ALPIN Kurztrip ins Wallis

Walliser Hüttentraumtour: Aussichtsreiche Pfade, urige Berghütten & türkisfarbene Seen

Mit ALPIN-Portalmanager Thomas auf Hüttentour im Walliser Haute-Nendaz. 40 Kilometer und 2.000 Höhenmeter in drei Tagen durch das Val de Nendaz: Zu urig-einfachen Berghütten, türkisfarbenen Stauseen und entlang von uralten Wasserläufen zurück in Richtung Tal.

Alpine Trekkingtour mit grandioser Aussicht: Das Nendaz Trekking.
© Thomas Harrer

Hüttentour im Wallis: Das Nendaz-Trekking

Nur 13 Wanderer sind heute mit uns auf der kleinen, gemütlichen Hütte angekommen. Es ist Nachmittag und wir haben das erste Ziel unserer dreitägigen Tour im Walliser Nendaz-Tal erreicht: Die Cabane d`Essertze. Ein ruhiges Kleinod, versteckt nur wenige Kilometer von den wohl geschäftigsten Tälern der Schweiz. Auf unserem Weg werden uns in den drei Tagen nur ein belgisches Pärchen, ein Mutter-Tochter-Gespann aus dem Wallis und Roland aus Neuchâtel begegnen. 

Auf der Hütte sind neben uns "Trekkern" nur noch ein Pärchen, das spontan auf die Hütte gekommen ist, und ein australischer Trailrunner, der aus Chamonix herübergerannt ist. Eine gemütliche Runde, die sich im kühlen Schatten der roten Schirme auf der Terrasse der kleinen Hütte zusammengefunden hat.

<p>Tourenziel der ersten Etappe: Die gemütliche Cabane d`Essertze</p>

Tourenziel der ersten Etappe: Die gemütliche Cabane d`Essertze

© Thomas Harrer

Wir sind im Wallis unterwegs. Genauer gesagt in Nendaz. Das Bergdorf ist für den Wintersport bekannt: Das Skigebiet der "4 Vallées" dominiert hier den Tourismus. Natürlich vor allem im Winter. Im Sommer geht es etwas ruhiger zu. Dennoch: Mit einem Angebot an rund 250 Kilometer Wanderwegen hoch über dem Rhône-Tal, perfekten Trails und weitläufigen Routen für Mountainbiker samt Aufstiegsmöglichkeit per Seilbahn ist Nendaz eine beliebte, aber dennoch nicht überlaufene Sommer-Destination.

Mit dem "Nendaz Trekking" hat die Gemeinde eine drei- bis viertägige Wanderroute eingerichtet, die die Highlights des Tales miteinander verbindet: einfache Berghütten, türkisfarbene Stau- und imposante Gletscherseen sowie uralte Wasserläufe zur Bewässerung der Aprikosenplantagen weiter im Tal. Übernachtet wird dabei je nach Tour auf zwei bis drei kleinen Hütten, die auf abwechslungs- und aussichtsreichen Wegen verbunden sind.

Die erste Etappe: Von Veysonnaz zur Cabane d`Essertze

Am ersten Morgen starten wir in Veysonnaz mit einem zweistündigen Aufstieg nach Thyon 2000. Die Navigation ist leicht, folgt man doch einfach der Beschilderung der Schneeschuhtour am Rande des Skigebiets. Bei den 800 Höhenmetern Aufstieg geht es durchaus zur Sache und wir kommen gehörig ins Schwitzen. Nicht nur wegen der knapp 30 Grad, die Mitte August bei unserem Besuch herrschen. Natürlich hätten wir die Strecke auch mit der Bahn abkürzen können, dann würde man aber unter anderem den Themenweg "Weg der Masken" und so manche spannende Aussicht ins Tal verpassen.

<p>Spannende Themenwege bieten Unterhaltung beim Aufstieg – nicht nur für Kinder!</p>

Spannende Themenwege bieten Unterhaltung beim Aufstieg – nicht nur für Kinder!

© Thomas Harrer

Ab Thyon 2000 queren wir kurz das Skigebiet, bevor es unterhalb des Mont Rouge ruhig und einsam wird. Nur wenige Wanderer sind hier unterwegs, obwohl die Ausblicke auf die Almwiesen, kleine Bergseen und auch die umliegenden Gipfel wie die Rosablanche mit herausspitzenden Gletschern Abwechslung bieten. Die Strecke führt auf guten Wegen nicht allzu schwer dahin. Perfekt auch für Hüttentouren-Einsteiger.

Nur rund 200 Wanderer nehmen jedes Jahr das "Nendaz Trekking"“ in Angriff, berichtet uns Annick von der Tourist-Information in Nendaz, als wir unsere Unterlagen für den Trek abholen. Eine Karte des Gebiets und einen bebilderten Wegweiser erhält man bei Buchung, dazu zwei Übernachtungen mit Halbpension und ein Lunchpaket für Tag zwei und drei. Somit ist man gut gerüstet für seine Hüttentour und muss keine Verpflegung für mehrere Tage mitschleppen. Und das Essen auf den Hütten kann sich durchaus sehen lassen: leckere Schweizer Hausmannskost (auf Wunsch natürlich auch vegetarisch), nur beim Frühstück sollte man kein Hotel-Buffet erwarten.

<p>Ab Thyon 2000 geht es auf aussichtsreichen Bergwegen bergauf.</p>

Ab Thyon 2000 geht es auf aussichtsreichen Bergwegen bergauf.

© Thomas Harrer

Das erste Ziel, die Cabane d`Essertze wird ehrenamtlich von den Mitgliedern des örtlichen Skiclubs betrieben. Im wöchentlichen Wechsel kümmert sich im Sommer ein Team herzlich und zuvorkommend um die Versorgung der Wanderer. Die ganze Hütte ist eine willkommene Abwechslung von den mittlerweile oft so überfüllten und doch auch sehr kommerziell geführten Hütten in Österreich. Ankommen und wie daheim fühlen ist hier das Motto.

<p>Aufstieg zum Mont Rouge (obere rechte Bildhälfte)</p>

Aufstieg zum Mont Rouge (obere rechte Bildhälfte)

© Thomas Harrer

Zweite Etappe: Vom Almgelände zum Gletschersee

Nach einem gemütlichen Frühstück auf der Sonnenseite der Hütte führt der Weg am zweiten Tag durch das Hochmoor von Essertze hinauf zum Mont Rouge. Hier kann man durchschnaufen und den Ausblick genießen, denn jetzt geht es erst einmal durch die sommerlich blühenden Almwiesen des Skigebiets bergab. Ab der Seilbahnstation "Combatseline" folgt der Weg der "Ancien Bisse de Chervé" – einem ehemaligen Bewässerungskanal – stetig leicht ansteigend bis zum türkis leuchtenden Cleuson-Stausee.

Auf unserem Weg wechseln sich einfache Querungen und leichte Anstiege mit kurzen Kraxeleinlagen ab. Die Tiefblicke auf den blau-grün schimmernden See unter uns sind dabei eine willkommene Abwechslung.

<p>Herrliche Aus- und Tiefblicke auf den Stausee "Lac de Cleuson"</p>

Herrliche Aus- und Tiefblicke auf den Stausee "Lac de Cleuson"

© Thomas Harrer

Ab dem Ende des Sees, wo sich das graue, sedimenthaltige Wasser des Bergflusses mit dem türkisfarbenen Wasser des gestauten Sees vermischt, warten noch rund 40 Minuten Aufstieg zur einfachen "Cabane St. Laurent" auf uns. Diese gehen auf einem breiten Fahrweg in Serpentinen zum Glück aber schnell vorbei. Auf 2.490 Metern an der Hütte angekommen, werden wir vom sympathischen Hüttenwart Younes herzlich empfangen: "Fühlt euch wie zuhause, nur die Schuhe und die Rucksäcke bleiben bitte unten. Sonst gibt es hier keine Regeln," heißt er uns augenzwinkernd willkommen.

<p>Verdiente Pause beim Aufstieg zur Cabane St. Laurent.</p>

Verdiente Pause beim Aufstieg zur Cabane St. Laurent.

© Thomas Harrer

Extratour: zum Gletschersee "Lac du Grand Desért"

Den Nachmittag nutzen wir noch für einen Ausflug ins alpine Gelände und steigen die rund 150 Höhenmeter zum Gletschersee "Lac du Grand Desért" (2.642 m) hinauf. Über den See hinweg blickt man direkt auf die Gletscher der Rosablanche und in die schuttrigen Flanken des Mont Fort. Der Abfluss der Gletscher speist den See, der eiskalt nicht einmal an einem heißen Tag wie heute zum Bad lädt.

<p>Der Lac du Grand Desért: Im Hintergrund die Rosablanche.</p>

Der Lac du Grand Desért: Im Hintergrund die Rosablanche.

© Thomas Harrer

Wer seine ersten Hochtouren plant, kann der Rosablanche mit ihren 3.336 Metern auch aufs Haupt steigen. Die leichte Hochtour ab der Cabane du St. Laurent eignet sich mangels größerer bergsteigerischer Schwierigkeiten mit Guide auch für Einsteiger. Der für uns abweisend erscheinende Mont Fort derweil ist von Verbier mit einer Seilbahn erschlossen und bietet vom Gipfel ein großartiges Panorama mit Mont Blanc, Grand Combin und Matterhorn.

Zurück auf der einfachen Hütten treffen wir auch unsere Mitwanderer wieder und lernen diese im Gespräch näher kennen: Die zwei Belgier waren die Tage zuvor auf Hochtouren im Wallis und nutzen die viertägige Tour als Entspannung nach den vorangegangenen Anstrengungen. Für sie geht es morgen noch einen Tag weiter über den Dent du Nendaz zur Cabane de Balavaux und erst einen Tag später zurück ins Tal.

<p>Sympatischer Empfang: Hüttenwirt Younes und sein Team.</p>

Sympatischer Empfang: Hüttenwirt Younes und sein Team.

© Thomas Harrer

Das Mutter-Tochter-Gespann ist das erste Mal auf gemeinsamer Mehrtagestour: Während sich die Tochter als geübte Berggängerin und Jakobspilgerin entpuppt, ist es für ihre Mutter die anstrengende, aber gelungene Hüttentouren-Premiere. Während wir mit Roland noch Karten spielen, lässt dieser seinen Schweizer Charme spielen und bringt damit nicht nur unsere Kinder zum Lachen.

Unser Tagespensum –14 Kilometer Wegstrecke und knapp 850 Höhenmeter – fordern trotzdem ihren Tribut: Nach einem leckeren Rösti und einem Walliser Feierabendbier verziehen wir uns alle bald ins Matratzenlager unter dem Dach der kleinen Hütte. Nur 29 Betten bietet die Hütte und nicht einmal die sind heute gefüllt.

<p>Einfache Hochgebirgshütte: Die Cabane St. Laurent.</p>

Einfache Hochgebirgshütte: Die Cabane St. Laurent.

© Thomas Harrer

Dritte Etappe: Dem Wasser folgend zurück nach Haute Nendaz

Der letzte Tag bedeutet für uns Abschied nehmen von unserem Mitwanderern – und einen langen Abstieg: 1.200 Höhenmeter bei rund 15 Kilometern Wegstrecke. Auf dem Rückweg in die Zivilisation begleitet uns das Wasser. Beim ersten Abschnitt als eiskalter, ungezähmter Bergfluss, der vom Gletschersee kommend schäumend seinen Weg zwischen Felsen und Almwiesen sucht, während wir den Abschied von der Hütte und unseren neu gewonnenen Bergfreunden nehmen.

<p>Abschied vom Hochgebirge: Abstieg zurück nach Nendaz.</p>

Abschied vom Hochgebirge: Abstieg zurück nach Nendaz.

© Thomas Harrer

300 Meter tiefer wird der in der Morgensonne strahlende "Lac de Cleuson" vom wild rauschenden Bergfluss gespeist. Während wir an den felsigen Ufern des Stausees entlanglaufen, genießen wir die Stille des Gewässers. An dessen imposanter Staumauer blicken wir zurück auf das leuchtende Wasser des Sees und erahnen die Hütte oben am Berg, die sich hinter ihrem kleinen Gipfelkreuz versteckt.

<p>Der Lac de Cleuson im Morgenlicht. </p>

Der Lac de Cleuson im Morgenlicht. 

© Thomas Harrer

Walliser Wasserwandern: Entlang der Suonen

Auf der anderen Seite geht es hinunter nach Sivier, unserem nächsten Ziel. Nach dem Abstieg durch den Bergwald wollen wir der Suone "Bisse Vieux" zurück nach Haute Nendaz folgen. Die "Suonen" sind eine Nendazer Besonderheit: Die Wasserleitungen wurden zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert mühsam angelegt, in den Fels gehauen und teilweise in schwindelerregender Höhe befestigt. 

Sechs der früher acht Suonen leiten immer noch Wasser aus den Gletscherregionen zur Bewässerung hinab ins Tal, wo Himbeerfelder und Aprikosenhaine bewässert werden. Kein Wunder, dass Hüttenwart Younes uns für unsere Brotzeit frische Aprikosen eingepackt hat. Diese verkosten wir an einer gemütlichen Bank neben der "Bisse Vieux" und kühlen uns dabei etwas mit frischem Suonen-Wasser ab.

<p>Wasserleitung und beliebtes Wanderziel: Die Suonen.</p>

Wasserleitung und beliebtes Wanderziel: Die Suonen.

© Thomas Harrer

Die "Bisse de Saxon" ist die längste dieser Wasserleitungen. Von Sivier führt sie über ganze 32 Kilometer bis nach Saxon im Rhonetal. Unser Weg ist glücklicherweise nicht ganz so lang, überwindet aber dennoch auf 15 Kilometern insgesamt 1.200 Höhenmeter. Der Weg entlang des nun gefassten und vor sich hinsprudelnden Wassers führt leicht im Schatten des Bergwaldes hinab und zurück in die Zivilisation.

Im Schatten vergessen wir fast die hohen Temperaturen. Und das hypnotische Rauschen des Wassers bleibt bis zum Ende in Haute-Nendaz unser Begleiter und hallt auch auf dem Heimweg noch lange nach. Ebenso wie die Bilder der letzten Tage: Der Start im Grünen, die Wege durch die Almwiesen, die weißen Gletschergipfel, die alpinen Schuttflanken und natürlich die gemütlichen, kleinen Berghütten.

<p>Die Bisse Vieux: Wasserleitung vom Hochgebirge ins Tal.</p>

Die Bisse Vieux: Wasserleitung vom Hochgebirge ins Tal.

© Thomas Harrer

Alternative Tagestouren in Nendaz

Für alle, die lieber im Tal schlafen und die drei Gebiete rund um Nendaz in Tagestouren kennenlernen wollen, gibt es drei mögliche Touren:

  • Tour 1: Von Thyon 2000 zur Cabanne d’Essertze

    Von Veysonnaz mit der Bergbahn nach Thyon 2000, über den beschriebenen Weg oder mit Gipfeleinlage über den Mont Rouge zur Cabanne d’Essertze und auf direktem Weg unterhalb zurück.

  • Tour 2: Auf der Bisse de Chervé zum Lac de Clemson und zur Cabane St. Laurent

    Auf der "Ancien Bisse de Chervé" zum Lac de Cleuson, zur Cabane St. Laurent. Sportliche erweitern die Route bis zum Gletschersee "Lac du Grand Desért". Am Stausee entlang und auf guten Pfaden zurück nach Sivier.

  • Tour 3: Den Suonen folgend ins Tal

    Von Sivier kann man auf der Bisse Vieux auf einfachen Wanderwegen immer dem Wasserlauf zurück nach Haute-Nendaz folgen. Eine einfache, familientaugliche Wanderung am Wasser entlang.

Weitere Infos und Links

  • Tourist-Information:
    Nendaz Tourisme, nendaz.ch, 41 27 289 55 89

  • Talort:
    Haute-Nendaz (1.324m) bzw. Veysonnaz (1.155 m)

  • Hütten:
    Cabanne d`Essertze, 41 79 368 96 08, info@essertze.ch, essertze.ch
    Cabanne St. Laurent, 41 79 765 21 49, cabane@arpettaz.ch
    beide geöffnet von Mitte Juni bis Anfang September

  • Beste Zeit:
    Mitte Juni bis Anfang September (abhängig von den Hüttenöffnungszeiten)

  • Ausrüstung
    Wanderausrüstung, Trekkingstöcke, Hüttenschlafsack und Kissenbezug für die Hüttenübernachtung, Bargeld für Getränke.

  • Sicherheitshinweis:
    Mittelschwere, aber lange Bergwanderung (4,5 - 5 Stunden je Tag), Trittsicherheit und Schwindelfreiheit helfen bei einigen kurzen Passagen. Aufstieg zum Gletschersee: schwere Bergwanderung, Trittsicherheit notwendig!

  • Tipp des Autors:
    Tour um den optionalen vierten Tag verlängern und die Aussicht vom Dent de Nendaz genießen!

  • Unterkünfte:
    In Haute Nendaz gibt es zwei Hotels und eine Vielzahl von Appartements von kommerziellen und privaten Anbietern.

  • Einkehr
    In Haute Nendaz: La Taverne de L'Alpée, Rte de la Télécabine 5, +41272886000.
    Exzellente Sandwiches für unterwegs gibt's in der Brasserie "La Baguette Magique", +41786015453.

  • Literatur:
    Booklet zum Trail bei Buchung über Nendaz Tourism inklusive!
    Unterwallis: Vom Genfersee bis Sierre. 50 Touren mit GPS-Tracks (Rother Wanderführer)

Anreise

  • Öffentliche Verkehrsmittel:
    Mit der Bahn über Lausanne nach Sion, von dort mit dem Postbus nach Haute-Nendaz.

  • Anfahrt:
    Über Bern nach Lausanne und weiter nach Sion. Dort die Autobahn verlassen und über Bergstrassen nach Haute-Nendaz.

  • Parken:
    Kostenlose Langzeit-Parkmöglichkeit für die Hüttentour in Haute-Nendaz

<p>Berichtet aus dem Wallis: ALPIN-Portalmanager Thomas</p>

Berichtet aus dem Wallis: ALPIN-Portalmanager Thomas

© Jonas Harrer

Text von Thomas Harrer

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