Nervenkitzel über Österreichs tiefstem See

Rassig: Die Traunstein-Überschreitung

Über 1200 Meter stürzen seine Felsflanken fast senkrecht in den tiefsten See Österreichs. Kaum vorstellbar, dass es Steige gibt durch diese Mauern! In Bildern und Schritt für Schritt über den Traunstein.

Grandiose Herbsttour über dem Traunsee: Die Traunstein-Überschreitung.
© Iris Kürschner

Der Traunstein: Tourenbeschreibung

Als Koloss wacht er über dem Traunsee. So beeindruckend, dass man ihn gar in einer Karte des Erzherzogtums ob der Enns von 1542 als "mons altissimus", als höchsten Berg des Landes bezeichnete. Der Traunstein. Seine Lage zwischen Flachland und Gebirge lässt ihn größer erscheinen als er ist und macht ihn zum unwiderstehlichen Anziehungspunkt des Salzkammergutes.

<p>Der Traunstein mit dem Traunsee zu Füßen.</p>

Der Traunstein mit dem Traunsee zu Füßen.

© Iris Kürschner

Er ist gerade einmal 1691 Meter hoch, doch seine schroffen Felsflanken zeigen alpinistisches Kaliber! Zwei historische Steige, der Hernler-Steig und der Naturfreundesteig, wetteifern um die abenteuerlichste Streckenführung. Nicht allzu schwer, aber konditions- und konzentrationsfordernd. Drahtseile, Eisentritte und Leitern helfen über heikle Stellen.

Beide Steige lassen sich zu einer spannenden Überschreitung verbinden. Werden der Pfad durch die Kaltenbachwildnis und der Miesweg noch mit einbezogen, ergibt sich eine fulminante Runde mit mediterranem Touch. Und das Beste: Oben kann man in zwei besonders schönen Hütten übernachten, und so den Sonnenauf- bzw. -untergang über dem Salzkammergut gebührend genießen. 

Traunstein-Überschreitung: Gmundner Hütte und Traunsteinhaus

Die Qual der Wahl: Die urige Gmundner Hütte thront zwar fast am höchsten Punkt und offeriert damit mehr Rundumschau. Doch beim etwas tiefer gelegenen, komfortableren Traunsteinhaus hängt die Terrasse quasi über dem Abgrund. Von dort fällt der Blick spektakulär direkt in den See, den schon die alten Römer aufgrund seiner Schönheit „lacus felix“, den glücklichen See nannten.

Weiterer Pluspunkt der Traunstein-Überschreitung: Die Tour lässt sich schon früh oder noch spät im Jahr begehen – und vielleicht sogar dank immer wärmerer Winter bald ganzjährig! 

Bergsteigen mit Seeblick – wir begleiten euch Schritt für Schritt über den Traunstein

Die Traunstein-Überschreitung: Toureninfos

Steil & rassig! Mit Felsdramatik, Seetiefblicken und klettersteigähnlichen Abschnitten. Unser Tipp: Unbedingt auf 2 Tage verteilen!

  • Schwierigkeitsgrad: mittel

  • Dauer: 2 Tage (auch als Tagestour möglich)

  • Höhenmeter: 1350 hm

  • Beste Zeit: Mai – November.

  • Talort: Gmunden (440m)

  • Ausgangspunkt: Hois’n Wirt am Ostufer des Traunsees, 426m.

  • Route: Links neben dem Hois’n- Wirt hinauf Ri. Kaltenbachwildnis und ins Felsenlabyrinth (¾ Std.). Zwischen Nadeln und Türmen hindurch auf eine Anhöhe. Kurz absteigen, dann links auf den Hernler-Steig und zur Gmundner Hütte. Abstecher zum Gipfelkreuz und an der Hütte vorbei zum Traunsteinhaus. Abstieg über den Naturfreundesteig zum See und auf dem Miesweg am Wasser entlang über die Jausenstation Moaristidl zurück zum Hois‘n Wirt.

<p>Eine steile Schrofenpartie verliert dank einer Folge von Leitern ihren Schrecken.</p>

Eine steile Schrofenpartie verliert dank einer Folge von Leitern ihren Schrecken.

© Iris Kürschner

Gipfeltour auf den Traunstein: Alle Infos

  • Info: Ferienregion Traunsee, Toscanapark 1, A-4810 Gmunden, Tel. 43 7612 64305, traunsee.salzkammergut.at

  • Anreise: Per Zug über Salzburg nach Gmunden. Vom Rathausplatz per Elektro Shuttle (Mai / Juni / September nur am WE, Juli / August tgl.) zum Hois’n Wirt. Oder per Bahn nach Ebensee und mit dem Schiff zum Hois’n Wirt. Mit dem Auto auf der A 8 nach Salzburg, weiter auf der A 1 bis Regau, dann B 145 und Umfahrung Gmunden Nord zur B 120 und B 144 Ri. Traunsee Ostufer. Zuletzt über die Traunsteinstraße zum Hois’n Wirt.

  • Hütten: Gmundner Hütte, 1665 m, ÖAV, Mai bis Oktober, Tel. 43 699 12643190, gmundnerhuette.at; Traunsteinhaus, 1575 m, Naturfreunde Österreich, Mai bis Oktober, Tel. 43 7612 65010, traunsteinhaus.at

  • Literatur: Franz Hauleitner: Wanderführer Salzkammergut Ost, Bergverlag Rother, 2013; Axel Jentzsch-Rabl, Andreas Jentzsch, Dieter Wissekal: Klettersteigführer Österreich, Alpinverlag, 2015.

  • Karten: Kompass-Karte, 1: 50 000, Blatt 18, Nördliches Salzkammergut und 19, Almtal / Totes Gebirge.

  • ALPIN-Tipp: Dem Traunstein als Kalkstock fehlt Wasser. Nur auf den beiden Gipfelhütten kann aufgefüllt werden. Am besten 1 ½ bis 2 Liter für den Aufstieg mitnehmen. Als angenehme Unterkunft vor oder nach der Tour empfiehlt sich der Hois’n Wirt mit feiner Fischküche und Seeterrasse, Tel. 43 7612 77333, hoisnwirt.at; Hois’n bedeutet übrigens Halse, eine Wechselstation, wo einst die von Ebensee herbeigeruderten Salzboote von Pferdegespannen übernommen und bis Gmunden gezogen wurden.

  • Ausrüstung: Wanderausrüstung. ACHTUNG: Es handelt sich bei Hernler- und Naturfreundesteig um einfache Klettersteige (A/B) mit hohem Geh- und Wanderanteil und einigen versicherten Stellen, die von Geübten ohne Klettersteig-Set begangen werden können. Ein Helm ist empfehlenswert! Für Anfänger und Kinder sind Klettersteigausrüstung und Helm Pflicht! Für alle gilt: Reichlich Trinkwasser einpacken, denn die Steige sind lang und bei Sonne aufgeheizt.

  • GPS-Track: Die Traunstein-Überschreitung

Text von Iris Kürschner

0 Kommentare

Kommentar schreiben