Hochtour - Bernina Gruppe

Hochtour über den Biancograt auf den Piz Bernina in der Berninagruppe

Die Himmelsleiter

In einer gleichmäßig ansteigenden Linie geht es am Firngrat aufwärts. Der Biancograt führt dich auf den höchsten Punkt der Ostalpen, den Piz Bernina (4048 m).

Piz Bernina - Biancograt Übersichtsbild
© Stefan Stadler
  • Tourdaten
  • Anreise
  • Literatur
Hochtour, schwer Schweiz
Dauer 10:45 Std.
Strecke 5,50 km
Aufstieg 1500 Hm
Abstieg 450 Hm
Höchster Punkt 4048 Hm
Tiefster Punkt 2583 Hm
Bewertung
Kondition
Erlebniswert
Landschaft
Gefahrenpot.
Exposition
N O S W
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Beste Zeit

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  • Dez
Quelle: ALPIN - Das Bergmagazin.
Autor: Stefan Stadler

Tourbeschreibung

Schritt für Schritt setzt du die Steigeisen in den Firn. Stufe um Stufe geht es mühsam aufwärts. Also hoffentlich gibt es Stufen im Firn – denn bei Blankeis ist die Tour nicht zu empfehlen. Der Blick zurück zeigt dir, dass du oberhalb der Haifischflosse schon ordentlich an Höhe gewonnen hast. Links und rechts neben dir bricht es steil ab. Du schaust wieder nach oben und kannst kein Ende der Leiter erkennen. Sie führt steil aufwärts und verliert sich im stahlblauen Himmel. Der oft verwendete Begriff „Himmelsleiter“ könnte für den schönsten Firngrat der Alpen nicht passender sein! Vom Piz Bianco weg überkletterst du auf Granit im stetigen Auf und Ab mehrere Felstürme. Es ist noch mal luftiger als am weißen Grat und dann erreichst du über Blockgelände den Piz Bernina. Der Abstieg ist etwas leichter, fordert aber immer noch deine gesamte Aufmerksamkeit. Einige Abseilfahrten bringen dich endlich in flacheres Gelände und dann läufst du glücklich und zufrieden im Rifugio Marco e Rosa ein.

Wegbeschreibung

Zustieg: Wir starten von der Tschiervahütte und gehen in Serpentinen den steilen Hang aufwärts (nicht flach den alten Weg bzw. den Weg zum Piz Roseg). An die Felsen angebrachte Katzenaugen helfen uns bei der Orientierung im Dunkeln. Nach der zweiten Kette zweigt der Weg zum Piz Morteratsch aufwärts ab. Wir gehen aber fortan immer querend in südöstlicher Richtung (rechts). Im Zweifel halten wir uns immer flach und der Pfad führt uns auch mehrfach ein kurzes Stück bergab. Es sind auch einige Male leichte, aber exponierte Kletterstellen zu bewältigen. Wir betreten den Rand des hier mit Schutt bedeckten Vadret da Tschierva. Eine links stehende Felswand umgehen wir in einem Bogen und erst nach dieser halten wir uns links, um im plattigen Fels auf den oberen Teil des Gletschers zu gelangen (Steinmänner). Der Gletscher ist mit circa 20 Grad nicht steil, hat aber einige Spalten. Links (nördlich) des Bergschrundes – soweit dieser noch vorhanden ist – befindet sich der Übergang auf den Fels (3270 m). Je nach Verhältnissen kann die Randkluft, beziehungsweise die folgenden abgeschliffenen Felsen, die Schlüsselstelle der Tour darstellen (III oder evtl. auch schwieriger). Es gibt zwei Leitern mit Trittbügeln, von der es die günstigere zu wählen gilt. Bei guten Bedingungen und entsprechenden Eiskletterfertigkeiten kann über den Bergschrund hinweg im 45 Grad steilen Firn und Eis direkt in die Fuorcla Prievlusa geklettert werden.

Tour: Der Anstieg über die versicherten Felsen bis zur Fuorcla Prievlusa ist ohne Schwierigkeiten. Die weitere Kletterei über die Felsen folgt der logischen Linie. Am Anfang wird deutlich auf die Westseite (rechts) ausgewichen, dann aber verlassen wir die Gratkante nur noch wenig. An einer schottrigen Flachstelle kann bei entsprechend guten Firnbedingungen der letzte Zapfen östlich (links) umgangen werden. Bis hierher ist die Absicherung mit soliden Haken gut. Wenn wir weiterhin am Grat klettern müssen, werden wir nur noch wenige Bolts finden. Doch mit ein paar Friends und vor allem Köpfelschlingen sind gute Fixpunkte anzubringen. An vorhandenen Schlingen um einen Block seilen wir uns 15 Meter ab. Die folgende Haifischflosse kann je nach Verhältnissen ebenso links (östlich) umgangen, oder eben auch problemlos im Blockgelände überklettert werden. Es folgt das Herzstück der Tour: Gleich zu Beginn wird es am weißen Grat mit 45 Grad richtig steil. Hier kann eventuell auch rechts an den Felsen und nicht an der nur schwach ausgebildeten Gratkante geklettert werden. Wir erreichen eine erste Schulter und es folgt ein flacherer Abschnitt. Eine weitere Steilstelle führt uns auf einen schärferen Firngrat. Immer an diesem entlang erreichen wir mit mehreren Bögen den Piz Bianco. In gut einer Stunde ist der berühmte Abschnitt der Tour bewältigt. Weiter geht es im Wesentlichen immer entlang der Gratkante im anhaltend exponierten Felsklettergelände. Wir überklettern im Auf und Ab mehrere Türme und erreichen so den Piz Bernina. Der Übergang vom Piz Bianco zum Piz Bernina ist weit und mühsam.

Abstieg: Entlang des Blockgrates steigen wir nach Süden ab und über eine erste Scharte erreichen wir La Spedla (I – II). Es folgt noch einmal ein kurzes Stück exponierter Firngrat. Dann wieder auf Felsen gelangen wir zu den ersten Abseilstellen mit Bohrhaken. Wenn wir an den ersten Haken vorbei noch abklettern, reicht uns eine Abseilfahrt von 25 Metern. Hier müssen wir wieder zurück auf den Grat nach rechts. Eine Kette ist uns hier auch behilflich. Ein Felsblock wird exponiert im steilen Eis östlich (links) umgangen. Über Schnee und Eis abwärts erreichen wir ein Platte, an der optional auch abgeseilt werden kann. Jetzt halten wir uns westlich (rechts) und finden die finale Abseilstelle. Wir fahren rechts haltend über eingeschneite Felsen die gesamte Seillänge ab. Dann ist es am Firn nur noch kurz steil und wir laufen gemütlich bis zum Rifugio Marco e Rosa aus.

Auf einem weniger anspruchsvollen Firngrat geht es hinunter zu den Abseilstellen.
Auf einem weniger anspruchsvollen Firngrat geht es hinunter zu den Abseilstellen.
© Stefan Stadler

Sicherheitshinweise

Es ist nicht ungewöhnlich, dass zur empfohlenen Jahreszeit, früh in der Saison, die Felsen noch mit Schnee und Eis bedeckt sind. Daher müssen die geforderten Schwierigkeiten auch sicher und zügig mit Steigeisen geklettert werden können.

Hochtouren: Auf Gletschern sicher unterwegs.

Unsere Haftung für Inhalte findet Ihr hier.

Ausrüstung

Vollständige Hochtourenausrüstung. Insbesondere 50-m-Einfachseil, 4 Exen, davon 2 alpin, Satz Keile und/oder Friends 0,4 - 1, 4 Schlingen.

Das darf bei keiner Hochtour fehlen: die ALPIN-Checkliste Hochtour.

Gutes Schuhwerk ist Pflicht für eine Hochtour. Geeignete Schuhe im ALPIN-Test findet Ihr hier.

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Alles was Euch noch für diese Tour fehlt, gibt es im ALPIN-Shop.

Dem vielseitigen Alpinisten lege ich folgende Kombination ans Herz: Piz Roseg Eselsgrat, Biancograt, Piz Palü Überschreitung, Piz Palü Ostpfeiler.

Tipp des Autors Stefan Stadler

Weitere Infos und Links

INFO

Pontresina Tourist Information, CH-7540 Pontresina, Tel. +41 81 8388300, pontresina.ch

 

TALORT
Pontresina, 1805 m.

 

HÜTTEN
Tschiervahütte, 2583 m, SAC Bernina, von Juni bis September bewirtschaftet, 3 Std. vom Bahnhof Pontresina, Tel. +41 81 8426391, tschierva.ch
R
ifugio Marco e Rosa, 3597 m, CAI Sezione Valtellinese, von April bis September bewirtschaftet, Tel. Hütte +39 0342 515370, mobil +39 347 2563096, rifugi.lombardia.it/en/sondrio/lanzada/hut-marco-e-rosa.html

 

BERGFÜHRER
Bergsteigerschule Pontresina, Via Maistra 163, CH-7504 Pontresina, Tel. +41 81 8428282, bergsteiger-pontresina.ch

 

GEHZEITEN

Tschiervahütte - Biancograt - Piz Bernina 8:45 Std.,
Piz Bernina - Rifugio Marco e Rosa 2 Std.

 

Viele wertvolle Informationen von meinen Touren findet ihr auf meiner Homepage. Meine aktuellen Touren poste ich auf meine Facebook-Seite.

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