Wie Schüler Verantwortung übernehmen

Wie bayerische Schüler Kindern in Nepal helfen

Während andere Schüler auf direktem Weg ins Klassenzimmer sind, beginnt für Sophia Sitzmann (17 Jahre) und Natalia Belousow (16) aus der 9. Klasse der Schultag mit einem Gang zum Computer. Vielleicht ist Post da, eventuell sogar neue Bilder aus Gothatar in Nepal?

Wie bayerische Schüler Kindern in Nepal helfen
Nicht nur Sophia und Natalia machten sich stark für Kinder in Nepal.
Nicht nur Sophia und Natalia machten sich stark für Kinder in Nepal.

Und wenn alle anderen mit dem letzten Gong nach Hause gehen, dann bleiben Sophia und Natalia in der Schule, um an ihrem Projekt weiterzuarbeiten. Zusammen mit Alexander Hillitzer (16), Arben Alijaj (16) und Sebastian Nett (17) bilden sie den harten Kern der Arbeitsgemeinschaft "Schule für Schule", die ein Jahr lang fleißig mit immer wieder neuen Ideen Geld für die Nepalhilfe Beilngries sammelte.

Begonnen hatte die Zusammenarbeit der Grund- und Hauptschule oberhaunstadt unter Leitung von Rektor Helmut Heinrich mit der Nepalhilfe Beilngries schon vor einigen Jahren. Nach mehreren punktuellen Aktionen wie etwa einem Weihnachtsbasar, bei dem der Erlös aus dem verkauf von Holzfiguren gespendet wurde, oder dem Nepallauf wollte man diesmal bewusst auf ein einmaliges Event verzichten.

Stattdessen sollte es eine längerfristige Hilfsaktion sein mit vorträgen und Projekttagen verteilt über das ganze Jahr. Im Rahmen einer Hauptschulinitiative, bei der eigenverantwortliches Handeln der Schüler mit Blick auf eine Verbesserung der Chancen bei der Lehrstellensuche gefördert wird, startete man in Oberhaunstadt das Projekt "Schule für Schule".

Dabei wollte man nicht nur Spenden sammeln, sondern sich bewusst für ein bestimmtes Projekt einsetzen und über einen längeren Zeitraum verfolgen, wie mit Spendengeldern etwas Greifbares entsteht. Geradezu passend war da der von der Nepalhilfe Beilngries initiierte Dorfschulbau in Gothatar, einem kleinen Dorf unweit von Kathmandu.

Schuldirektor Helmut Heinrich.
Schuldirektor Helmut Heinrich.

Nicht alle Schüler hatten vorher etwas von Nepal gehört. Doch das änderte sich schnell, spätestens mit den - für jede Jahrgangsstufe individuell angepassten - Vorträgen von Karl Rebele von der Nepalhilfe Beilngries.

Die Aussage "Helfen durch Handeln" kam bei den Schülern an. Für Rektor Helmut Heinrich sehr erfreulich, denn "zur Werteerziehung gehört, dass man durch Einsicht eine Einstellung gewinnt".

An freiwilligen Helfern herrschte kein Mangel, doch der Zeitaufwand war dann doch größer als erwartet. Von den ursprünglich 28 Jugendlichen blieben schließlich fünf übrig, die sich als Arbeitsgemeinschaft intensiv um die Projekte kümmerten, Ideen entwickelten und - zusammen mit vielen weiteren Schülern, die je nach ihrem Können eingesetzt wurden - als Team mit dem Ziel umsetzten, Spendengelder zu verdienen.

So stand vor Weihnachten Plätzchen backen auf dem Programm, an Fasching verkaufte man Krapfen und Ende Mai startete als Höhepunkt das Schulfest. Mit mehreren Aktionen wie einer Torwand (die Planung und der Bau wurden von den Schülern durchgeführt) oder dem verkauf selbstgemachter Gebetsfahnen sammelte man Geld.

Rund 330 Schüler sowie viele Eltern und Stadträte starteten beim Nepallauf und absolvierten - nach erfolgreicher Suche eines "Sponsor" (je nach Geldbeutel wurden zwischen einem und zehn Euro pro Runde gezahlt) - Runde für Runde.

Und das höchst erfolgreich, denn das Schicksal der nepalesischen Kinder setzte zusätzliche Kräfte frei. Dabei ging es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um die Sache an sich, mit der sich alle identifizieren konnten.

Profitieren vom Engagement: die Schüler im Himalaja.
Profitieren vom Engagement: die Schüler im Himalaja.

Sophia und Natalia waren sich der verantwortung bewusst und haben gerne einen Teil ihrer Freizeit für das Projekt "Schule für Schule" geopfert. "Ich fand es toll, etwas selbstständig zu machen, und bin stolz, beim Neubau dieser Schule mitgeholfen zu haben", meint Sophia und Natalia fand "das Projekt einfach gut und wollte helfen."

Die bisherigen Nepalläufe brachten bereits jeweils rund 3000 Euro an Spenden, dieses Mal dürfte das Ergebnis weitaus höher liegen. Geld, das der in der ersten Ausbaustufe auf 200 Kinder ausgelegten Dorfschule von Gothatar zugute kommt.

Mittlerweile stehen im fernen Nepal bereits die Grundmauern, das zeigen die neuesten Bilder, die Sophia und Natalia gerade per Mail aus dem Himalajastaat bekommen haben. Es geht also voran.

"Schön, wenn man weiß, wofür man spendet", meinen sie und ihre Augen strahlen stolz über das bisher Erreichte.

Text: Stefan Herbke