Special: Sonnenland Südtirol

Bergbauwanderung im Ridnauntal

Auf den Spuren des Bergbaus im Ridnauntal: wanderbare Geschichte in alpiner Bilderbuch-Landschaft.

Die ehemalige Erzaufbereitungsanlage in Maiern ist heute das Zentrum des Bergbaumuseums.
© alpin.de

Als selbst die Moarerbergalm nur noch ein kleiner weißer Punkt ist im grünen Kessel des Lazzacher Tals, bekommt man eine Ahnung, wie der Schneeberg einst zu seinem Namen gekommen war. Tief unten aus dem Ridnauntal quellen Wolkenbälle in den sommerblauen Himmel empor und die Luft in der Nähe der Schneebergscharte wird nun merklich kühler.

Vielleicht pfeifen die Murmeltiere auch deshalb so aufgeregt. Sogar jetzt zur warmen Jahreszeit kann es hier auf 2700 Metern ziemlich frisch werden. "Und im Winter ist alles unter Metern von Schnee begraben", weiß Hermann Schölzhorn, Leiter der Bergbauwelt Ridnaun Schneeberg.

Innere Einkehr: Kapelle im Ridnauntal.
Innere Einkehr: Kapelle im Ridnauntal.
© alpin.de

Jenseits der Scharte zwischen den Felsgipfeln von Sprinzenwand und Rinnerspitz geht es 400 Meter hinab nach St. Martin im Schneeberg, vom Ridnaun- ins Passeiertal. Ein karges Dörflein, gebaut für Bergleute in einer Traumlandschaft, die für viele Generationen von Menschen jedoch eher wie ein Fluch gewesen sein muss.

"Um das Jahr 1500 herum lebten und arbeiteten 1000 Bergleute aus ganz Europa dort, schürften in bis zu 70 Stollen nach Silber und Blei", erzählt Schölzhorn. Man kann daheim auf der Couch darüber Geschichten lesen, doch eine leise Ahnung vom Leben in alten Zeiten bekommt man überhaupt erst vor Ort. Und wie Menschen vor einem halben Jahrtausend am Schneeberg leben und arbeiten konnten, das vermittelt das Bergbaumuseum Ridnaun eindrücklich.

Erstmals erwähnt wurde das Bergwerk schon 1237, die letzten Fuhren Erz – in jüngerer Zeit vor allem der schwarzglänzende Sphalerit für die Zinkgewinnung – wurden erst 1985 aus dem Berg geholt. Das nennt man Bergbau-Tradition! Das Silber vom Schneeberg war schon zu den Anfangszeiten heiß begehrt und auch die Fugger kauften sich bald in den Abbau und Handel ein. Lebens- und Arbeitsbedingungen in diesem höchstgelegenen Bergwerk Europas waren dagegen unvorstellbar hart.

Jahrhunderte lang wurde das Erz in Säcke gefüllt und mit Pferden über die Schneebergscharte ins Ridnauntal gesäumt, um es anschließend in Karren weitertransportieren zu können. Erst 1871 wurde eine Übertage-Förderanlage auf Schienen gebaut. Diese "Bremsberge" genannten Steilaufzüge sind bis heute erhalten und sind weithin sichtbare Wegmarken hinauf zur Scharte.

Über alle Berge: am Weg zur Schneebergscharte.
Über alle Berge: am Weg zur Schneebergscharte.
© alpin.de

1925 ging dann eine Materialseilbahn in Betrieb, die das Erz am Ende eines 6,5 Kilometer langen Stollens von St. Martin in Empfang nahm und hinunter zur Aufbereitungsanlage nach Maiern transportierte. Das Werk, heute das Zentrum des Museums, bildet mit der Seilbahn ein gewaltiges Industriedenkmal.

Und beide sind nach all der Zeit immer noch in Topform: "Theoretisch könnten wir morgen wieder mit dem Abbau beginnen, die Förderanlagen sind alle voll funktionstüchtig und bei Führungen laufen sie zum Teil ja auch", erzählt Hermann Schölzhorn stolz. „Und auch das Know-how ist da, denn die Gästeführer im Bergwerk kommen zum Großteil aus Knappenfamilien“, so der Museumsleiter. "Aber ich hoffe, dass alles so bleibt, denn mit Besuchern ins Bergwerk zu fahren, macht wesentlich mehr Spaß!"

ALPIN Info

Die Bergbauwelt Ridnaun Schneeberg ist von Ende März bis Anfang November täglich außer montags geöffnet (feiertags und im August auch montags), Eintritt 10 Euro. Vier verschiedene Führungen werden angeboten. Bei der längsten, der Ganztagestour "Schneeberg Bergbauwelt", wandert man über die Schneebergscharte nach St. Martin am Schneeberg (5 Stunden) und fährt mit der Grubenbahn durch den 6,5 Kilometer langen Stollen zurück (35 Euro Erwachsene, Kinder 15 Euro). www.bergbaumuseum.it

Der Erlebnisweg "Erze und Kristalle", ist einer von drei Erlebniswegen im Eisacktal, dem Tal der Wege. Führungen in der BergbauWelt Schneeberg im Ridnauntal, einem der höchstgelegenen Bergwerke Europas, aber auch im Erlebnisbergwerk in Villanders erlauben es, tief in die Welt untertage einzutauchen und in Kontakt mit dem Leben der Bergknappen zu treten.

In die faszinierende Welt der Kristalle entführt das Mineralienmuseum in Teis. Das Mineralienmuseum Teis bietet einen umfassenden Überblick über Entstehung und Beschaffenheit der Kristalle, die man in dieser Dolomitenlandschaft findet, zeigt aber auch Mineralien aus anderen regionen. Besonders berühmt sind jedoch die Teiser Kugeln: in ihrem Inneren befindet sich ein Hohlraum, in dem sich sich bis zu sieben verschiedenen Mineralien und Kristalle verbergen, farbenprächtig und glänzend.

Informationen zu den Erlebnisweg "Erze und Kristalle" hier: eisacktal.com

Alle Fotos von Dietmar Denger. Auf Facebook: https://www.facebook.com/fotografiedietmardenger

0 Kommentare

Kommentar schreiben