Wolle oder Synthetik, für welches Material soll man sich entscheiden?
Gesa Van den Kerkhoff: Das ist immer eine persönliche Entscheidung und Geschmackssache. Beide Materialien haben ihre Vor- und Nachteile. Die Wahl ist natürlich auch abhängig von der sportlichen Aktivität. Wolle ist generell sehr klimaregulierend.
Wenn man geschwitzt hat und dann eine Pause einlegt, fängt man in Wolle nicht sofort das Frösteln an wie möglicherweise in einem Synthetikteil. Bei langen und Mehrtagestouren mit höherem Anstrengungsgrad ist Wolle wohl die bessere Wahl.
Wolle oder Kunstfaser? Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
| © picture allianceBei kurzen, schnellen Touren würde ich persönlich auf Synthetik setzen, weil es den Schweiß deutlich schneller als Wolle abtransportiert. Allerdings riecht Synthetik auch mehr als Wolle, die eine natürliche, antibakterielle Wirkung hat.
Bei Synthetikmaterialien versucht man diese Wirkung „künstlich“ zu erzeugen, etwa mit der Einspinnung von S.Café in die Faser, wo man sich den geruchshemmenden Effekt von Kaffee zunutze macht. Das ist ökologisch unbedenklich. Aber teilweise werden auch Silberionen aufgebracht, die die Geruchsbildung verhindern sollen. Das hat den Nachteil, dass sich die Silberionen auswaschen und ins Grundwasser gelangen.
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Meindl Identity Bergamo
Ein Schuh aus dem Leder eines Bio-Rinds von zertifizierten Höfen: Das gibt es in der Meindl-Identity-Linie. Und nicht nur das: Man kann anhand einer Nummer im Schuh sogar den kompletten Weg des Materials zurückverfolgen. Das Leder für die Schuhe stammt von Höfen, die nahe um den Stammsitz (und Produktionsstätte) von Meindl, Kirchanschöring, angesiedelt sind. So werden unnötige Transportwege vermieden. Der Bergamo ist ein leichter Wanderschuh für einfaches Gelände mit Lederfutter und einem Lederfußbett.
Preis: 219 Euro // meindl.de
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Viele Hersteller von Wollteilen mischen Wolle mit einer synthetischen Faser oder Tencel, das aus Eukalyptusholz gewonnen wird, biologisch abbaubar ist, und ähnliche Qualitäten wie Wolle aufweist. Wie sind diese Mischgewebe zu beurteilen?
Im Idealfall ergänzen sich die positiven Eigenschaften beider Materialien. Schnellen Feuchtigkeitstransport erreicht man durch die synthetische oder Tencel-Faser, das trockene Gefühl auf der Haut erzielt man mit der Wolle.
Ich bin der Meinung, dass Mischgewebe die optimale Lösung sind. Man muss auch bedenken, dass Wolle bezüglich der Langlebigkeit schlechter abschneidet als Synthetik.
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Guppyfriend
Der Guppyfriend ist ein kleiner, smarter Waschbeutel mit Mikroplastik-Filterfunktion. Das besonders feinporige Material fängt die mikroskopisch kleinen Mikrofasern ab, die beim Waschen aus Kunstfaser-Kleidung austreten, und verhindert so, dass sie ins Ab- und Grundwasser gelangen. Keine Sorge, die Waschwirkung wird dabei nicht gemindert, denn das Wasser kann ungehindert durch die Poren dringen. Durch den geringeren Abrieb von Fasern bleibt die Kleidung sogar länger wie neu. Außerdem reduziert die weiche Innenseite des Beutels die Bildung von unschönen Faserknötchen (Pilling). Nach dem Waschen ist vor dem Umweltschutz: Die Faserrückstände, die im Guppyfriend hängengeblieben sind, entsorgt man im Haushaltsmüll. Eine gute Idee, die leicht umzusetzen ist. Preis: 29,95 Euro; guppyfriend.com
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Pilling oder kleine Löcher sind bei reinen Wollteilen schon nach relativ kurzer Zeit keine Seltenheit. Durch die Beimischung von Synthetikfasern oder Tencel ist das Produkt langlebiger und somit auch nachhaltiger.
Kann man zwischen Wolle und Synthetik eine Ökobilanz herstellen? Welches Material ist nachhaltiger?
Wolle ist ein natürliches Produkt, an dem Tiere hängen. Artgerechte Haltung ist also ein entscheidender Faktor. Da sollte der Kunde unbedingt auf eine Zertifizierung achten. Aber man muss ganz klar sagen, dass ein fertiges Wollteil einen deutlich höheren Wasserverbrauch hat als ein Kunstfaserprodukt.
Die Schafe brauchen Wasser, die Wolle muss gewaschen werden, all das fällt bei Synthetikware weg. Auch was das Recycling betrifft, gibt es mittlerweile viele Techniken, die Kunstfasern wieder aufzubereiten. Ware aus recyceltem Polyester oder Polyamid weist somit natürlich eine bessere Ökobilanz auf als ein neues Produkt.
Wir haben nachhaltige Hardshell-Jacken für euch getestet:
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Columbia OutDry Ex Eco II Tech
© Birgit Gelder
Ausstattung / Umweltsiegel
2 große Außentaschen, keine unabhängigen Umweltsiegel
Das sagt der Hersteller
Die OutDry Ex ECO II Tech Shell ist umweltfreundlich ausgestattet, und hat viele Merkmale einer hochtechnischen Outdoor-Jacke.
Testeindruck
Die glatte Oberfläche der Outdry Ex Eco II Tech muss man mögen. Aber in Sachen wasserabweisende Eigenschaften des Außenmaterials funktioniert die Jacke super. Selbst mechanische Belastung macht der Jacke nichts aus, das Wasser perlt immer noch ab, was daran liegt, dass hier keine DWR außen aufgetragen ist, sondern die Membran (Outdry) direkt außen liegt. Etwas ungewöhnlich ist das Baumwoll-Innenfutter. Von der funktionstechnischen Seite macht das nach unserem Ermessen wenig Sinn.
Umweltaspekte
Membran zu 100% aus recyceltem Material, Innenmaterial Bio-Baumwolle, wasserfrei gefärbt.
Fazit
Eine tolle Außenseite, eine nicht ganz einleuchtende Innenseite (Baumwolle), die die Funktion der Jacke eher bremst. Wer aber gerne Naturmaterialien nahe an der Haut haben möchte und nicht viel schwitzt, ist mit der Columbia gut beraten.
- wasserabweisende Außenseite
- etwas „eckiger“ Schitt
Wolle lässt sich zwar recyceln, aber man hat einen deutlichen Einbruch der Funktion, weil beim Recyclen die Fasern stark gekürzt werden. Darüber hinaus kann man sich recycelte Wolle nicht mehr zertifizieren lassen, da die Wolle von überall herkommt und nicht gewährleistet werden kann, ob die Wolle aus artgerechter Haltung stammt.
Für mich gibt es aber trotzdem keinen klaren Gewinner. Auch hier gilt wieder die persönliche Entscheidung: Bekennende Tierschützer werden vielleicht eher auf Wolle verzichten. Wenn ich aber natürliches Material auf der Haut tragen möchte, greife ich zur Wolle.
Worauf achtet ihr bei Schöffel als Einkäufer von Woll- und Synthetikstoffen besonders?
Wir achten beim Einkauf von Wolle darauf, dass auf gar keinen Fall das Mulesing- Verfahren angewandt wurde. Verantwortungsbewusste und artgerechte Tierhaltung muss von unseren Lieferanten garantiert werden.
Dafür haben wir das Konzept der „Fünf Freiheiten“ entwickelt: Freiheit von Hunger und Durst, Freiheit von körperlichen und thermischen Beschwerden, Freiheit von Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten, Freiheit, normale Verhaltensmuster auszudrücken, Freiheit von Angst und Leid.
Sämtliche Herstellungsprozesse vom Spinnen bis zum fertigen Gewebe sind zertifiziert. Was Synthetikmaterial anbelangt, sind wir Bluesign-Partner, das heißt, wir haben eine sehr strenge Chemikalien-Restriktionsliste. Wir achten darauf, dass auch hier alle Produktionsschritte zertifiziert sind.
Darüber hinaus erhöhen wir den Anteil an recycelten Kunstfasern kontinuierlich. Das geschieht aber nicht auf Biegen und Brechen, da wir natürlich keine qualitativen Einbußen, was die Funktionalität der Ware betrifft, in Kauf nehmen wollen. Beim Recycling tut sich ja auch unglaublich viel und in den nächsten Jahren wird es da sicher weitere Fortschritte geben.
Mulesing
Beim Mulesing-Verfahren wird den Lämmern ohne Betäubung überschüssige Haut am Hinterteil entfernt, um das Einnisten von Fliegenlarven zu verhindern.
Denn sind die Schafe von Fliegenmaden befallen, kommt es zu schweren Infektionen, die sogar zum Tod führen können. Durch das Mulesing soll eine glatte vernarbte Fläche entstehen, in der sich keine Insekten mehr festsetzen können.
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