"Komponieren, nicht imitieren"

Interview mit Uli Wiesmeier

Uli Wiesmeier ist einer der bekanntesten Bergsportfotografen in Deutschland. In den vergangenen Jahren gewann er zudem durch den Kurzfilm "The Race", in dem Gleitschirm-Weltmeister Rob Whittall sowie Spitzenkletterer Stefan Glowacz gegeneinander antreten, zahlreiche Auszeichnungen. Wir befragten den ehemaligen Sieger des Paragliding-Weltcups nach seinem beruflichen Schaffen und seiner Philosophie des Fotografierens.

Interview mit Uli Wiesmeier
Ungetrübte Liebe zu den Bergen: Uli Wiesmeier
Ungetrübte Liebe zu den Bergen: Uli Wiesmeier

alpin.de: Auf Deiner Homepage heißt es, Du wärst bereits seit 1980 professionell in Sachen Fotografie unterwegs. Wie hast du als Fotograf angefangen?

Uli Wiesmeier: Das erste Mal habe ich als 15jähriger Kletterer auf eine Kamera gedrückt. Bald darauf ließen sie mich in der heimischen Alpenvereinssektion meine Dias an die Wand werfen und mit 18 hat mir dann die damalige Chefredakteurin vom "Alpinismus" Inge Scherübel mein erstes Bild abgekauft. Mann war ich stolz...

alpin.de: Wie lange dauerte es, bis Du von deiner Fotografie leben konntest?

Uli Wiesmeier: Zu meiner Überraschung, war das Interesse an meiner Bildsprache von Anfang an recht groß. 1980 habe ich dann meinen gelernten Beruf als Zimmerer endgültig an den Nagel gehängt und wagemutig beschlossen nur noch von meinen Bildern zu leben. Für einen verbeulten Renault R4, die Miete in der WG und die regelmäßigen Kletterausflüge haben die anfänglichen Einkünfte gerade gereicht. Ich war mehr als zufrieden.

alpin.de: Siehst Du Dich überhaupt als Bergfotograf oder als Fotograf, der ab und zu auch in den Bergen beruflich tätig wird?

Uli Wiesmeier: In den Bergen hat für mich sehr vieles begonnen und die Liebe zu diesem "Spielplatz" ist nach all den Jahren immer noch ungetrübt. Darum ist das Gebirge auch nach wie vor mein liebstes "Fotostudio". Egal ob ich Sport, Mode oder Menschen fotografiere.

Wiesmeier-Aufnahme von Stefan Glowacz in Vietnam
Wiesmeier-Aufnahme von Stefan Glowacz in Vietnam

alpin.de: Gab es Phasen, in denen Du Dich allein durch Bergfotografie finanzieren konntest?

Uli Wiesmeier: Die ersten 5 Jahre habe ich ausschließlich für die alpine Presse und die Bergsportindustrie gearbeitet. Das ging ganz gut. Erst später kamen dann immer mehr Aufträge auch aus anderen Branchen hinzu.

alpin.de: Was sind außer der Bergfotografie Deine Schwerpunktthemen?

Uli Wiesmeier: Sport, Mode, Menschen. Werblich und Redaktionell.

alpin.de: Deine Fotos haben einen eigenen Stil. Auch wenn man nicht auf den ersten Blick Deinen Namen sieht, weiß man bei vielen Fotos, dass das ein Bild von Dir ist. Wie bekommt man das hin?

Uli Wiesmeier: So etwas zu hören freut mich natürlich sehr. Es ist auch immer mein hauptsächliches Bestreben gegen den Strom zu schwimmen, wenn ich auf den Auslöser drücke.

alpin.de: Einige Outdoor-Fotografen lehnen Manipulationen von Fotos am Computer ab. Wie stehst Du dazu?

Uli Wiesmeier: Ob künstlerische Ergüsse in der Dunkelkammer oder digital am Computer stattfinden ist doch egal. Das einzige Tabu das ich mir diesbezüglich auferlege ist, dass ich schon mal im Photoshop etwas weg retouchiere, eine Stromleitung, störende Schriften oder ein Kamerakabel, aber nie etwas dazu mache was vorher nicht da war. Zu den Künstlern die mit Ihrem Computer Berge versetzen, den Vollmond auf- oder die Sonne untergehen lassen, gehöre ich nicht.

alpin.de: Was ist schwieriger – gute Bilder zu schießen oder Auftraggeber zu gewinnen?

Uli Wiesmeier: Für mich eher das Zweite. Der kaufmännische Part beziehungsweise die Türklinkenputzerei ist nicht mein Ding. Zum Glück gibt es Agenten die das besser können.

alpin.de: Wer kauft Deine Fotos?

Uli Wiesmeier: Werbeagenturen, Sport- und Sportmodeindustrie, Tourismusbranche, Redaktionen aus dem Bereich Lifestyle, Reise, Reportage.