Schritt für Schritt auf die "Mütze"

Über den Normalweg auf die Große Bischofsmütze am Dachstein

Selten ragt ein Gipfel so schroff und elegant empor. Acht Seillängen führen durch die Mützenschlucht in den siebten Kletterhimmel. Die "Mütze" ist eine eher leichte, jedoch ziemlich alpine Klettertour. Wer sich den oberen dritten Grad im Vorstieg nicht zutraut, bucht besser eine:n Bergführer:in.

Acht Seillängen führen durch die Mützenschlucht in den siebten Kletterhimmel.
© Günter Kast

Über die Große Bischofsmütze

Es gibt Berge, die stehen wie Ausrufezeichen in der Landschaft. Oft sind es die höchsten eines Massivs. Die Große Bischofsmütze passt nicht ganz in dieses Schema. Mit 2458 Metern ist sie gut 500 Meter niedriger als der Hohe Dachstein, der nur einen Steinwurf weiter östlich in den Himmel ragt. Allerdings: Im Gosaukamm ist die "Mütze" tatsächlich die Nummer eins. Der Doppelgipfel hoch über Filzmoos überzeugt vor allem durch seine eleganten Formen. 

Diese sind allerdings in Gefahr. Mehrfach gab es hier kapitale Felsstürze: Im Herbst 1993 rauschten Zehntausende Kubikmeter Gestein in die Tiefe, mehrere klassische Kletterrouten in der Ost- und Südwand gingen verloren. Der Grund: Harter Dachsteinkalk trifft auf weichen Dolomit und sorgt für ein instabiles Fundament. Der Erosionsprozess wird inzwischen mit Hilfe von Messpunkten in den Wänden in Echtzeit verfolgt.

Kletterparadies: Die Hofpürglhütte

Und natürlich auch von Heinz Sudra, seit 18 Jahren Pächter der Hofpürglhütte eine Etage tiefer. Der Chemiker und Bergführer aus Oberösterreich stand mit 18 erstmals auf der "Mütze" – ohne das Seil auszupacken. Für den Spitzenkletterer ist der Normalweg ein Klacks. Er hat es gern steil und schwierig. In der Fels­arena oberhalb der Hütte richtete er einen der größten Klettergärten im Salzburger Land ein.

Entsprechend beliebt ist das Schutzhaus für Ausbildungen und Kurse. Abschlusstour ist der Normalweg auf die "Mütze". In acht Seillängen geht es zuerst durch die Mützenschlucht, dann etwas luftiger zum Gipfel, stets gut abgesichert und den oberen dritten Grad nie übersteigend. Genuss pur.

Schritt für Schritt durch die Schlüsselstellen der Tour auf die Große Bischofsmütze geht's in unserer Bildergalerie:

Große Bischofsmütze über den Normalweg: Alle Infos zur Tour

Der 1879 von den beiden Johanns (Schrempf und Steiner) erstbestiegene Berg mit dem Doppelgipfel zerbröselt langsam, aber sicher. Lange steckte ein garagengroßer Klemmblock in der Mützenschlucht. Der Engpass war die Schlüsselstelle der Tour. Als ein rund dreiviertel Kubikmeter großer Stein darüber ausaperte, drohte ein Dominoeffekt, der Klemmblock hing am seidenen Faden. Die Route wurde daraufhin gesperrt und erst wieder freigegeben, nachdem der Block 2019 gesprengt worden war.

Hier findet ihr alle Infos zur Tour auf die Große Bischofsmütze über den Normalweg:

  • Schwierigkeit: Klettertour, mittel, III+

  • Dauer: 7:45 Std.

  • Höhenmeter: 1100 Hm im Auf- und Abstieg

  • Route: An der Aualm dem Wegweiser "Hofpürglhütte" folgen. In der Nähe der Hütte, beim großen Wegweiser am Viehzaun, zweigt der nicht angeschriebene und nicht markierte Pfad zur "Mütze" ab. Leicht ansteigend geht es Richtung Schneekar. Dabei muss zweimal ein tiefer Erosionsgraben überwunden werden, eine felsige Steilstufe führt (etwas anspruchsvoller) auf die nächste Geländestufe. In dieser Geröllwüste erkennt man ein Steiglein, das steil nach oben führt zum nordöstlichen Ausläufer der Kamplbrunnspitze, wo auf 2140 Metern ein grünes "A" auf einen Felsen gepinselt ist. Man folgt nun den grünen Punkten, quert das Eiskar, und überwindet zwei Steilstufen (I-II), um in die Südschlucht zu gelangen (steiles Schneefeld im Frühjahr). Steinschlaggefahr, spätestens hier Helm aufsetzen! Bis zur Mützenscharte sind nun fünf Seillängen zu meistern, die nie den oberen dritten Grad übersteigen. Bei Nässe und Vereisung kann sich das aber durchaus anspruchsvoller anfühlen. Nach der Scharte, die den Blick nach Norden freigibt, folgen zwei weitere Seillängen im III. Grad, die luftiger und ausgesetzter, aber insgesamt eher einfacher sind. Dann legt sich die Flanke zurück (I-II) und man steigt an der Westseite der Bischofsmütze genussvoll bis zum Gipfelkreuz. Bohrhaken bieten auch hier Orientierung.

  • Gehzeiten: Aualm – Hofpürglhütte 0:45 Std., Hofpürglhütte -  Grünes "A" nahe Kamplbrunnspitze 1 Std., Grünes "A"– Einstieg Mützenschlucht 0:30 Std. Einstieg – Mützenscharte: 1:25 Std., Mützenscharte – Gipfel: 0:45 Std., Gipfel – Ende Mützenschlucht 1:25 Std. Ende Mützenschlucht – Hofpürglhütte: 1:25 Std., Hofpürglhütte - Aualm 0:30 Std.

  • Hütte: Hofpürglhütte, DAV Sektion Linz, Anfang Juni bis Anfang Oktober, alpenverein.at/hofpuerglhuette/

  • Info: Filzmoos Tourismus, Dorfstr. 12, A-5532 Filzmoos, filzmoos.at

  • Beste Zeit: Juli bis September

  • Ausgangspunkt: "Ålmi"-Haltestelle Aualm, 1366 m.

  • Talort: Filzmoos, 1057 m.

  • Karte/Literatur: Freytag & Berndt: WK 281 "Dachstein-Ausseer Land-Filzmoos-Ramsau"; Axel Jentzsch-Rabl/Andreas Jentzsch: "Klettern im leichten Fels", Alpinverlag 2021.

  • Bergführer: Filzmoos Alpin, Edi Vierthaler, Tel. +43 664 2136378, E-Mail: info@filzmoosalpin.at

  • Ausrüstung: Vollständige Kletterausrüstung: 50-Meter-Einfachseil, sieben Expressschlingen, Schraubkarabiner, Abseilgerät, lange Bandschlinge, Prusik-Schlinge, Helm, im Frühsommer zusätzlich Steigeisen und Pickel nötig. Die Absicherung in der Tour ist alpin!

Text von Günter Kast

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georg.schipek@liwest.at

Früher mal war der "Normalweg" auf die Bischofsmütze mit II+ bewertet. Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre ...