Arc'teryx-Special

Alpha SV Jacket: Die Evolution eines Klassikers

Greg Grenzke ist seit über vier Jahren in verschiedenen verantwortlichen Design-Positionen bei Arc'teryx. Er war maßgeblich mitverantwortlich für das Neudesign des Alpha SV Jackets – des Topmodells der Arc’teryx-Alpinlinie "Ascent". Im Gespräch lässt er ein bisschen hinter die Kulissen der Kanadier schauen.

Arc'teryx, Alpha, SV, Ascent, Greg Grenzke, Hardshell, Gore-Tex, Produktdesign, Outdoorbekleidung
© Arc'teryx
<p>Arc'teryx-Designer Greg Grenzke (re.) in seinem "Testlabor".<br></p>

Arc'teryx-Designer Greg Grenzke (re.) in seinem "Testlabor".

© Arc'teryx

Du hast im Laufe deiner Karriere als Designer und Produktentwickler bei einigen Firmen gearbeitet. Wie muss man sich die Arbeit im Designcenter bei Arc’teryx vorstellen?

Ein großer Unterschied zwischen Arc'teryx und anderen Firmen ist sicher die totale Fokussierung auf das Ziel: das bestmögliche Produkt für den jeweiligen Anwendungszweck zu schaffen. Und dieser Anspruch ist so absolut, dass weder finanzielle noch zeitliche Hindernisse bei der Produktentwicklung eine Rolle spielen. Manche Lösungen findet man innerhalb weniger Tage, und sie sind einfach und kostengünstig – andere brauchen Monate oder gar Jahre bis zur Marktreife. Mein liebstes Beispiel ist unser Alpha FL Pack: von dem haben wir über 100 Prototypen gebaut. Diesen Aufwand betreibt keine andere Firma, die ich kenne.

<p>Seit 1998 im Programm der Kanadier, und von Update zu Update immer besser: Das Alpha SV Jacket.</p>

Seit 1998 im Programm der Kanadier, und von Update zu Update immer besser: Das Alpha SV Jacket.

© Arc'teryx

Gibt es da besondere Designvorgaben?

Absolut! Langlebigkeit der Produkte ist ja eine der wichtigsten Ziele für uns, und das betrifft ja nicht nur die physische Langlebigkeit, sondern auch die optische. Arc'teryx macht im besten Sinne "klassische" Produkte – wir sind ja keine Modemarke. Mit einem Alpha SV Jacket von 2001 kann man sich heute noch blicken lassen, ohne peinlich zu wirken. Es ist einfach zeitlos. Einige andere Firmen halten sich seit Jahrzehnten an die gleiche Philosophie. Eines der besten Beispiele für diesen Designansatz ist für mich der Porsche 911, von dem es seit 1963 schon einige Generationen gibt: alle haben eine "Familienähnlichkeit", und doch ist jedes Update ein eigenständiges, stimmiges Auto mit einer zeitlosen Ästhetik. Ähnlich entwickeln wir ein Produkt wie das Alpha SV Jacket weiter

Wie muss man sich das vorstellen, macht ihr die Prototypen bei euch in Vancouver?

Ja, das ist ein wesentlicher Bestandteil der Arc'teryx DNA. Wir skizzieren, machen die Schnitte, nähen bei uns vor Ort, testen selbst, ändern wieder, was nicht funktioniert hat, etc. Wir Designer arbeiten eng mit den Kollegen aus der Produktion zusammen – da ist es super praktisch, dass wir nur 40 Autominuten voneinander arbeiten. Manche Dinge, die sich ein Designer ausdenkt, können so einfach nicht in der Massenproduktion umgesetzt werden. Da hilft es sehr, wenn Fachleute von dieser Seite kommen und auch mal sagen "hey, das geht nicht, lass uns das so oder so machen." Auch unsere Schnittmacher sind unglaublich gut darin, dreidimensional zu denken und unsere anatomischen Schnitte direkt umzusetzen.

<p>Die neueste Version des Hardshell-Flaggschiffs von Arc'teryx: <strong><a href="http://www.arcteryx.com/product.aspx?country=ca&language=de&gender=Mens&category=Shell_Jackets&model=Alpha-SV-Jacket" rel="nofollow" target="_blank">Herren</a></strong>- und<strong><a href="http://www.arcteryx.com/product.aspx?country=ca&language=de&gender=Womens&category=Shell_Jackets&model=Alpha-SV-Jacket-W" rel="nofollow" target="_blank">Damenmodell</a></strong>der Alpha SV</p>

Die neueste Version des Hardshell-Flaggschiffs von Arc'teryx: Herren- undDamenmodellder Alpha SV

© Arc'teryx

Du warst ja stark involviert in die Entwicklung des neuen Alpha SV Jackets. Wie lief der Designprozess hier ab?

Der erste Schritt ist immer, den Anwendungsbereich für das Produkt klar zu umreißen. Das Alpha SV Jacket ist unsere robusteste Expeditions- und Alpin-Hardshell. Das sollte sie bleiben, aber dabei leichter werden. Bei der Passform sahen wir ebenfalls Verbesserungsmöglichkeiten. Wir haben japanische Lieferanten für die Oberstoffe unserer Gore-Tex Pro-Laminate, die uns hier mit einem neuen, extrem dicht gewebten Nylon-Oberstoff erfreuen, der unglaublich robust ist und wegen seiner glatten Oberfläche das Wasser toll abperlen lässt. Dann konnten wir mit dem Verzicht auf Zipper Garagen, weniger Nähten, schmalen Nahttapes und einem leicht veränderten Schnitt noch einmal signifikant Gewicht einsparen.

<p>Von 1998 bis 2016: Zipper-Modelle im Überblick.</p>

Von 1998 bis 2016: Zipper-Modelle im Überblick.

© Arc'teryx

Wie kam es zu dem RS Zipper, der den Reißverschluss jetzt ganz abdeckt und die Zipper Garagen überflüssig macht?

Das war die Idee einer jungen Kollegin. Sie kam ganz schnell drauf, dass man diese letzten paar Millimeter am oberen Reißverschluss einfach nur irgendwie abdecken müsste und dann keine Zipper Garage mehr brauchen würde. Anfangs hat sie sich nicht so richtig getraut, den Vorschlag zu machen. Als sie uns ihre Idee mit dem verlängerten Reißverschluss-Schieber erklärt hat, war die Lösung so naheliegend, dass es schon fast peinlich war, dass weder wir noch sonst jemand mal früher drauf gekommen sind. Jetzt sind wir vollständig frei in der Platzierung der Taschen und können auf die anfälligen und "bockigen" Zipper Garagen verzichten.

<p>Für die härtesten Bedingungen am Berg gemacht: das Alpha SV Jacket.</p>

Für die härtesten Bedingungen am Berg gemacht: das Alpha SV Jacket.

© Arc'teryx

Inwieweit sind die Athleten wie Ines Papert, Luka Lindic oder Nina Caprez bei Euch im Designprozess involviert?

Wir haben einige unglaublich nette und engagierte Athleten aus Europa und der ganzen Welt im Team, mit denen wir Zeit im Designcenter und auch draußen verbringen. Wir binden unsere Athleten früh in den Entwicklungsprozess ein. Wir versuchen ständig ihre Bedürfnisse abzufragen und diese dann in unseren Entwicklungen umzusetzen. Wir laden dazu auch Europäer, wie Nina, Luka oder Ines zu Meetings ein oder treffen sie wenn wir selbst in Europa sind und nehmen uns Zeit, ihre Ideen zu diskutieren und aufzunehmen. Zudem testen unsere Athleten Prototypen, denn ihr Feedback ist sehr wertvoll für uns. Viele sind wirklich zu Freunden geworden- schließlich teilen wir alle dieselbe Leidenschaft.