Zahlreiche Expeditionen abgesagt

Saison am Mount Everest in Gefahr

16 Sherpas kamen vor einem Jahr bei einer Lawine am Mount Everest ums Leben. Da die nepalesische Regierung die Genehmigungen für Bergsteiger, die damals umgekehrt waren, noch nicht verlängert hat, droht nun die nächste Saison zu scheitern.

Mount Everest Base Camp
© Picture Alliance / Empics

Kurz vor Beginn der Hauptsaison am Mount Everest (April bis Mai) haben laut Spiegel Online Bergsteiger aus aller Welt noch keine Genehmigungen aus Nepal erhalten. Das mache die Planung sehr schwierig, erklärte Russell Brice vom britischen Expeditionsteam Himalayan Experience. Denn es dauert mehrere Monate, sich auf die Besteigung des höchsten Berges der Welt vorzubereiten. Damit hängt die diesjährige Saison in der Schwebe.

Im vergangenen Jahr starben 16 Nepalesen bei einer Eislawine am Mount Everest. Nach den Trauertagen kam es im Basislager zu Diskussionen und Drohungen - daraufhin brachen alle Teams die Expedition ab. Viele der rund 250 Bergsteiger wollen es in diesem Jahr noch einmal versuchen, berichtet der Spiegel weiter. Die Regierung in Kathmandu versprach ihnen, die Tausende Euro teuren Genehmigungen auf fünf Jahre zu verlängern. Das sei allerdings noch nicht geschehen.

"Es ist auch unklar, ob die Verlängerung für jeden Bergsteiger einzeln gelten wird oder nur für das ganze Team", sagte Baral Kaju, Manager von Asian Trekking, gegenüber dem Spiegel. Bisher hätten sich nur sechs ausländische Bergsteiger erneut angemeldet. Das zuständige Ministerium hüllte sich weiter in Schweigen, ob diese dann ohne die fehlenden Mitglieder aufsteigen können. "Uns wurde gesagt, das Kabinett entscheide. Wir warten."

Existenzbedrohend für die Sherpa

Existenzbedrohend sei die Lage laut Spiegel für die Sherpa, die Führer und Träger am Mount Everest stellen. Viele von ihnen hätten zwar nach dem Lawinenunglück zunächst entschieden, den gefährlichen Job nicht mehr ausüben zu wollen. Allerdings gebe es für sie kaum Alternativen, daher warten sie nun auf die Expeditionen. Falls die aktuelle Saison jedoch tatsächlich ausfallen sollte, würden hunderten Sherpas ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen können.

Keine einzige neue Expedition habe bisher eine Genehmigung beantragt, ist in der "Nepali Times" zu lesen. Krishna Aryal vom Veranstalterverband EOA sagte, dass die Verzögerung durch die Regierung schon jetzt Auswirkungen auf die Tourismusindustrie habe. So seien Hotels und Flüge storniert, gebuchte Träger wieder entlassen worden.

"Je länger die Regierung für die Entscheidung braucht, je mehr Expeditionen verlieren wir. Niemand ist darauf vorbereitet zu warten, sie werden einfach losgehen und den Everest von der Nordseite aus besteigen.", sagte Aryal der "Nepali Times".

Unmengen an Fäkalien und Urin

Auch die von Gipfelstürmern am Mount Everest hinterlassenen Exkremente sind laut dem Vorsitzenden der nepalesischen Bergsteigerverbands, Ang Tshering, zu einem massiven Problem geworden. Die am Everest zurückgelassenen Fäkalien würden die Umwelt verschmutzen und könnten Krankheiten verursachen, teilte Tshering gegenüber dem Spiegel mit. Bisher hätte sich die Regierung noch nicht um die Frage der Beseitigung gekümmert.

Mehr als 700 Everest-Bergsteiger und -Führer verbringen pro Saison mehrere Wochen in den vier Camps zwischen dem Basislager auf 5300 Meter Höhe und dem 8850 Meter hohen Gipfel. Im Basislager würden zwar noch Fässer in Toilettenzelten aufgestellt und anschließend von Trägern ordnungsgemäß entsorgt, aber in den höher gelegenen Camps sehe das anders aus.

"Die Kletterer graben normalerweise Löcher in den Schnee und lassen ihren Abfall dort", sagte Tshering. Die Exkremente würden sich so über die Jahre anhäufen. Er forderte die Regierung in Kathmandu auf, Bergsteiger dazu anzuhalten, ihre Hinterlassenschaften ordentlich zu beseitigen, damit der Mount Everest makellos bleibe.

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