12. Todestag der italienischen Bergsteigerlegende

Walter Bonatti: Ein Leben für das Bergsteigen

Ob Solo, im Winter, in den Alpen oder an den höchsten Bergen der Welt – Walter Bonatti definierte die Mäßstäbe in Fels und Eis neu. Dabei ist er seinen Grundsätzen immer treu geblieben. Bis zum Ende seiner "aktiven" Laufbahn 1965 konnte der Mann aus Bergamo einen Paukenschlag nach dem anderen landen. Am 13. September 2011 starb die italienische Bergsteigerlegende im Alter von 81 Jahren in Rom. Wir blicken zurück auf bedeutende Stationen eines des herausragendsten Protagonisten der Alpingeschichte des 20. Jahrhunderts.

Walter Bonatti
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Walter Bonatti: einer der besten Bergsteiger aller Zeiten

Walter Bonatti wurde am 22. Juni 1930 bei Bergamo geboren und gilt als einer der besten Bergsteiger aller Zeiten. Bereits in jungen Jahren bezwang er die schwierigsten Wände der Alpen. Zu den Highlights seiner frühen Kletterjahre gehören die Durchsteigung der Ostwand des Grand Capucin, die Nordwände der Drei Zinnen und der Walkerpfeiler der Grandes Jorasses in den Wintermonaten von 1953 und 1963. 

Im Frühjahr 1954 nahm Bonatti an der italienischen Karakorum-Expedition auf den K2 teil. Die Erstbegehung des Südwestpfeilers ("Bonatti-Pfeiler") am Petit Dru 1955 zählt zu seinen größten Erfolgen.

<p>Walter Bonatti erreicht am 22. Februar 1965 um 15:10 Uhr den Gipfel des Matthorns. Das Ereignis wurde aus einem Flugzeug fotografiert. Als erster Bergsteiger bezwang er im Alleingang im Winter die berüchtigte Nordwand.</p>

Walter Bonatti erreicht am 22. Februar 1965 um 15:10 Uhr den Gipfel des Matthorns. Das Ereignis wurde aus einem Flugzeug fotografiert. Als erster Bergsteiger bezwang er im Alleingang im Winter die berüchtigte Nordwand.

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Erstbesteigung am Gasherbrum IV, Alleingang durch die Matterhorn-Nordwand

Mit Carlo Mauri erreichte Bonatti 1958 den bis dahin noch unbestiegenen Gipfel des Gasherbrum IV (7.925 m) in Pakistan. Im Winter 1965 durchstieg er in einem beeindruckenden Alleingang auf eigener Route die Matterhorn-Nordwand.

Tragisches Unglück am Mont Blanc

Im Juli 1961 verlor er am zentralen Frêney-Pfeiler (Mont Blanc) bei einem Unglück infolge eines Wettersturzes vier Bergkameraden. Beim Abstieg nach dem Unwetter starben Pierre Kohlmann, Robert Guillaume, Andrea Oggioni und Antoine Vieille an Erschöpfung und Unterkühlung. Nur Bonatti, Roberto Gallieni und Pierre Mazeaud überlebten die Tragödie.

<p>Bonatti und die zwei anderen Überlebenden des Matterhorn-Unglücks</p>

Bonatti und die zwei anderen Überlebenden des Matterhorn-Unglücks

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Auch nach seinem offiziellen "Abschied" vom extremen Alpinismus war Bonatti weiterhin im Gebirge und in entlegenen Gegenden weltweit unterwegs. Zwischen 1965 und 1979 verfasste er Fotoreportagen für die Wochenzeitschrift "Epoca" und das Monatsmagazin "Bild der Zeit".

2009 wurde Walter Bonatti für sein Lebenswerk mit dem "Piolet d'Or" ausgezeichnet. 

<p>Bonatti: Medienrummel nach seiner Matterhorn-Winterbesteigung.</p>

Bonatti: Medienrummel nach seiner Matterhorn-Winterbesteigung.

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Walter Bonatti – Stationen aus einem bewegten Leben

1930: Walter Bonatti wird in Bergamo geboren.

1948: Erste Kletterei in den Grigne bei Lecco.

1949: Bonatti wiederholt extremste Touren (Walker-Pfeiler, Westwand der Aig. Noire de Peuterey).

1951: Erstbegehung der Ostwand des Grand Capucin mit Luciano Ghigo.

1954: Italienische K 2-Expedition, bei der Achille Compagnoni und Lino Lacedelli den Gipfel erstmals erreichen und Bonatti mit Hochträger Mahdi ein Biwak auf ca. 8100 m ohne geeignete Ausrüstung übersteht.

1955: Erste Skidurchquerung der Alpen und seine spektakulärste Erstbegehung: Petit Dru-SW-Pfeiler im Alleingang.

1958: Erstbesteigung des Gasherbrum IV (7925 m) mit Carlo Mauri.

1961: Erstbesteigung des Nevado Rondoy Norte und Tragödie am Frêney-Pfeiler, an dem vier von sieben Alpinisten beim Rückzug vom Erstbegehungsversuch im Sturm sterben; nur Bonatti, Mazeaud und Gallieni überleben.

1962: Erstbegehung Pilier d’Angle-Nordwand.

<p>Der italienische Bergsteiger Walter Bonatti im Jahr 1963 nach seinem gescheiterten Versuch, die Eiger-Nordwand im Alleingang zu bezwingen.</p>

Der italienische Bergsteiger Walter Bonatti im Jahr 1963 nach seinem gescheiterten Versuch, die Eiger-Nordwand im Alleingang zu bezwingen.

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1963: Erste Winterbegehung der Grandes-Jorasses-Nordwand über den Walker-Pfeiler mit Cosimo Zappelli.

1964: Erstbegehung des Whymper-Pfeilers in der Nordwand der Grandes Jorasses mit Michel Vaucher.

1965: Bonatti schließt 15 Jahre extremes Bergsteigen ab: Allein, auf neuer Route durchsteigt er die Matterhorn-Nordwand im Winter.

1965 bis 1979: Als Fotoreporter für die Zeitschrift „Epoca“ bereist Bonatti die wildesten Winkel der Erde.

1980: Bonatti zieht sich zurück; er schreibt Bücher (bis heute rund 20) und hält Vorträge.

2009: Bonatti wird mit dem "Piolet d'Or" für sein alpinistisches "Lebenswerk" ausgezeichnet.

2011: Walter Bonatti stirbt nach Krankheit im Alter von 81 Jahren in einem Krankenhaus in Rom.

<p>Walter Bonatti bei einem seiner Vorträge.</p>

Walter Bonatti bei einem seiner Vorträge.

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Respekt von Reinhold Messner

Reinhold Messner schreibt 1974 in seinem Buch "Die Extremen": "Walter Bonatti war für volle zehn Jahre der beste Bergsteiger der Welt. Bei ihm sind es nicht allein die außergewöhnlichen alpinen Taten zwischen dem K2 und dem Gasherbrum IV, dem Rondoi-Nord und dem Cerro Torre sondern vor allem seine Einstellung zum Alpinismus, die ihn aus der Zahl der Spitzenbergsteiger hervortreten lassen."

Text von Holger Rupprecht

1 Kommentar

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etna

Für mich einer der ganz Großen.

Sein Buch "Berge - meine Berge" ist ein Klassiker. Ein Bergsteiger der alten Schule. Ein wahrer Alpinist, ein Abenteurer, ein Grenzgänger.

Einer der Besten, bis heute.