Erweiterte Fotogalerie: Über 400 000 Kubikmeter Felsmasse stürzten zu Tal

Großer Felssturz am Eiger wird zur Touristenattraktion

Seit Juni hatte sich am Eiger eine Felsmasse von zwei Millionen Kubikmetern um rund fünf Meter verschoben. Am Dienstag vergangener Woche stürzte zunächst eine 75 Meter hohe Felswand in sich zusammen.

Großer Felssturz am Eiger wird zur Touristenattraktion

Der Spalt in der Ostflanke des Eigers nahm immer größere Ausmaße an und war am Donnerstag sechs Meter breit, 250m lang und 7,5m hoch. Am Nachmittag stürzte die so genannte Madonna vom Eiger, eine etwa 30 Meter hohe Felsnadel mit einem Volumen von etwa 600 Kubikmetern, auf den darunter liegenden Gletscher.

6 Meter breit: der Riss an der Ostflanke des Eigers.
6 Meter breit: der Riss an der Ostflanke des Eigers.

Am Donnerstagabend war es dann soweit: Der rechte Teil der Felsnase stürzte donnernd zu Tal. Experten gehen davon aus, dass etwa 400 000 Kubikmeter Felsmasse abgingen. Dies entspricht etwa dem Volumen eines 50-stöckigen Hochhauses. Über den Ort Grindelwald schwebte am Abend eine dicke Staubwolke. Menschen oder Siedlungen kamen allerdings nicht zu Schaden. Zur Fotogalerie Felssturz am Eiger

Staubige Angelegenheit: Felssturz am Eiger.
Staubige Angelegenheit: Felssturz am Eiger.

Inzwischen ist es an der Ostflanke des Eigers ruhiger geworden. Am Wochenende kam es zu keinen größeren Abbrüchen. Dennoch geben die Experten keinesfalls Entwarnung: Die absturzgefährdete Felspartie ist immer noch in Bewegung und sackt weiter ab. Geologen erwarten weitere spektakuläre Felsstürze

Derweil entwickelt sich das Spektakel zu einer unerwarteten Touristenattraktion: Hunderte Wanderer und Journalisten zog es in den vergangenen Tagen in das betroffene Gebiet.

Das gehäufte Auftreten spektakulärer Felsstürze liegt im Rückzug der Gletschers begründet. Experten gehen davo aus, dass ohne Gletscher der Druck auf die Felsen fehlt und sie dadurch zu bröckeln beginnen. Der Rückgang der Gletscher ist eine Folge der Erderwärmung, des sogenannten Treibhauseffekts.

Sizplatz in der ersten Reihe und ein gekühltes Bier: Manch Wanderer "genießt" das Naturschauspiel im Berggasthof Bäregg.
Sizplatz in der ersten Reihe und ein gekühltes Bier: Manch Wanderer "genießt" das Naturschauspiel im Berggasthof Bäregg.

Der Deutsche Alpenverein ( www.alpenverein.de ) erklärt in einer Pressemeldung:

"Im globalen Mittel ist die Durchschnittstemperatur um 0,8 Grad, in den Alpen sogar bis auf 1,6 Grad angestiegen. Ab einer Höhe von 2500m NN sind dauerhaft gefrorene Böden (Permafrost) anzutreffen. Dort kittet Eis den Fels und Schutt zusammen und stabilisiert die Hänge.

Durch die Klimaerwärmung wandert die Grenze der Permaforstböden weiter nach oben, Abschmelzvorgänge beginnen. Insbesondere bei starken Niederschlägen können dann Steinschlag und Muren entstehen oder sogar ganze Bergflanken abgehen."