Auf Ski unterwegs in Vorarlberg

Skitour auf den Widderstein

Der Widderstein in Vorarlberg im westlichen Österreich ist der höchste Berg der Untergruppe der südöstlichen Walsertaler Berge. ALPIN-Redakteur Olaf Perwitzschky wagte die nicht ganz leichte Tour und brachte euch alle Infos mit.

Unterwegs in Vorarlberg:
© Picture Alliance

Skitour auf den Widderstein: Friedlich nur zu Beginn

Endlich habe ich es einmal geschafft, den Widderstein mit Ski zu machen. Schon Jahre führen wir gegenüber im Skigebiet mit Blick auf den Widderstein unseren Skitest durch – auf der harmlosen Seite des Hochtannbergpasses. Auch die andere Seite gibt sich erst einmal harmlos.

Auf den ersten 300 Höhenmetern liegen die weiten Flächen, durchzogen von ein paar Gräben, noch recht "friedlich" da. Dann kommt der Klotz. Steil und unnahbar steht der Große Widderstein über dem Hochtannbergpass. Dass er mit Ski machbar sein soll, ist fast nicht zu glauben. Aber bei guten Verhältnissen kann man mit Ski fast bis auf den Gipfel steigen. So steht es im Führer.

Jedes Jahr haben wir uns die Rinne, die den Zustieg bildet, angesehen. Aus dem Skigebiet gegenüber. Und wie es immer so ist: Von gegenüber sehen die Hänge noch steiler aus. Wollen wir da wirklich rauf? Aber diese Frage stellte sich nie konkret. Denn die vorherrschenden Verhältnisse haben den Widderstein nie zugelassen.

Lawinenunglück nur wenige Tage vor der Tour

Dieses Jahr aber sollte es klappen. Allerdings mit einem tragischen Vorspiel. Vier Tage, bevor wir zum Widderstein wollten, hat es dort ein Lawinenunglück gegeben. Ein Alleingeher ist in einer Lawine, die sich in den Gipfelbereichen gelöst hat, durch die Rinne gespült worden. Er hatte keine Chance, lag metertief verschüttet (mit ausgeschaltetem LVS-Gerät im Rucksack).

Stundenlang haben die Rettungskräfte gesucht, bis sie ihn gefunden haben. In in den vier Tagen seit der Lawine hatte es weder kräftigen Wind noch Neuschnee gegeben. Die weiten Hänge oberhalb der Straße sind ideal, um auf Betriebstemperatur zu kommen.

Am Ende der Hänge quert man unter den felsigen Bastionen des Widderstein entlang, um an den Beginn der Rinne zu gelangen, die steil aber direkt zum Gipfelgrat leitet. Am "Einstieg" legen wir Harscheisen an. Die Lawine von vor vier Tagen hat allen losen Schnee rausgespült. Harte Schneeverhältnisse erwarten uns also.

Eindrücke von der Skitour auf den Widderstein findet ihr in der Bildergalerie:

Steile Rinnen und ausgesetzte Passagen bis zum Grat

Dann der Einstieg in die Rinne. Es ist hart, aber griffig. Konzentriertes Gehen ist angesagt, gerade unten muss man viele Spitzkehren machen. Ein kleines Stück weiter oben darf man dann tunlichst nicht ausrutschen, denn man quert oberhalb eines Felsriegels, um etwas später wieder in den Grund der Rinne zu gelangen. Ein Rutscher hätte hier einen Freiflug zur Folge.

<p>Der Widderstein eingebettet ins Vorarlberger Bergpanorama.</p>

Der Widderstein eingebettet ins Vorarlberger Bergpanorama.

© IMAGO / Pond5 Images

Im Mittelteil müssen wir kurz die Ski ausziehen und Steigeisen anlegen. Es würde auch mit Ski gehen, aber wir haben nicht den Ehrgeiz, auf Ski unsicher hoch zu eiern. Dann doch lieber sicher gehen. Für den Gipfelhang kommen die Ski wieder unter die Füße.

Wir sehen genau die Anrisskante des Schneebretts von vor vier Tagen. Massen von Schnee müssen da durch die Rinne geschossen sein. Wir traversieren den Hang und stehen fast unvermittelt am Grat, schauen hinunter ins Kleine Walsertal. Noch wenige Meter geht es mit Ski weiter, bevor wir sie zurücklassen.

Gipfelglück und Abfahrt vom Widderstein

Keine fünf Minuten später stehen wir zu Fuß auf dem Gipfel. Nebel umwabert uns. Es ist recht warm, die Sonne steht dicht hinter den Wolken. Das Gipfelkreuz liegt wie gefällt auf dem Boden. Ob der Tourengeher vor vier Tagen auf dem Gipfel war? Eher nicht. Ich denke, er hat das Schneebrett im Gipfelhang selbst ausgelöst. Spuren sind hier oben keine.

Wir hoffen für die Abfahrt auf bessere Sicht. Aber irgendwie will die Sonne nicht. Also doch im Nebel hinunter. Naja, zumindest verfahren kann man sich nicht. Allerdings wäre es in dem Gelände und bei der Steilheit auch nicht schlecht, wenn man etwas sehen würde. So fahren wir relativ vorsichtig so weit runter, bis wir halbwegs Sicht haben.

<p>Mystisch: Der Gipfel des Widderstein im Nebel</p>

Mystisch: Der Gipfel des Widderstein im Nebel

© IMAGO / imagebroker

Die Abfahrt ist wirklich schön und kommt uns gar nicht so steil vor – sicherlich auch wegen der schlechten Sicht. Nebel hat also auch seine Vorteile. Auf der anderen Seite sind die harten Verhältnisse jetzt ideal. So erreichen wir ohne Zwischenfälle die weiten Hänge unterhalb des Widdersteins.

Hier haben die Sonne und die Wärme ganze Arbeit geleistet. Der Harschdeckel trägt nicht mehr. Vorbei der Spaß. Aber wir sind uns einig: Der Widderstein ist bei den richtigen Bedingungen eine geile Tour!

Diese Hütten eignen sich perfekt für ein Skitourenwochenende in den Bergen:

Auf einen Blick: Die Skitour auf den Widderstein (2533 m)

  • Schwierigkeit: Skitour, schwer (steiler Anstieg und ebenso steile Abfahrt bis ca. 45 Grad über längere Strecken).

  • Höhenmeter: 860 Hm

  • Gesamtzeit: Auf- und Abstieg insg. 3 bis 4 Std.

  • Route: Die Route ist schon vom Hochtannbergpass bzw. vom Hotel einzusehen. Über die weiten Hänge geht es östlich des deutlich sichtbaren, großen Grabens zum Fuße des Widderstein. Vor der Widdersteinhütte wendet man sich in Richtung der markanten, steilen Rinne, die vom Gipfel des Widderstein herunter zieht. Die Rinne wird je nach Schneelage unterschiedlich begangen, der Gipfelhang wird meist nach links (in Aufstiegsrichtung) gequert und bald der Grat erreicht. Über den Grat anfangs noch mit Ski, später je nach Schneelage zu Fuß in wenigen Minuten zum Gipfel. Abfahrt: Abfahrt wie Aufstieg. Wem knapp 900 Höhenmeter zu wenig sind, der kann noch die Ostflanke des Widderstein dran hängen. Die endet aber nicht am Gipfel, sondern an Felsbändern.

Wie ihr das Gehen mit Harscheisen perfektioniert, verraten wir euch in dieser Bildergalerie:

Infos zu Bergführer, Literatur und Karte

  • Anreise: Entweder aus dem Rheintal/Vorarlberg über Schoppernau und Schröcken zum Hochtannbergpass oder aber über Füssen und Reutte/ Tirol durchs Lechtal nach Warth und weiter zum Hochtannbergpass.

  • Infowarth-schroecken.at

  • Unterkunft/Bergführer: Das Hotel Adler liegt genau am Ausgangspunkt der Tour und eignet sich damit ideal als Stützpunkt für den Widderstein. Zudem ist der Besitzer Markus Strolz Bergführer und kennt die Verhältnisse an "seinem" persönlichen Hausberg perfekt. Hotel Adler am Hochtannbergpass, www.hoteladler.at

  • Beste Jahreszeit: März/April.

  • Führer & Karte: Dieter Elsner, Michael Seifert: Skitouren und Skibergsteigen Lechtal, Panico Alpin Verlag, 2004; Topografische Karte des Bayerischen Landesvermessungsamtes, Allgäuer Alpen, 1: 50 000.

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Text von Olaf Perwitzschky

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