Starker Sturm am K2

Der zweite Tag: Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits am K2

Der zweite Tag: Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits am K2
Daniel kurz unterhalb von Lager III.
Daniel kurz unterhalb von Lager III.

Tag 2 führt uns in etwas weniger steilem Gelände - trotzdem immer interessante und abwechslungsreiche Kletterei - zum "Platz" von Lager III. In 40° steilem Schneegelände schaufeln wir uns kleine Plattformen für die Zelte. Zum toilettieren halte ich mich mit der freien Hand am Fixseil. Wir erleichtern die Rucksäcke um etwas Essensvorräte und Gas; nach dem erhofften Gipfel möchten wir auf jeden Fall noch hierher nach Lager III absteigen.

Die Kletterei hinauf zur Schulter, zum vorgesehenen Platz für Lager IV auf ca. 7800 m, wird zur nervlichen Anspannung. Fast durchgehend klettern wir - zum Teil in knietiefem Neuschnee - im Nebel. Nur selten kommt heute die Sonne durch. Wird das Wetter halten? Kurz vor der Schulter müssen wir noch einen Felszahn überklettern, dessen uns zunächst abgewander Grat letzlich zur Schulter führt. Zur Fotogalerie Kaltenbrunner und Dujmovits am K2 Um 13:00 Uhr nach teilweise anstrengender Spurarbeit sind wir am Ausgangspunkt für den Gipfel. Voller Optimismus stellen wir die Zelte auf eine Verflachung. Um 18:00 reisst es endlich auf, wir sehen wo wir sind und wir sehen den steilen Weiterweg zum Gipfel. An fast gleicher Stelle wie 1994, als ich über den Abruzzengrat zur Schulter kam, haben wir hier die Zelte aufgebaut.

Kurz vor der Schulter reißt es für Moment kurz auf.
Kurz vor der Schulter reißt es für Moment kurz auf.

Ein paar Stunden schlafen wir als wir um 21:00 Uhr von aufkommendem Wind geweckt werden. Schnell entwickelt sich der Wind zum Sturm und der K2 "setzt eine Haube auf". Schwer enttäuscht belassen wir unsere Startzeit zunächst bei 00:00 Uhr, müssen dann aber erkennen, dass wir bei fehlender Sicht trotz Vollmond und den zu hohen Windgeschwindigkeiten Selbstmord betreiben würden.

Nur per Walkie-Talkie können wir uns von Zelt zu Zelt unterhalten, obwohl diese nebeneinander stehen. Wir verschieben den Startpunkt erst auf 2:00 Uhr, dann auf 4:00 Uhr. Als es um 5:00 Uhr immer noch nicht besser ist entscheiden wir uns zum Abstieg. Einen Wartetag in dieser Höhe bei zweifelhafter Wetteransage für den folgenden Tag zuzubringen, wäre Schwachsinn. Bei etwas aufklarendem Wetter und Sturm bauen wir die Zelte ab.

Beginn des Abstiegs auf der Schulter - auch am Broad Peak gegenüber beginnt sich eine "Haube" zu bilden.
Beginn des Abstiegs auf der Schulter - auch am Broad Peak gegenüber beginnt sich eine "Haube" zu bilden.

10 Stunden später erreichen wir wohlbehalten wieder den Einstieg. Fast 3000 Höhenmeter Abstieg und Abseilen im Sturm liegen hinter uns. Für Gerlinde, David und Daniel ist klar, dass sie bei einem evtl. auftauchenden Schönwetterfenster noch einen Versuch machen werden. Für mich wird es diesen nicht geben!

Schon 1994 konnte ich als Leiter einer kommerziellen Expedition den Gipfel des K2 erreichen. Nun durfte ich eine weitere wunderschöne Route des K2 kennenlernen - nach 25, nicht immer erfolgreichen 8000er-Versuchen, merke ich, dass ich mit den Kräften etwas haushalten muss. Zur Fotogalerie Kaltenbrunner und Dujmovits am K2 Die Enge des Biwakzeltes beim Alpinstil-Aufstieg, der in den letzten Jahren verstärkt aufkommende Widerwille und Würgereiz beim Essen und Trinken in den Hochlagern, drei Aufstiege auf 8000 m in den letzten 2 ½ Monaten haben mich mental etwas müde gemacht. Ich spüre, dass ich vorsichtig sein muss.

Meiner unglaublich leistungsstarken Frau Gerlinde und unseren Freunden David und Daniel wünsche ich für einen weiteren Versuch das notwendige Wetterglück, den Gipfel des K2 und - !!vor allem!! - die gesunde Rückkehr ins Basislager.

Text und Fotos: Ralf Dujmovits

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