ALPIN Marktübersicht aus ALPIN 02/11

Skitourenbindungen - Die neuen Modelle

Zwei neue Skitourenbindungen gibt es in dieser Saison. Wir haben die gängigen Modelle Probe gefahren und sagen Ihnen, welcher Bindungstyp Sie sind.

Skitourenbindungen - Die neuen Modelle

Das Verbindungsglied zwischen Ski und Mensch ist die Skitourenbindung. Eine Tourenbindung muss sich an der Ferse anheben lassen, um eine Gehbewegung zu ermöglichen. Wenn es steil wird, erleichtern Steighilfen, die unter die Ferse geklappt werden, den Aufstieg. Für die Abfahrt müssen sich Tourenbindungen solide und sicher verschließen lassen. Die Kraftübertragung auf den Ski muss so direkt wie möglich sein.

Drehpunkt und Gewicht

Eines der am meisten diskutierten Kriterien bei Tourenbindungen ist der Drehpunkt. Aus bautechnischen Gründen ist der Drehpunkt einer Bindung nicht genau da, wo er biomechanisch sein sollte. Je weiter er von der Schuhspitze unter den Ballen wandert, desto komfortabler soll – so die Theorie – das Gehen sein. In der Praxis bewahrheitet sich das aber nur zum Teil und nur im Zusammenspiel mit anderen Faktoren.

Neben dem Derehpunkt ist das Gewicht unheimlich wichtig. Und zwar weniger das Gesamtgewicht der Bindung als das Gewicht, das man bei jedem Schritt an der Ferse mit anhebt. Das ist nicht überraschend und relativ leicht nachvollziehbar.

Und es erklärt, warum Dynafit mit seinem Bindungskonzept im Aufstiegsbereich so deutlich die Nase vorne hat. Wenn man von dem Dynafit-System auf eine andere Bindung umsteigt, hat man das Gefühl, am Boden festgespaxt zu sein. Hat man nicht die Möglichkeit eines direkten Vergleichs, fällt einem das nicht so sehr auf.

Am anderen Ende der Skala bewegt sich Marker mit seinen Modellen FT 10 und FT 12. Die Bindungen sind von den Freeridemodellen Marker Duke und Baron abgeleitet und haben vor allem eins: eine fantastische Abfahrtsperformance.

Unterwegs im "Joghurtbecher"

Wobei man sich im Skitourenbereich ganz klar vor Augen führen muss, dass wohl nur die wenigsten Tourengeher mit perfekt passenden, festen Freerideschuhen unterwegs sind. Und solange man mit einem vielleicht sieben Jahre alten „Joghurtbecher“ unterwegs ist, braucht man sich über die Abfahrtseigenschaften seiner Bindung keine Gedanken zu machen.

Da gehen die Steuerimpulse im Schuh verloren und nicht in der Bindung. Im Aufstieg tut sich die Marker hingegen schwer. Der Drehpunkt ist relativ weit vorne und das Gewicht des Fersenautomaten ist doch erheblich.

Eine Art Kompromiss ist die Fritschi Diamir Eagle. Sie geht sich nicht so gut wie die Dynafit, aber besser als die Marker. Dafür ist sie auf der Abfahrt nicht so gut wie die Marker, aber etwas besser als die Dynafit. Ein echter Allrounder also.

Und die neue Bindung von Hagan ? Der Drehpunkt ist gut, der Gehkomfort vergleichbar dem der alten Silvretta Pure (die Silvretta nicht zum Test zur Verfügung stellen wollte).

Bergab tut sich die Z01 aber wieder schwer, die Kontaktfläche zum Ski ist sehr gering. Und außerdem ist die Verwindungssteifigkeit beim Aufstieg gering, wir standen teilweise fast neben der Steighilfe. Auch Bedienung und Komfort waren mäßig. Die seitlichen Führungen des Fersenautomaten reichen weit um den Schuh herum, darum ist das Aussteigen nicht einfach. Man muss den Schuh exakt nach oben führen, sonst verkantet man.

Fazit

Unterm Strich kann man festhalten, dass es bei den Skitourenbindungen drei interessante Modelle gibt: Die Fritschi ist der Allrounder für alle komfortorientierten Skitourengeher. Die Dynafit ist die erste Wahl für die, die Gehkomfort und Gewicht in den Vordergrund stellen. Und die Marker ist die Bindung für die abfahrtsorientierten Tourengeher, für die der Aufstieg nur Mittel zum Zweck ist.

Text: Olaf Perwitzschky