Menschen zu Schaden gekommen sind.

Bergrettungsübung an der Jamtalhütte: Video von der Felslawine

Eine Gruppe von Bergrettern absolvierte am Sonntag in diesem Gebiet einen Ausbildungskurs, die Beteiligten wurden Zeugen des Naturereignisses und konnten ein Video des Felssturzes machen. 

Die etwa 30 Beteiligten wurden Zeugen, wie sich nur wenige Minuten nach dem Felssturz ein Sturzbach bildete, der an einer Berghütte vorbeirauschte, sagte Ausbildungsleiter Riccardo Mizio der dpa. "Ein Kollege hat geschrien, dass wir den Platz sofort verlassen sollen", berichtete er. Die Gruppe sei durch den Bergsturz aber nicht gefährdet gewesen.

<p>Blick auf die Südseite des Fluchthorns mit Blick auf Verlauf der Mure.</p>

Blick auf die Südseite des Fluchthorns mit Blick auf Verlauf der Mure.

© Land Tirol

Wanderrouten um das Fluchthorn vorsichtshalber geschlossen

Einige Wanderrouten um das Fluchthorn wurden seit Sonntag vorsorglich geschlossen. Die Gemeinde Galtür war hingegen nicht betroffen. Das Dorf ist mehr als neun Kilometer entfernt und liegt in einer anderen Richtung als die Schneise der etwa zwei Kilometer langen Gesteinslawine. Galtür war im Jahr 1999 Schauplatz einer Katastrophe, als dort eine riesige Lawine niederging. 38 Menschen starben, die meisten waren Deutsche.

Keine zusätzliche Gefahr im Allgäu: Hochvogel bisher sicher

Nach dem massiven Bergsturz im österreichischen Bundesland Tirol sehen die Behörden nach einem Bericht der DPA bei einem ebenfalls einsturzbedrohten Allgäuer Berg keine unmittelbare Gefahr: Der Hochvogel, einer der bekanntesten Gipfel der Allgäuer Alpen wenige Kilometer von Oberstdorf entfernt, bricht seit vielen Jahren langsam auseinander, es könnte dadurch zu einem riesigen Felssturz kommen.

Am Hochvogel hatte sich eine gewaltige Felsspalte im Bereich des 2592 Meter hohen Gipfels gebildet. Der Berg steht auf der Grenze zwischen Bayern und Tirol, Wissenschaftler der Münchner Universitäten und weiterer Einrichtungen dokumentieren seit Jahren die Bewegungen des Massivs. Nach Berechnungen könnten bis zu 260 000 Kubikmeter Fels ins Tal stürzen. Die Behörden in Deutschland und Österreich glauben dennoch, dass es dann in den nächst gelegenen Ortschaften allenfalls Staubwolken geben könnte.

4 Kommentare

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O.Schneider

Sehr sehr Schade und ein weiterer Beweis dafür dass sich der Klimawandel leider beschleunigt. Die Frage die sich stellt ist wie lange Bergsport in diesen Höhenlagen noch unter vertretbaren Risiko stattfinden kann. Ein Bergsturz ist sicherlich ein äußerst seltenes Ereignis, Steinschlag, zerrissene unpassierbare Gletscher , Starkniederschläge und Hitze nehmen aber in besorgniserregender Weise zu. Genießen wir die verbleibenden wenigen Jahre bis nichts mehr geht.

Alois

Für einen Bergsturz müssten es laut Definition mindestens eine Million Kubikmeter sein. War als ein Felssturz, kein Bergsturz.

Gast

@Jonas
Kann ich bestätigen. Vor einigen Jahren schon konnte ich kurz vor Erreichen der Saarbrücker Hütte einen großen Felssturz am großen Seehorn beobachten. Einer vom Hüttenpersonal erzählte anschließend, dass es eigentlich rund um die Uhr poltert und kracht. Nach dem zu warmen und schneearmen letzten Winter in den Alpen muss man im kommenden Sommerurlaub verdammt aufpassen, wo man lang geht – leider.

Jonas

Sehr Schade. Eine Tour die noch auf meinem Plan stand.
Aber wer schon mal in der Silvretta zum Wandern / Bergsteigen war weiß, dass das Gestein dort sehr brüchig ist. Alleine schon am kleinen Piz Buin fällt ständig Geröll ins Tal.

Man muss sich in Zukunft wohl öfters an solche Ereignisse gewöhnen...